„Dieses Geld ist in guten Händen.“

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Für die Instandsetzung des Torhauses Hirschwald 4 in der Gemeinde Ensdorf stellt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) dank der Lotterie Glücks-Spirale, deren Destinatär sie seit 1991 ist, 30000 Euro zur Verfügung. Den symbolischen Fördervertrag überbrachte am Freitag Petra Schöllhorn vom Ortskuratorium Fränkische Stadtbaumeister der DSD im Beisein von Hans Menzl von Lotto Bayern vor Ort an die Denkmaleigentümer Birgit Rieger und Willi Schmid, die sich darüber sehr freuten und betonten: „Dieses Geld ist in guten Händen.“.

Das im Dorfkern gelegene spätgotische Torhaus wurde Mitte des 16. Jahrhunderts als Teil der Schlossmauern errichtet und ist eine „letzte Erinnerung an die Kurpfälzer in der Oberpfalz“. Der zweigeschossige Bruchsteinbau mit Satteldach, Steinwänden und rundbogiger Tordurchfahrt ist das letzte bauliche Zeugnis der um 1530 errichteten Hofanlage, die eine Dependance der Wittelsbacher in der Oberen Pfalz war. Nach 1795 wohnte eine Bauersfamilie darin.

Das Jagdschloss ließ Pfalzgraf Friedrich II, auf den Ländereien des im Zuge der Reformation säkularisierten Klosters Ensdorf errichten. Umgebaut wurde es nach einem Brand 1916. In den 1970er Jahren brach man das ehemalige Jagdschloss ab, so dass heute von der einstigen Anlage nur noch die Kirche und einige Nebengebäude vorhanden sind. So der südlich angebaute eingeschossige Steinstadel. Zu Kurpfälzer Zeiten war im Torhaus eine Schmiede untergebracht und war die heutige Scheune die dazugehörige Stallung. Von den Gebäuden ist nur das Torhaus denkmalgeschützt, dessen Umfassungsmauern noch aus der Zeit Friedrichs II. stammen, während das Gebäudeinnere und das Dachwerk 1916 nach dem Brand in traditioneller Bauweise neu errichtet wurden.

„Trotz der Veränderungen des 20. Jahrhunderts ist das Torhaus ein wichtiges Zeichen der Kurpfälzischen Epoche der Oberpfalz“, so die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Nunmehr gehört es zu den über 340 Projekten, welche die private Denkmalstiftung dank Spenden und Mitteln der Glück-Spirale unterstützt.

Das historische Torhaus des „Ensdorfer Tores“ und der anschließende Steinstadel in dem kleinen Ort mit gleichem Namen wie der Naturpark haben seit 2013 neue Besitzer. Während manche schon der Meinung waren „Lasst es einfallen oder schiebt es weg“, erweckt das Architektenehepaar Willi Schmid und Birgit Rieger das denkmalgeschützte Anwesen Hausnummer 4 zu neuem Leben. Ende 2014 wurde mit der Restaurierung begonnen.

Das Torhaus mit dem Ensdorfer Tor ist, mit Ausnahme der Jagdkapelle, das letzte Zeugnis der historischen Hofanlage aus dem 16. Jahrhundert. „Es soll einer adäquaten und denkmalgerechten Nutzung zugeführt werden und dabei sein kulturelles Potential geweckt werden. Im Erdgeschoss ist eine kleine gastronomische Nutzung Einrichtung vorgesehen“, plant das Architektenpaar. „Eine so genannte Huzastube mit rund 20 Plätzen, wo gemeinschaftliches Zusammenkommen der Dorfbevölkerung möglich ist. Dadurch könnte die vormalige Hirschwalder Tradition wiederaufleben. Außerdem wird sie den Besuchern des Naturparks und den Gästen von Hirschwald 4 eine gemütliche Einkehr und die Gelegenheit, Spezialitäten aus der Region zu genießen, bieten. Für die Beherbergung werden im Obergeschoss drei Gästezimmer zur Verfügung stehen.“ 

Der Steinstadel als Teil des historischen Ensembles ist für eine kulturelle Nutzung bestimmt. Für Kultur, die mit dem speziellen Ort Hirschwald zu tun hat. „Als geschichtsträchtiges Biotop ist er für unterschiedlichste gesellschaftliche Gruppen relevant“, so die Besitzer. „Für Historiker (Die Wittelsbacher in der Oberen Pfalz), Denkmalpfleger und Architekten, aber auch für Jagdliebhaber (Wildgehege und Jagdrevier Hirschwald) und Pferdefreunde (Pfalzgraf Friedrich II. ritt 1538 mit 128 Pferden zur ersten großen Hirschjagd nach Hirschwald). Sogar für Sänger (Heimat von ‚Der Jäger aus Kurpfalz’) und Cineasten (Drehort des Rödl-Films ‚Grenzenlos’) hat er Bedeutung. Die Sanierung und Restaurierung des Steinstadels wird noch heuer beendet.

„Inmitten des gleichnamigen Naturparks gelegen, kann Hirschwald ein Fixpunkt für alle werden, die Naturerlebnisse mit Kunst und Kultur und der Geschichte der Oberpfalz verbinden wollen. Mit Ausstellungen und Veranstaltungen zum Kennenlernen des Ortes und für das lokale Bewusstsein“, ist das Architektenpaar überzeugt. „Hirschwald 4 hat großes kulturelles Potential. Das soll geweckt werden.“

Seit November 2014 erfolgt die denkmalpflegerische Sanierung des Torhauses Hirschwald und des anschließenden Steinstadels. In einem ersten Schritt erfolgte die statische Instandsetzung des bis dahin nur notgesicherten Anwesens mit der Unterfangung der Fundamente, der Vernadelung bzw. Verschlauderung des westlichen Torbogens sowie der Reparatur des Dachstuhls Steinstadel. Nadelanker verhindern jetzt schon das Kippen des Torbogens.

Wie kam das Architektenehepaar dazu, das Anwesen Hirschwald 4 zu erwerben? „Als Haselmühler kennt man natürlich Hirschwald und das Torhaus. Sie sind Teil meiner Jugenderinnerung“, erzählt Willi Schmid der MZ. „Auch, weil der Rödl-Film ‚Grenzenlos’ dort gedreht wurde und man damals einen neuen Bezug zur Heimat bekam.“ Auf das Torhaus aufmerksam geworden ist das Architektenehepaar durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, das dafür einen Käufer suchte. Jahrelang. „Beruflich haben wir auch mit denkmalpflegerischen Aufgaben zu tun. Da wissen wir natürlich genau, auf was wir uns einlassen. Oder sagen wir mal lieber fast genau.“

Warum sich so was antun? fragte die MZ weiter nach. „Für die gesamte Region ist es ein wichtiges geschichtliches Zeugnis. Und wenn es niemand anderes herrichtet - dann halt wir. Aber Hirschwald gibt auch viel. Es ist ohne Zweifel ein magischer Ort. Und seine Geschichte ist faszinierend. Zum Beispiel taucht der Name des Vorgängerdorfes Gumpenhof im Katalog der Landesausstellung ‚Ludwig der Bayer’ auf. Alle Wittelsbacher, die die Obere Pfalz von Amberg aus über Jahrhunderte regierten, waren ja am liebsten auf der Jagd. Man könnte auch sagen: Bon Hirschwald aus wurde einige Jahrhunderte die Oberpfalz regiert, denn bei den Jagden und Jagdgesellschaften wurde sicherlich Vieles entschieden.“

Auf die letzte Frage „Wann kann man im Torhaus Hirschwald huzagehen?“ kam die prompte Antwort: „Heuer wird die Sanierung des Stadels abgeschlossen. Und wenn alles gut geht, wird das Torhaus Ende 2017/Anfang 2018 fertig.“ Dann hat das gesamte Projekt eine gute halbe Million Euro verschlungen. Der erste Bauabschnitt mit 120000 Euro ist bereits abgerechnet und wurde mit rund 20 Prozent durch Bayerische Landesstiftung, Landesamt für Denkmalpflege, Bezirk Oberpfalz und Deutsche Denkmalstiftung gefördert. Für den rund 400000 Euro teueren 2. Bauabschnitt hofft das Architektenehepaar auf ein „etwas höher Förderung“.

Geschichte

An der Stelle der heutigen Ortschaft Hirschwald befand sich früher das Dorf „Gumpenhof“, das bereits im Jahr 1112 urkundlich erwähnt ist und größer war als das heutige Hirschwald. 1454 überließ das Kloster Ensdorf dem Kurfürsten Friedrich I. denn Nutzgenuss von einem „Gut die Satzung zum Gumpenhofe“. 1513 wird Pfalzgraf Friedrich II. Administrator der herobenen Pfalz mit Regierungssitz Amberg. Als leidenschaftlicher Jäger machte er aus dem Hirschwald ein großes landesherrliches Wildgehege und errichtete darin, in Gumpenhof, ein Jagdschlössl mit Nebengebäuden, einer neuen Vierseitanlage für die herrschaftlichen Jagdgesellschaften und eine Ringmauer drumherum. Dazu legte er alle bestehenden auf ‚gütlichem Wege’ erworbenen Gebäude nieder – mit Ausnahme der Kirche. Pfalzgraf Friederich II. (ab 1544 Kurfürst Friedrich von der Pfalz) ritt 1538 mit großem Gefolge auf 128 Pferden zur ersten großen Hirschjagd ein. Im Jahr 1545 heißt es ‚Gumpenhof yetzt zum Hirschwald. 1673 erwirbt Forstmeister H.A. Danhauser zwei Bestandshöfe mit Zugehörigem, auch Anwesen Hausnummer 4. Sein Nachfolger  K. Huber übernimmt 1737 den Besitz und ergänzt ihn u.a. mit dem Schlösschen samt ‚Schöngarten’ und ‚Kittengarten’. Dem Staat verblieb das Forsthaus und die Kirche, mit Ausnahme des Kellers. F.J. von Huber war der letzte Forstmeister. Aus Frust, dass das Forstministeramt aufgelöst wurde, zertrümmerte er 1816 seinen Besitz samt Anwesen Hausnummer 4. Die Vierseitanlage wurde aufgeteilt. Ein Viertel ging an die ‚Torbogen-Reiser’. 2013 erwirbt das Architektenehepaar Birgit Rieger und Willi Schmid das Anwesen Hausnummer 4 mit dem Ensdorfer Tor und saniert und restauriert es denkmalpflegerisch seit Ende 2014.