Volkstrauertag 2017

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Reservisten bildeten beim Volkstrauertag die Ehrenabordnungen an den Kriesgerdenkmälern in Ensdorf, Thanheim und Wolfsbach. Im Kirchenvorhof in Ensdorf flankierten sie die Fahnenabordnungen des Krieger- und Reservistenvereins sowie der Freiwilligen Feuerwehr Ensdorf. Die Blaskapelle Ensdorf unter Leitung von Hubert Haller intonierte zur Gedenkfeier „Ich bete an die Macht der Liebe“.

Nach einem feierlichen und denkwürdigen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Jakobus in Ensdorf gedachten  – wie in den Filialen Thanheim und Wolfsbach –  Gläubige der vielen Gefallenen, Vermissten und Verstorbenen - nicht nur der beiden Weltkriege und des nationalsozialistischen Regimes, sondern auch von Terrorismus und Bürgerkriegen in aller Welt, nicht zuletzt der in Auslandseinsätzen gefallenen deutschen Soldaten.

„Wir gedenken heute  am Volkstrauertag der Opfer der unsäglichen Weltkriege und der vielen anderen Kriege, der vielen Toten von Soldaten und aus der Zivilbevölkerung. Wir beschwören damit den Frieden bei allen Völkern und Herrschern. Doch  wir erleben auch heute Gewalt und Unfrieden in brutalster menschenverabscheuender Weise. Es geht, wie wir in den Zeitungen und anderen Medien erfahren, bei den ‚kleinen Auseinandersetzungen’ an, die in Brutalität bis hin zu Mord gehen, und so ihre Kreise unter den Völkern zieht“, erklärte Pfarrer Pater Hermann Sturm. „Wir werden Frieden in unserer Welt nicht finden, wenn wir nicht kapieren, dass Friede nicht irgendwo, sondern bei uns anfängt im tolerierenden Miteinander und Füreinander. Wo wir Gott ausklammern, wird weder Gerechtigkeit, noch Frieden, vielmehr Chaos, Gewalt, Terror und Krieg herrschen. Wo seine Gebote ausgeschaltet werden, wird  es keinen Frieden geben. Christus ist unser Friede, wie Paulus sagt. Wir als Christen sollen mitbauen an einem Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens“, so Pfarrer Sturm..

Dann wurde für alle Opfer von Krieg, Terror und Gewalt und deren Hinterbliebenen gebetet; für den Frieden und ein gutes Klima in allen Lebensbereichen, in Stadt und Land, in Schulen und Betrieben, in der Kirche, unserer Nachbarschaft und unseren Familien. „Gib, dass wir uns nicht abfinden mit den Kriegen in dieser Welt. Hilf uns, Zeichen der Hoffnung zu setzen durch Taten der Liebe. Lehre uns, einander das Leben zu gönnen und Frieden zu machen“, schloss der Geistliche.    

Bevor Bürgermeister Markus Dollacker seine Gedenkansprache zum Volkstrauertag hielt, spielte die Blaskapelle „Über den Sternen“. „Heute vor 100 Jahren wären wir mitten im Ersten Weltkrieg, vor 75 Jahren im Zweiten. Gerade 70 Jahre Friedenszeit in unserer Heimat“, erinnerte Bürgermeister Markus Dollacker. „Wenn wir uns heute daran erinnern, dann auch, weil wir aus unserer  Vergangenheit lernen wollen. Geschichte liefert uns keine Anleitung, wie wir es besser machen!

Aber sie ist Grundlage unseres historischen Bewusstseins, denn wir wissen, was geschehen ist, und können damit u d unserem Wissen den Ursachen auf den Grund gehen und verstehen, welche Auswirkungen das Geschehene auf unsere Gegenwart hat. Unsere Vergangenheit mit all ihren Schatten begegnet uns bis heute – in Form von Trauer. Trauer ist ein wesentlicher Bestandteil des Erinnerns. Man blickt heute auf die Gefallenen der beiden Weltkriege. Denn sie haben unsere Geschichte und damit unser heutiges Dasein geprägt. Ihr Opfer bedeutet uns eine große Verpflichtung, Wir sind ihnen schuldig, ihr Gedächtnis in uns wach zu halten.

„Vergessen wäre Verleugnung unserer Geschichte und unserer Wurzeln. Das Leid und das Schicksal der Soldaten sind für unsere Gegenwart von großer Bedeutung“, betonter der Bürgermeister.

„ Darum haben wir uns heute hier versammelt. Wir gedenken der unzähligen Gefallenen zweier Weltkriege; der Menschen, die durch den Krieg aus ihren Familien gerissen wurden und eine Lücke hinterlassen bis in unsere Zeit; der zivilen Kriegsopfer; der millionenfach Ermordeten, die wegen ideologischer Verblendung sinnlos ihr Leben verloren; der Opfer von Vertreibung, Hass und Terror. In unser Gedenken schließen wir auch die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr ein, die bei Einsätzen für den Frieden in den vergangenen Jahren gefallen sind. Wir fühlen mit ihren Familien, mit ihren Kameradinnen und Kameraden und ihren Freunden.“

Aus Erinnern und Trauern ergebe sich Verantwortung, so Dollacker. Diese Verantwortung sei immer in die Zukunft gerichtet. Das Erinnern und das Wissen um die Vergangenheit präge unsere eigene Haltung und werde dadurch zwangsläufig unser  gegenwärtiges und zukünftiges Handeln bestimmen. „Wir müssen uns immer wieder aufs Neue bewusst machen, welch hohes Gut unsere Demokratie für uns darstellt. Deshalb müssen wir unsere freiheitliche Gesellschaft gegen Angriffe verteidigen – wo immer es nötig ist – für Toleranz und gegenseitige Achtung einstehen“, betonte er.   

Heute könne Deutschland auf eine lange Zeit des Friedens zurückblicken, lebe in Wohlstand und Sicherheit, aber auch heute seien wir darauf angewiesen, dass Mitbürgerinnen und Mitbürger bereit seien, unser Land und unsere Werte im Ernstfall zu verteidigen. Diese Aufgabe habe die Bundeswehr übernommen, wofür unser Dank gelten müsse.

„Aus dem Gedenken der heutigen Tages ergibt sich für uns alle die Pflicht zur Verantwortung für den Erhalt des Friedens“, betonte Dollacker. „Gerade die letzen Wochen und Monate haben uns daran erinnert wie zerbrechlich der Frieden ist, in Europa und in anderen Kontinenten. Unserer Gesellschaft muss das Bewusstsein für die Verantwortung an künftige Generationen weitertragen“, betonte Dollacker. Und erklärte: „Für uns kann das nur bedeuten: Trauer geht weit über Vergangenheitsbewältigung hinaus!“ Daraus erwachse ein hoffnungsvoller Blick in die Zukunft und es ergäben sich neue Perspektiven für die Gestaltung unseres Lebens. Dabei dürfe man nicht vergessen, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist. „Wir sind alle aufgefordert, unseren Beitrag zum Erhalt des Friedens zu leisten, Für ein friedvolles, soziales Miteinander sind Achtung und Toleranz gegenüber unseren Mitmenschen unabhängig von ethnischer Herkunft oder persönlichen Weltanschauungen entscheidend. Im Kleinen wie im Großen.“

Zu „Ich hatt’ einen Kameraden“ senkten sich die Fahnen und Bürgermeister Markus Dollacker legte mit dem Vorsitzenden des Krieger- und Reservistenverein Ensdorf, Erich Bram, „in Ehrfurcht vor den Toten beider Weltkriege und der Opfer von Gewaltherrschaft sowie aller Kriegsopfer und im Dienst gestorbenen Soldaten weltweit“ zum Gedenken am Ehrenmal einen Kranz nieder, während Josef Hammer Ehrensalut schoss. Mit der Bayernhymne und dem Deutschlandlied endete die würdige Gedenkfeier zum Volkstrauertag in Ensdorf.

Dieses Jahr wurde als Zeichen der Erinnerung ein kleiner Gedenkstein am Kriegerdenkmal in Ensdorf gesegnet, der auf Initiative von Erich Brem vom Krieger- und Reservistenverein aufgestellt wurde. Künstlerisch gestaltet wurde er kostenlos vom Ensdorfer Steinmetz Georg Kirchberger. Für alle soll der im Stein eingemeißelte Aufrucf  Erinnerung und des Gedenkens sein: „Stehest Du an dieser Stätte hier, so schenk ein Vaterunser mir. Denk an mein Grab im Feindesland, im stillen Wald am Wegesrand!“