30. Waldweihnacht der Ensdorfer Schnupfer

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Auch heuer kamen zur 30. Waldweihnacht der Ensdorfer Schnupfer auf dem Eggenberg am Rande des Hirschwaldes am Vortag des 4. Adventsonntags zahlreiche Gläubige zum adventlich-besinnlichen Rorate-Amt in die geschmückte Wallfahrtskirche zu den vierzehn heiligen Nothelfern.

Stimmungsvoll gestalteten die Ensdorfer Stubenmusi, der Ensdorfer Dreigesang und die Bläsergruppe der Ensdorfer Volksmusik unter Leitung von Georg Bayerl den von Pfarrer Pater Hermann Sturm zelebrierten Gottesdienst.

„Wir sagen euch an den lieben Advent…“  und „Tauet Himmel“ intonierte die Bläsergruppe und Pfarrer Sturm fragte: „Wie ist unser Umgang miteinander, wenn wir uns begegnen? Was bedeute und Begrüßung und Begegnung?“ Zwei Frauen trugen das Lukas-Evangelium vom Besuch Marias bei ihrer Base Elisabeth vor.

Dieses war auch Thema der Predigt von Pfarrer Sturm. Maria habe Zeit gebraucht, zu verarbeiten und verkraften, was Gott mit ihr vorhatte, brauchte Bedenkzeit, habe ja gesagt, betonte er. „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“, zitierte der Geistliche den jüdischen Philosophen Martin Buber. „Ein Besuch wird zu einer Begegnung und zu einer Sternstunde, wenn wir spüren, das Gespräch plätschert nicht als belanglose Unterhaltung an der Oberfläche dahin, sondern geht in die Tiefe. Begegnungen gehen unter die Haut, sie berühren das Herz und bewirken in uns Wandlung und Veränderung. Maria und Elisabeth erfahren dieses Wunder im gegenseitigen Sich-Öffnen und Voneinander-Empfangen, im Sich-Beschenken und Sich-Annehmen, uns annehmen mit all ihren Höhen und Tiefen, dem Lichtvollen und Dunklen, dem Beglückenden und Belastenden.

In den Fürbitten wurde darum gebeten, dass Gott und Begegnungen und Gespräche schenken möge, die neue Hoffnung wecken und uns im Glauben bestärken; unseren Blick für die Menschen öffne, die auf ein gutes und befreiendes Wort von uns warten; dass wir dankbar werden für ermutigende Erfahrungen und Sternstunden unseres Weges; das Leben der Menschen als Weg und Begegnung mit ihm und zu ihm sehen; dass er alle Frauen, die guter Hoffnung und gesegneten Leibes sind, begleite. Gemeinsam gesungen wurde u.a. „Macht hoch die Tür …“ 

„Bald ist die staade Zeit vorbei und dann wird’s scho wieda ruhiger“, meinte Bürgermeister Markus Dollacker in seiner Ansprache. Die Adventszeit unterscheide sich heute kaum noch von anderen Wochen im Jahr – außer, dass in der Adventzeit alles noch fertig werden müsse. Manchmal komme es ihm vor als gäbe es nach Weihnachten keine Zeit mehr – nichts mehr zum Einkaufen, nichts mehr zum Erledigen, es müsse alles vorher noch sein. „Die neue Jahreszahl 2016 bringt neue Chancen und Möglichkeiten. Wir können die Dinge neu in die Hand nehmen und das gibt uns Zuversicht und eröffnet neue Perspektiven“, ist er überzeugt. Deshalb sei es gut, dem Druck zu widerstehen, dass alles perfekt und fertig sein müsse. Wer sich dem Stress hingebe, sei meist auch etwas selber daran schuld. Er blickte zurück auf das Jahr 2015 in der Gemeinde.

„Es kann uns nicht egal sein, wie wir den Rest unseres Lebens verbringen werden. Dafür müssen wir etwas bewegen. Dazu braucht man ein Ziel vor Augen und muss nach neuen Wegen suchen, es zu verwirklichen. Man muss an die eigenen Fähigkeiten und Kräfte glauben und sich etwas von der Zukunft versprechen“, betonte er.  „Uns selber zukunftsfähig machen und das Erreichte zu bewahren, vielleicht sogar noch zu steigern, muss das Ziel von uns allen sein. Und wir brauchen uns nicht zu verstecken, keiner von uns. Mein innigster Wunsch an Sie in der Weihnachtszeit ist, Zuversicht in die Zukunft zu finden. Dass der Glauben an die eigene Kraft gestärkt wird, dass Sie neue Wege entdecken und sie selbst die Zufriedenheit erkennen, die das Leben leichter macht.“  

Er dankte allen, die sich in der Gemeinde Ensdorf engagieren „ob berufsmäßig oder ehrenamtlich, in Vereinen oder in der Nachbarschaftshilfe, ob öffentlich sichtbar oder unsichtbar im Stillen, für all die Arbeiten, die man erst sehen würde, wenn sie nicht mehr getan werden“ mit einem herzlichen Vergelt’s Gott. „Ohne sie wäre unsere Gemeinde nicht vorstellbar und bedeutend ärmer“, erklärte er. Bürgermeister Dollacker wünschte allen eine gesegnete Weihnachtszeit und die Geborgenheit von Menschen, denen sie vertrauen und die ihnen vertrauen. Für das neue Jahr wünschte er, dass alle Vorhaben von Erfolg gekrönt sein mögen – und das bei bester Gesundheit.  

Schnupfer-Club-Vorsitzender Arnold Hiltl bedankte sich bei allen Mitwirkenden  und wünschte wie der Bürgermeister ein frohes Weihnachtfest und ein gutes und vor allem gesundes Jahr 2016.

Anschließend spielte die Bläserguppe unter Leitung von Georg Bayerl adventliche und weihnachtliche Weisen wie „Alle Jahre wieder“, „Oh, Tannenbaum“, „Süßer die Glocken nie klingen“, Kling, Glöckchen kling“ und „Oh, du fröhliche“.

Derweil hatten draußen fleißige Mitarbeiter des Schnupfer-Clubs vor dem Eggenberghaus ein wärmendes Feuer angezündet, an dem und an den Schwedenöfen sich die Gottesdienstbesucher äußerlich wärmen konnten. Zum „inneren Aufwärmen“ gab es heißen Glühwein und Stollen zur Stärkung, die auch im wohlig warm geheizten Eggenberghaus schmeckten für den Abstieg aus den Höhen des Hirschwaldes. Anschließend begingen die Mitglieder des Schnupfer-Clubs im Vereinslokal Gasthaus Dietz bei saueren Bratwürstln den weltlichen Teil ihrer Weihnachtsfeier.