Sternsingeraktion 2016

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Traditionsgemäß wurden auch in Ensdorf zum Jahresanfang die Sternsinger ausgesandt, nachdem sie von Pfarrer Pater Hermann Sturm gesegnet worden waren. Gesegnet wurde auch der Weihrauch sowie die Kreiden, mit denen die 16 Ministrantinnen und Ministranten im Alter von acht bis 17 Jahren in vier Gruppen bis zum Dreikönigsfest die berühmten Buchstaben C + M + B an die Haus- beziehungsweise Wohnungstüren schreiben, versehen mit der Jahreszahl 2016. Am 5. Januar klopfen sie noch in Wolfsbach und Hofstetten, und am Dreikönigstag in Thanheim an die Türen.

Irrtümlich werden die drei Buchstaben oft als Zeichen für Caspar, Melchior und Balthasar, die Namen der hl. Drei Könige, interpretiert. Dies ist aber falsch: Der Segensspruch heißt nämlich „Christum Mansionem Benedicat“, zu Deutsch: Christus segne diese Wohnung (dieses Haus).

Würdevoll schritten die Sternsinger in ihren Gewändern und orientalischen Kopfbedeckungen durch die Straßen der Pfarrei, klopften an alle Haus- und Wohnungstüren – selbst im Seniorenheim, der Caritas-Sozialstation und im Kloster - wünschten den Bewohnern für das neue Jahr Gottes Segen, verkündeten in Versen die Weihnachtsbotschaft: „Grüß Gott! Hallo, ihr lieben Leute! Die Sternsinger sind bei euch heute. Als Könige aus dem Morgenland sind wir euch allen wohlbekannt und werden Caspar, Melchior und Balthasar genannt. Wir gehen jetzt von Haus zu Haus und rufen die frohe Botschaft aus“, erklärte der Sternträger. „Ein Kind geboren in dunkler Nacht, hat uns Menschen Licht gebracht. Und die in seinem Lichte steh’n, können Gottes Wege seh’n“, ergänzte Caspar. Und Melchior: „Er kommt nicht mit Gewalt und Macht auf Liebe nur ist er bedacht! Er macht sich niedrig für die Kleinen, er tröstet, die aus Kummer weinen.“ Balthasar: „Eure Gabe hilft verändern der Menschen Los in vielen Ländern. Wie kostbar ist ein Mensch, der liebt, gesegnet die Hand, die gibt.“ Alle sprachen abschließend den Segen Gottes und wünschten: „Jesus Christus begleite sie und alle, die hier wohnen, mit seinem Segen durch das Jahr 2016.“

So machten sie auf den Sinn der Sternsinger-Aktion aufmerksam, baten um Spenden für das Kindermissionswerk. Das Schöne daran: Kinder baten um Spenden, die wieder Kindern in aller Welt zu Gute kommen, denen es nicht so gut geht. 

Johanna Müller nimmt schon zum fünften Mal an der Ensdorfer Sternsingeraktion teil. Sie erzählte am Samstag der MZ: „Viele Leute sind total nett, nehmen uns gut auf. Wir wurden sogar zu Tee und Plätzchen eingeladen. Andere machen erst gar nicht auf und verleugnen sich.“ Und Vinzenz Ram, der zum ersten Mal bei den Sternsingern mitmarschiert berichtete, dass die Spenden sehr unterschiedlich ausfallen: „Es gibt Leute, die aus ihrem Geldbeutel nur Kleingeld bis 50 Cent rauskramen. Es gab auch großzügige Spender, die einen 20-Euroschein in die Sammelbüchse steckten.“

Das Leitwort der bundesweit 58. Sternsingeraktion heißt heuer: „Segen bringen, Segen sein! Respekt für dich, für mich, für andere – in Bolivien und weltweit!“

Die Aktion Dreikönigssingen ist die weltweit größte Solidaraktion, bei der sich Kinder für Kinder in Not engagieren. Sie wird getragen vom Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Rund 50000 Kinder aus über 12000 Pfarreien waren im letzten Jahr beim Sternsingen dabei. Weit mehr als 800 Millionen Euro wurden seit 1959 von den Sternsingern in Deutschland gesammelt. Damit wurden Projekte und Programme für Not leidende Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien und Osteuropa konnten mit Hilfe der Sternsinger unterstützt.

Das Sternsingen gehört heute zum Brauchtum um das Fest der Heiligen Drei Könige (Epiphanie). Älteste Quellen für diesen Brauch gibt es aus dem frühen 7. Jahrhundert für Nürnberg. Älter als das Sternsingen ist der Brauch des Räucherns in den Häusern und Ställen in der Nacht vor Dreikönig, einer Rauhnacht. Außerdem wurden die drei Buchstaben C M B und drei Kreuze über die Türschwellen der Häuser gemacht, nach christlichem Verständnis die Anfangsbuchstaben des Segensspruches „Christus mansionem beneficat – Christus segne dieses Haus“.

Der Brauch des Sternsingens war in Deutschland weitgehend ausgestorben. Flüchtlinge aus Schlesien sollen ihn jedoch noch hochgehalten haben. Ende der fünfziger Jahre wurde er mit riesigem Erfolg vom Päpstlichen Missionswerk in Aachen wieder belebt und wird heute in fast allen katholischen Gemeinden Deutschlands meist durch die Ministranten gepflegt. Der Erlös der Sammlung ist jeweils für Kinder in aller Welt bestimmt.