Die 4 Unverdorbenen mit ihrem Programm „Himmlisches und Höllisches“

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Dem Publikum ist es mittlerweile egal, ob der „Blaue Montag“ wirklich an einem Montag oder wie im Kloster Ensdorf an einem Sonntag abgehalten wird. Denn die Auftritte der „4 Unverdorbenen“ des Neunburger Kunstvereins haben schon Kultstatus bei ihrer Fangemeinde erlangt. Das wurde am Sonntagabend bei ihrem aktuellen Satire-Programm „Himmlisches und Höllisches“ erneut deutlich. Der Klosterkeller platzte angesichts des Publikumsandrangs fast aus allen Nähten.

Die „4 Unverdorbenen“, das sind Karl Stumpfi als Rezitator sowie Klaus Götze, Jürgen Zach und Franz Schöberl mit ihren Instrumenten und Gesang. Nach dem Blues „Stormy weather“ zum Auftakt warteten die Musiker mit einer nicht alltäglichen Version der „Europa Hymne“ auf. Dabei habe Beethoven beim Komponieren bestimmt nicht an Europa gedacht, gab der Rezitator zu bedenken. Schon eher daran, wie er seine 9. Symphonie  anständig zu Ende bringen könnte. Sie lieferte Karl Stumpfi die Steilvorlage für den Vortrag der Glosse „Die Beethovenmaske“ von Alfred Polgar, der sich mit einer nicht immer artgerechten Verwendung von zahlreichen an den Komponisten erinnernden „Devotionalien“ auseinandersetzte. Bestens in die Gegenwart passte ein Text von Ludwig Thoma, der dem Abgeordneten Josef Filser „politische Gedanken zur Religion“ in den Mund gelegt hatte.

Wie sich „Ein Wiener Barockmensch in Berlin“ anfühlt oder fühlt, wurde mit einer „Reise-Impression“ von Egon Friedell verdeutlicht, zusammen mit dem Marlene Dietrich/Hildegard Knef-Evergreen „Ich hab‘ noch einen Koffer in Berlin“. Nach dem Musik-Klassiker „Bei mir bist du scheen“ rezitierte Stumpfi die Anekdote „Von Rebbe Grün“ von Friedrich Torberg. Zur schauspielerischen Hochform lief er bei der Geschichte „Die Taube und der Engel“ auf  – Autor Rudolf Stürzer nimmt hier das Phänomen „Massenpsychose“ durch die Wiener Brille aufs Korn...

Die Vor- und Nachteile eines Aufenthaltes im Himmel oder in der Hölle stellte Stumpfi unter anderem mit Gedichten von Karl Valentin und Fritz Grünbaum durchaus nachvollziehbar heraus. Auf dem aktuellsten Stand, was Lokalkolorit betraf, war Jürgen Zach mit seinen „Ensdorfer Gstanzln“. Nachdenklich stimmte das von ihm gesungene Lied „Bella ciao“, als passendes Intro zum autobiografischen Bericht „Meine erste Revolution“ von Gerhard Polt, der schon das Finale dieses kurzweiligen Abends einläutete. Die „4 Unverdorbenen“ ließen sich aber nicht lange zu weiteren Zugaben „nötigen“, unter anderem mit dem Franz-Joseph-Couplet  „Mir bleibt nichts erspart“ und der launigen K.u. k-Militär-Episode „Johann Kiefer“ von Alexander Roda Roda. Das eifrig applaudierende Publikum wurde gleich zum nächsten „Blauen Sonntag“ am 5. November  eingeladen, bevor der „Sperrstunden-Blues“ als Rausschmeißer erklang.

Einige „Ensdorfer Gstanzln“ von Jürgen Zach

„Im Klouster vo Ensdorf fühln mir uns ganz wohl, da bring ma alle Johr unsern Saal recht schöj voll!“

„Wenn’s d in Ensdorf wos kaffa möchst, schaust erst a Mal recht dumm. Doch des Gschau wird se bald ändern mit’m neia Einkaufszentrum!“

Da Donald Trump hot kündigt im Weißen Haus. Mit da Ensdorfer Feierwehrloater, sagt a: kannt er no heicher hinaus.“

„Jeds Kaff hot an Kreisverkehr, bloß Ensdorf hams prellt, damit dou a amal wos rund geiht, rat’n ma, dass’ts a Windradl aafstellts!

„Da woarn Archälogn in da Kircha vom Pfarrer Sturm. An Heilign wolltns finna, aber an Dreck hams gfunna und an Holzwurm!“

Wega da Renovierung vo da Kirch ais des End ja bekannt, sicher wird dann da Pfarrer zum Monsignore ernannt!“

„Da hams ummanand baggert für a Freibad mit Strand – hamma gmoant. Daweil wird’s a Auffangbecken fürn Friedhof, wenn ebba a mal s’Gießwasser niad glangt!“