Kunst im Kloster 2015

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Im Kloster Ensdorf findet seit 2004 unter dem Motto „Kunst im Kloster“ jeweils die Jahresausstellung Ensdorfer Künstler statt. Zu der Künstlergruppe haben sich Künstler ganz unterschiedlichen Genres zusammengefunden. Neue kommen dazu, andere ziehen sich mehr zurück.

„Warum in die Ferne ziehen, wenn das Gute liegt so nah?“ Kunst  und Kultur in der Provinz  ist kein Widerspruch, sondern ein Aspekt, der viel zu selten beachtet wird. Dies wird alljährlich in der Jahresausstellung der Ensdorfer Künstlergruppe deutlich, wo überwiegend  nicht akademisch gebildete, aber trotzdem Künstler mit Anspruch ihre aktuellen Werke präsentieren. Diese fristen sonst oft ein Schattendasein und werden von der Kunstszene  sehr gerne ins Abseits geschoben.

Als im Jahre 2004 der ehemalige Bürgermeister der Gemeinde Ensdorf, Karl Roppert, und der damalige Vorsitzende des Fremdenverkehrs- Heimat- und Kulturvereins, Josef Bartmann, die Idee hatten, auf die Suche nach kreativen Menschen im Gemeindegebiet zu gehen sein, war noch nicht daran zu denken, dass sich diese Aktion zu einen Vorzeigeprojekt im Landkreis Amberg-Sulzbach entwickeln sollte.

„Auf die Anfrage Ropperts, meldeten sich gleich zu Beginn neun Künstler und Künstlerinnen, die an einer  Ausstellung Interesse zeigten und ihre Arbeiten einem breiten Publikum präsentieren wollten. In Zusammenarbeit mit dem Kloster Ensdorf wurde ein schlüssiges Konzept erstellt“, erinnert sich Gerd Seidel, der Organisator der jährlichen Ausstellung. „Als ein Glückstreffer zeigte sich die Idee, mit der Umweltmusikwerkstatt Kloster Ensdorf und Stefan Huber eine Kooperation einzugehen.“ Unter dem Titel „Kunst, Musik und Poesie“  wurde versucht, bei der jeweiligen Ausstellungseröffnung im Klosterinnenhof die bildende Kunst mit Musikkunst und Schreibkunst zu verknüpfen. Namhafte Autoren aus der Region wie Harald Grill, Bernd Setzwein und Friedrich Brandl, sowie Musiker mit unterschiedlichsten Stilrichtungen machten aus dieser Veranstaltung ein  besonderes Highlight im Leben der Gemeinde Ensdorf und im gesamten Landkreis.

Zu den Gründungsmitgliedern, zu denen Gerd Seidel, Siegfried Link, Kurt Hügelschäffer, Jutta Meier, Hans Frind und andere zählten, gesellten sich im Laufe der Jahre viele andere Künstler und Künstlerinnen, die in einen bestimmten Kontakt zu Ensdorf besitzen. Zudem wurden die Anfragen an einer Teilnahme immer häufiger, so dass sich die Gruppe entschied,  jedes Jahr einem Gastkünstler oder einer Gastkünstlerin die Gelegenheit zu geben, an dieser Ausstellung teilzunehmen.

„In diesen jährlichen Werkschauen sind die unterschiedlichsten Stilrichtungen zu sehen. Von der sehr präzisen Bleistiftzeichnung bis zum völlig abstrakten Bild ist alles dabei. Plastische Arbeiten aus unterschiedlichsten Materialien runden die Präsentationen ab und geben den Besuchern die Möglichkeit, ein breites Spektrum zu betrachten. Dabei wechseln die Thematiken  und Schwerpunkte jedes Einzelnen sehr individuell.  Die völlige künstlerische Freiheit jedes Einzelnen lässt  jedes Jahr aufs Neue ein Spannungsbogen durch die Welt der Kunst entstehen“, so Seidel.

„Durch Fluktuation in der Gruppe  stießen neue Künstler und Künstlerinnen hinzu und erweiterten den Horizont des Kreises, so dass viele Talente entdeckt und in die Öffentlichkeit gebracht wurden, die sonst unentdeckt geblieben wären“, betont der Organisator. Aktuell  bilden sieben Aktive, davon drei Gründungsmitglieder den Kern der Gruppe.

Finanziell von der Gemeinde Ensdorf unterstützt, gelingt es den Verantwortlichen, einen Querschnitt durch das künstlerische Schaffen einer regionalen  Gemeinschaft zu präsentieren. Dadurch, dass das Kloster Ensdorf immer wieder den Kreuzgang für die jährliche Ausstellung zur Verfügung stellt, ist ein idealer Rahmen für die Arbeiten geschaffen.

Jahresausstellung 2015

Auch heuer wieder  wird – nun schon zum zwölften Mal – die Jahresausstellung der Ensdorfer Künstlergruppe zu einem kulturellen Höhepunkt im unteren Vilstal. „Die Vorbereitungen zur diesjährigen Ausstellung“, so Organisator Gerd Seidel bei einer Vorbesprechung der beteiligten Künstler, „laufen auf  Hochtouren.“

Die Ausstellung wird am Sonntag, dem 5. Juli, um 18 Uhr im Innenhof des Klosters eröffnet. „Ab 19 Uhr lädt dann die Umweltmusikwerkstatt des Klosters zu einer musikalischen Lesung  von Agnes O. Eisenreich unter dem Titel „Aus der wilden Oberpfalz – Alte Geschichten neu erzählt“, umrahmt von musikalischen Klangmalereien durch Stefan Huber und Koma Lüderitz ein,“ fügte Klosterdirektor Pater Christian Liebenstein an.

„Die Verknüpfung von Kunst und Musik spricht die Menschen in einer ganz besonderen Weise an.“ betonte Gerd Seidel. Der schattige Innenhof und der Kreuzgang des Klosters bieten dazu einen hervorragenden Rahmen. Er ist überzeugt, dass die musikalische Lesung den Eröffnungsabend zu einem zusätzlichen Erlebnis machen wird. Die bei der Besprechung anwesenden Künstler – acht beteiligen sich an der diesjährigen Ausstellung - zeigten sich erfreut, dass ihnen die jährliche Ausstellung im Kloster Ensdorf die Gelegenheit gibt, ihr Schaffen wieder einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen.

Bei der zwölften Ausstellung Ensdorfer Künstler wird Margot Babl Aquarellbilder ausstellen und Siegfried Link Ölgemälde zeigen. Mit Acrylbildern werden Gerd Seidel und Petra Gross vertreten sein, Bettina Scharr malt mit Aquarellstiften. Kurt Hügelschäffer präsentiert seine aus Metall gefertigten Objekte. Eugenia Bär ist mit Aquarell- und Acrylbildern dabei. Als Gastkünstler zeigt Gerhard Grünwald kolorierte Tuschezeichnungen.

Bis zum 2. August kann die Ausstellung, die vom Kloster und der Gemeinde Ensdorf unterstützt wird, bei freiem Eintritt im Kreuzgang des Klosters täglich von 9 bis 18 Uhr besucht werden. An den Sonntagen 12.7,. 19.7. und 26.7. führen von 14 bis 15 Uhr Künstler durch die Ausstellung.

Gastkünstler Gerhard Grünwald

Gastkünstler Gerhard Grünwald wurde 1947 in Amberg geboren, hat ein abgeschlossenes Architekturstudium als Dipl.-Ing. (FH), war als Architekt mit pädagogischer Zusatzausbildung tätig und lebt in Schwandorf.

„Durch meine Ausbildung zum Architekten wurde ich mit dem Zeichnen vertraut gemacht und mein Blick für das Wesentliche entwickelt. Seit 1992 befasse ich mich sehr intensiv mit dem Zeichnen und bildhaften Darstellungen, wobei ich versuche, Landschaften, ihre ‚Architektur’ und deren Stimmung als skizzenhafte Momentaufnahmen wiederzugeben. Meine Arbeiten zeigen nur den für mich wichtigen Teil als Ausschnitt und sind eine Symbiose aus Zeichnung und Malerei“, erklärt der Künstler.

Seit 1993 ist Gerhard Grünwald Mitglied in mehreren Kunstvereinen in der Vorstandschaft und der Jury. 1996 wurde ihm der Kunstpreis bei der VLB-Landesausstellung Augsburg verliehen. Einzelaus-stellungen hatte er bereits in Bad Abbach, Postbauer Heng, Schwandorf, München, Salzburg, Weiden, Fürth, Bayreuth und Nürnberg sowie in der alten Güterhalle Velden bei Landshut. Zudem beteiligte sich der Künstler an zahlreichen Gruppenausstellungen. Werke von ihm wurden u.a. von der Stadt Weiden, Gasversorgung Schwandorf, Sparda Bank Regensburg, Stadt und Landratsamt Wunsiedel oder der Europaschule Weiden angekauft.