Premiere von „Der Hunderter im Westentaschl“

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Zweieinhalb Monate wurde fleißig geprobt, Texte gelernt, Rollen einstudiert und das Bühnenbild gebaut. Am Wochenende nun führte die erfahrene Theatergruppe der Pfadfinder Ensdorf unter der bewährten Regie den Dreiakter „Der Hunderter im Westentaschl“, einen Schwank von Max Neal und Max Ferner auf. Das Premierenpublikum amüsierte sich am Samstag köstlich, spendete häufig Szenenapplaus auf offener Bühne und klatschte auch am Schluss lang anhaltenden Beifall. Schließlich war die schauspielerische Leistung der Truppe hervorragend, und die Lachmuskeln wurden reichlich strapaziert.

Die blanke Not regiert beim Schneidermeister Sebastian Gaißreiter (gespielt von Kochen Lehr). Seine arme Frau Barbara  (Agnes Graf) kann zum Abendessen nur „Köstlichkeiten" wie Malzkaffee und Sauerkraut auftischen, was den ewig hungrigen Lehrbuben Girgl (Christoph Rester) besonders hart trifft. Geld ist nicht einmal für den notwendigen Faden da, um die Joppe für den Holzknecht Paulus Fallbacher (Werner Scharl) fertig zu nähen. Dabei ist das ohnehin der einzige Auftraggeber, und auch der kann erst beim nächsten Wochenlohn zahlen. Die Untergangsstimmung verstärkt noch der protzige Großbauer Xaver Gössenberger (Jörn Seifert), der wegen einer fälligen Schuld von hundert Mark mit der Versteigerung des Anwesens droht. Auch die hübsche Schneiderstochter Evi (Theresa Hofmann) kann da nicht helfen, obwohl der einzige Sohn des Gläubigers , Andreas (Tobias Rester), so schwer in sie verliebt ist, dass er von den Besuchen in ihrer Post-Dienststelle schon eine Briefmarkensammlung zu Hause hat. Aber der Gössenberger hat längst eine betuchte Bauerstochter für seinen Andreas ausgesucht.

Die schwierige Situation erscheint aussichtslos, bis der Gaißreiter ausgerechnet in der Weste seines Erzfeindes einen Fund macht, der seine ärgsten Probleme auf einen Schlag lösen könnte. Ein ausgewachsener Hunderter, in der damaligen Zeit fast ein Vermögen, ist da im Seitentascherl und er stürzt den armen Schneider in einen schweren Kampf mit seinem Gewissen. Nach etlichen Mass Bier beim Dietz wird ihm zwar klar, dass er ehrlich bleiben will. Andererseits ist er aber so benebelt,  dass er den Geldschein in eine falsche Weste steckt.

Wie nun der Hunderter um etliche Ecken und durch selbstlose Männerfreundschaft wieder zu seinem ahnungslosen Verlierer zurückkehrt und dabei dem  Finder aus dem Schlamassel hilft, ergibt eine amüsante Geschichte, bei welcher der Lausbub Girgl beweist, dass er nicht nur von Leberknödel bis Schmalznudel denken kann. Und weil manche bei jodhaltigem Wasser anscheinend weniger den Schwefel, als ein gutes Geschäft wittern, ergibt sich eine glückliche Wendung mit einer zusätzlichen Überraschung durch einen Geologen.

Es geht zünftig und turbulent zu bei dem Stück mit vielen treffsicheren Pointen und Situationskomik, haarsträubenden Missverständnissen, Verwirrungen und Verwicklungen spielt natürlich auch die Liebe eine Rolle. Die Schauspieler der Ensdorfer Pfadfinder sind unter Leitung von Regisseur Herbert Scharl in ihrem Element. Dafür, dass keiner in seinem Text steckenbleibt, sorgt Sieglinde Scharl als Souffleuse. Die von Margot Babl als Maskenbildnerin geschminkten Laiendarsteller reißen die Zuschauer auch mit lokalen Bezügen zu Lachsalven hin. Vor allem Christoph Rester in seiner lustigen Paraderolle als Schneiderlehrling Girgl und Jochen Lehr als sein Meister brillieren. Aber auch alle anderen bringen ihre Rollen eindrucksvoll zur Geltung.

Weitere Aufführungstermine im Theatersaal des Klosters: Freitag, 24.4. und Sonntag, 25.4., jeweils um 19 Uhr, sowie am Sonntag, 26.4., um 14 Uhr, da allerdings nur mit Konzertbestuhlung. Für Speisen und Getränke ist gesorgt. Einlass ist jeweils eine Stunde vor Beginn. Eintrittspreise: Erwachsene 6,00 Euro, Jugendliche bis 16 Jahre zahlen 4,00 Euro. Kartenreservierung täglich ab 16.00 Uhr bei Herbert Scharl, Tel. 0151/ 40 03 23 45.