Neuer Volksaltar zum 300-jährigen Jubiläum geweiht

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Am Sonntag, dem 8. Oktober 1717 wurde die damalige Klosterkirche der Benediktiner dem Heiligen Jakobus dem Älteren geweiht. Nach vierjähriger umfassender Innenrenovierung weihte am vergangenen Sonntag genau 300 Jahre später Diözesanbischof Dr. Rudolf Voderholzer den neuen Volksaltar und segnete den Ambo.

Empfangen wurde der Bischof am Klostertorbogen von den Fahnenabordnungen der Vereine und Kindern des Kindergartens St. Jakob mit weiß-gelben Fähnchen und dem Lied „Wir sind die Kleinen in den Gemeinden …“ Dieser segnete jedes einzelne Kind mit dem Kreuzzeichen auf der Stirn und den Worten „Segne und behüte dich“. Dazu spielte die Ensdorfer Blaskapelle unter Leitung von Hubert Haller. Dann zog man unter Orgelgeläut feierlich in das neu erstrahlende Gotteshaus. Zuerst die 21 Ministrantinnen und Ministranten mit dem Prozessionskreuz, dann die 13 Konzelebranten mit Bischof Voderholzer.

Vor dem Altar begrüßte Pfarrer Pater Hermann Sturm den Bischof im Namen aller Gläubigen. Dieser gratulierte zur gelungenen Renovierung und Neugestaltung des Altarraumes. Darauf segnete er am Taufbrunnen das Wasser und anschließend den neuen Ambo, der wie der neue Volksaltar aus Kehlheimer Kalkstein besteht. Der feierliche Weihegottesdienst wurde musikalisch gestaltet vom Kirchenchor St. Jakobus unter Leitung von Gerhard Tschaffon mit Orgel und Bläsern mit der „Missa pro Pace“ von Christian Matthias Heiß und Psalmen.

„Was macht eine Kirche zu einer Kirche?“ fragte Bischof Voderholzer und gab als Antwort „Durch den Altar. Ohne Altar keine Kirche.“ Dann ging er auf die Bedeutung der Altäre seit Urzeiten als Opferstätte ein, als Ort, wo Menschen mit Gott in Verbindung treten und ihm ein Opfer darbringen, ihm danken und bitten, um Segen und Vergebung. „Das Kreuz ist der Altar, der die Wende bringt, das Heil der ganzen Schöpfung. Sich die Gemeinschaft von Gott und den Menschen vollzieht. Der Welt das Heil bringt.“ Beim neuen Ensdorfer Volksaltar zeichnet sich ein Kreuz in der Frontseite ab. Darüber ist die Tischplatte aufgesetzt. „Darauf wird das Kreuzesopfer Jesu Christi dargebracht und um den Altar sich die Gläubigenversammeln in Jesus Christus, dem Brot des Lebens. Gemeinschaft mit ihm und Versöhnung mit ihm finden. Das Opfer, das Heil und Leben schenkt.“ Bischof Voderholzer gratulierte den Ensdorfer Gläubigen zu ihrem neuen Altar und dankte ihnen. „Ihr habt nicht ein Museum renoviert, sondern eine Kirche, wo Christus gegenwärtig ist!“ betonte der Diözesanbischof. „Nützen sie ihre Kirche. Lieben sie sie. Sie haben die schönste Kirche weit und breit! Im Altar ist das gesamte Mysterium des Glaubens vereint.“

Anschließend wurden nach der Allerheiligenlitanei vor dem neuen Altar Reliquien des Hl. Timotheus und der hl. Aurelia aus dem alten Altar beigesetzt, der Altar mit Weihwasser besprengt. Auf der dann mit Chrisamöl gesalbten Altarplatte wurde Weihrauch verbrannt und Lichter angezündet. Das Weihegebet gesprochen. Danach wurde auf dem neuen geweihten Volksaltar Eucharistie gefeiert. Im Schlussgebet hieß es: „Herr, lass uns immer deinem Altar verbunden bleiben, auf dem das heilige Opfer gefeiert wird.“ Nach dem Pontifikalsegen wurde feierlich das Tedeum angestimmt.

Den Empfang im Wittelsbachersaal anlässlich der Altarweihe in der Pfarrkirche St. Jakobus umrahmte das Bläserquartett der Blaskapelle Ensdorf musikalisch. Dicht gedrängt saßen viele Ehrengäste und standen noch mehr Pfarrangehörige bei einem Glas Sekt und leckeren Häppchen.

Kirchenpfleger Johann Fink begrüßte alle sehr herzlich und erinnerte daran, dass am 8. Oktober 1717 die barocke Kirche geweiht wurde. „Heute, am 8. Oktober 2017 feiern wir 300 Jahre unserer Asamkirche, die seit 1802 Pfarrkirche ist.“ Dann ging er auf die vierjährige Sanierung ein. Aus diesem Grund habe die Kirchenverwaltung im Jahr 2010 bei der Diözese Regensburg eine Renovierung beantragt. Am 5. 10. 2010 habe eine Bestandsaufnahme im Auftrag des bischöflichen Baudirektors stattgefunden und dem Wunsch sei entsprochen worden. Im Jahr 2011 wurde dann Architektin Carola Setz aus Regensburg mit der Innenrenovierung der Pfarrkirche betraut. „2014 wurde der Orgelboden von 1717 restauriert, von 2015 bis 2017 wurden die Arbeiten an der Raumschale, den Decken und Wänden, an den bekannten Asam-Fresken, am Hochaltar und den Seitenaltären erledigt. Im Zuge der Innenrenovierung wurde auch die Vorgabe erfüllt, den Altarraum neu zu gestalten. Der Entwurf von Josef Saildorfer aus Neufraunhofen für Volksaltar, Ambo, Kredenz und Sedilien bekam den Zuschlag. Der neue Volksaltar und Ambo bestehen aus Kelheimer Kalkstein.“ Sein besonderer Dank neben den Ausführenden Kräften galt den freiwilligen Helferinnen und Helfern, die über 1000 Arbeitstunden unentgeltlich in die Restaurierungsarbeiten eingebracht haben. Besonders begrüßt hat Fink die Pfarrangehörigen, „die nach den Jahren der Renovierung mit den Unannehmlichkeiten wieder in ihre nun in neuem Glanz erstrahlende Pfarrkirche zurückkehren dürfen“.

„Das ist der Tag, den der Herr gemacht – lasst uns jubeln und seiner uns freuen“, begann Pfarrer Pater Hermann Sturm seine Ansprache. „Ja, wir dürfen uns heute von Herzen freuen, dass mit der Altarweihe die über vierjährige Kirchenrenovierung glücklich zu Ende gegangen ist – eine sehr umfangreiche Maßnahme.“ Wie überbrücken wir gottesdienstlich die Zeit sei eine der ersten Fragen gewesen? „Ohne dass das religiöse Leben zum Erliegen kommt – großen Schaden nimmt?“ Die Lösung war: Gottesdienst sonntags in der Wallfahrtskirche auf dem Eggenberg, werktags im Pfarrsaal. Eine Zusatzlösung ergab sich sonntags zwei Jahre lang durch die Einhausung des Gerüstes im hinteren Teil der Pfarrkirche als eine „Kirche in der Kirche“. Bei größeren Anlässen wurde in den Mehrzweckraum des Klosters ausgewichen. „Mit viel Improvisation und Ideensuche kam wir über die Runden“, so Pfarrer Sturm, der allen mit einem herzlichen Vergelt’s Gott für ihre Mithilfe dankte. „Wir alle sind Kirche – eine Kirche aus lebendigen Steinen“ zitierte er Apostel Paulus. „Wir wollen mit dem hohen Kostenaufwand von 3,1 Millionen Euro kein barockes Museum für Kunstliebhaber schaffen, sondern eine KIRCHE, die wir wieder mit Leben füllen, ja wo wir uns wieder daheim fühlen!“

Am Anfang jeder Baumaßnahme im historischen Bestand steht das Erfassen und Bewerten des Vorhandenen, das Finden eines tragbaren Restaurierungskonzeptes, auch das Finden einer Vision, was entstehen kann. Was entstehen soll. Gerade bei diesem Prozess sind nicht nur sensible Fachleute und kompetente Fachbehörden, sondern auch eine engagierte Bauherrschaft unverzichtbar, eine Bauherrschaft, die Ideen und Konzepte mit entwickelt, mitverfolgt und mitträgt“, erklärte die mit der Innenrestaurierung der Pfarrkirche betraute Architektin Carola Setz. Schließlich und endlich seien es dann die Ausführenden, die Restauratoren, Künstler und Handwerke, die mit ihrem Tun einen ganz wesentlichen Teil zum Gelingen beitragen. „Die Qualität des Entstandenen zeigt, dass sich hier in Ensdorf ein wirklich optimales Team gefunden hat,“ ist sich die Architektin ganz sicher. Sie dankte allen an der Restaurierung Beteiligten in Planung, Ausführung und Unterstützung für ihre optimale Arbeit.

MdL Dr. Harald Schwartz gratulierte Ensdorf und dem ganzen Vilstal, „dass jetzt ein Leuchtturm weit über die Region hinaus neu erstrahlt“.

Bei Ensdorfern höre man über die vierjährige Renovierung mit Kosten von über drei Millionen Euro: „Ja sauberer und heller ist unsere Pfarrkirche jetzt schon!“ erzählte Bürgermeister Markus Dollacker. Er betonte: „Da ist schon mehr passiert. Vom Holzwurm bekämpfen bis zur Erneuerung der Vergoldung, dem neuen Volksaltar. Wir sind stolz auf unsere wunderschöne Asamkirche und es sagt auch aus, dass eben sehr denkmalgerecht gearbeitet wurde.“ Er wünschte dem restaurierten Gotteshaus und dem neu geweihten Altar eine „gute Zukunft“, dass es „weniger ein Museum wird, sondern genau der Ort für Ruhe und Besinnung bleibt wie in den letzten 300 Jahren, in dem Mut und Hoffnung für uns Menschen liegen, aber auch Musik und Kunst“. Der Pfarrkirche wünschte er viele  - ob bei den regelmäßigen Gottesdiensten, bei künstlerischen musikalischen Veranstaltungen oder bei Kirchenführungen. Auch sein Dank galt allen, die mitgearbeitet haben.

„Es ist geschafft! Die ganze Pfarrei bewundert ihre Ausdauer und Entschlossenheit,“ sagte Pfarrgemeinderatssprecherin Agnes Graf zu Pfarrer Pater Hermann Sturm, der sicher ob der Restaurierung manch schaflose Nacht verbracht habe. „Aber sie haben keine kalten Füße bekommen!“ Damit das auch in Zukunft nicht passiert, überreichte sie ihm vorsorglich ein Paar große Filzpantoffel zum Überziehen als „Sofortmaßnahme“, weil es jetzt keinen wärmenden Teppich mehr am Altar gibt.

Zum Ende des Stehempfangs lud Bürgermeister Markus Dollacker Diözesanbischof Dr. Rudolf Voderholzer auf, sich in das Goldene Buch der Gemeinde Ensdorf einzutragen.