Jakobi-Kirchweih 2016

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Die Feuerwehr Ensdorf hält Traditionen hoch. Nicht nur das Knackwurstfest. Am Wochenende bewies sie und die zehn feschen Kirwapaare der Kirwagemeinschaft, dass man in Ensdorf zünftig und originell Kirwa zu feiern versteht: die traditionelle Jakobi-Kirchweih.

Am Samstag war es sonnig und mehr als heiß. 30 Grad zeigte das Thermometer im Schatten. Da kamen die zehn strammen Kirwaburschen und ihre Helfer gehörig ins Schwitzen als sie den kerzengerade gewachsenen 31 Meter langen Kirwabaum aufstellten. Zuvor hatten sie ihn teilweise geschält und „geringelt“, alle Kirwaburschen „Kirwa Ensdorf 2016“, einen Maßkrug und a Herzerl eingeschnitzt. Die feschn Kirwamoidln hatten Abende zuvor schon zwei riesige Kränze gebunden und den Gipfel mit weißblauen Bändern und roten Herzerln versehen.

Etwas verspätet hörte man die Juchzer der strammen Kirwaburschen als sie mit einem Traktor die stattliche 31 Meter lange Fichte zum Festplatz transportierten. Begleitet wurde der Zug natürlich von den hübschen Kirwamoidln in ihren feschen Dirndln mit flüssiger Nahrung. „Wer hot Kirwa?“ wurde gerufen. „Mir hom Kirwa! Wer hot die schöinsten Kirwamoidln? Mir homs! Wer hot die stärksten Kirwaburschen? Mir homs! Wer hot den längsten und schönsten Kirwabaam? Mir hom an!  „Wia san ma? Guat san ma! Mai, san mia guat!” “Mai liaber, in Ensdorf dou is Kirwa” wurde gesungen und “Drei Dog, drei Dog gehn ma nimmer ham!”

Traditionell wurde dann der Baum von heuer 36 starken Burschen und Männern an fünf „Goaßn“ und viel „Armschmalz“ in die Senkrechte gebracht. Eine schweißtreibende Arbeit. Da mussten sich die Kirwaburschen und ihre Helfer mächtig ins Zeug legen. „Mai ham mir an Durscht!“ brauchten sie gar nicht erst zu rufen. Die Kirwamoidln eilten gleich herbei, um mit Gerstensaft dafür zu sorgen, dass das „Schmalz“ nicht ausging.  

„Auf mein Kommando! San mas? Alle Manna an die Goaßn! Hau-Ruck! Nu an Schub!“ forderte unerbittlich „Baummeister“ Martin Reiser. Als der Baum zu zwei Drittel aufgerichtet, passierte das Malheur: Oje! Plötzlich brach der Wipfel mit einem Ruck um fünf nach vier ab! Ohne dass es Gott ei Dank Verletzte gegeben hat. Zunächst wurde von den Ensdorfer Feuerwehrleuten der Baum noch bis 16.15 Uhr vollständig in die Senkrechte gebracht, die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Amberg zu Hilfe gerufen, die schon um 17 Uhr mit ihrer großen Drehleiter eintrafen, um in „Nachbarschaftshilfe“ zu Hilfe geeilt waren. Inzwischen hatten die Ensdorfer Feuerwehrler schnell einen „Ersatzgipfel“ besorgt. Und seit 17.30 Uhr ragt der jetzt hoch aufgerichtete Ensdorfer Kirwabaam nach harter Arbeit über das Dorf, das sich zu Recht „Perle des Vilstales“ nennt, wehen die weißblauen Bänder von den zwei grünen Kränzen und dem „Ersatzgipfel“. Abends spielten dann die „Original Waidhauer“ zünftig auf. 

Den sonntäglichen Festgottesdienst in der Pfarrkirche St. Jakobus mit Pfarrer Pater Hermann Sturm umrahmte der Kirchenchor Ensdorf unter Leitung von Gerhard Tschaffon. Die Blaskapelle Ensdorf unter Leitung von Hubert Haller spielte anschließend zum musikalischen Frühschoppen im Festzelt auf, bevor sich die Gäste an Schweinsbraten, Bratwürstln und Grillfisch labten oder Kaffee und selbstgebackenen Kuchen den Vorzug gaben.

Petrus hielt seine schützende Hand über die Ensdorfer Jakobi-Kirchweih. Ob dies am Kloster, der Freiwillige Feuerwehr oder den Kirwapaaren lag, weiß niemand genau. Jedenfalls fiel zunächst kein Tropfen Regen, sondern es schien die Sonne vom weißblauen Himmel. Erst nach dem Austanzen des Kirwabaums durch die zehn Kirwapaare gab es am Sonntag kurzen Starkregen mit Blitz und Donner.

Nach einem kräftigen Kirchweihessen wurde bei hochsommerlichen Temperaturen von den Kirwapaaren traditionell der Kirwabaum ausgetanzt. Eine durchaus durstige Angelegenheit! Dem konnte abgeholfen werden. Mit dem Ruf „der Rausch loust nouch!“ wurde immer wieder nicht nur aus dem geschmückten Kirwakrug getrunken.

„Sternpolka“ und „Siebenschritt“, Krebspolka und „S’Fensterl sowie der „Watschn-Tanz“ der Kirwaburschen begeisterten die vielen Zuschauer beim Austanzen des Kirwabaums. Begleitet wurden sie von „D’Stoderer & Er“, der „besten Kirwamusi“. Die reife tänzerische Leistung – von Juchzern und den Fragen nach der besten Kirwa, den schönsten Kirwamoidln und feschesten Kirwaboum sowie dem „best natürlich gewachsenen Kirwabaum“ und „wer hot des schöjnste Kirwawetter?“ unterbrochen – „Mir ham’s natürlich!“ – wurde von vielen Besuchern und Schaulustigen beklatscht.

„D’Stoderer & Er“ sorgte auch heuer wieder für die musikalische Begleitung bei den sinnigen und hintersinnigen Gstanzln, mit denen die Kirwapaare vor allem das Geschehen in Ensdorf, den Nachbarorten und Nachbargemeinden „aufs Korn“ nahmen. U.a.: „Da Ensdorfer Burgamoasta hod unser LF8 umg’schmiss’n. Wos woa na dou louß? Hod a ebba as Lenkradl verrissen?“ „Die Kirwleit aus Rejdn (Rieden), ham ihr’n Baum niat bewacht, dej hom liaber as Brauchtum zur Anzeige bracht!“ „In Thanheim dout’s stinka, in Thanheim is fad, saufreche Kinder. Dou is alles scho’ z’spat!“ „As Wolfsbacha Johannisfeuer war scheinbar niat guat, denn um Zwölfe san ihre eig’nen Leit scho furt!“

Als neues „Oberkirwapaar“ wurden Lisa Konowsky und Andreas Donhauser ausgetanzt und  warf gleich viele Süßigkeiten unter das Volk, den Kindern zur Freude.

Am Sonntagabend dann sorgte „D’ Stoderer & Er“ weiter für Stimmung und Tanzmusik im Kirwa-Festzelt. Vereinzelt sah man sogar Tänzer! Über den Seniorennachmittag mit  dem Heimatquiz des Heimat- und Kulturverein Ensdorf und den Abend der Vereine mit  „mir 3 &und du“ sowie der Verlosung des Kirwabaumes berichtet die „Mittelbayerische Zeitung“ in ihrer morgigen Ausgabe.