„bigPater Ernst“ berichtet über die Jugendarbeit

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

„Der stärkste Gottesbeweis für mich sind die ‚Zufälle‘ in meinem Leben“, fasste der 71-jährige Pater Ernst Kusterer seine Lebens- und Glaubenserfahrung in seinem Vortrag im Bildungshaus der Salesianer Don Boscos zusammen. Der Gründer und Leiter der Salesianergemeinschaft in Stuttgart war auch der Festprediger beim diesjährigen Don-Bosco- Fest in Ensdorf (MZ berichtete).

Er schilderte an vielen Beispielen wie „Zufälle“ sein Lebens bestimmt haben: als 13-jähriger, der Priester werden wollte, sei er an zwei Gymnasien aufgrund seines Alters und seiner Noten abgelehnt worden. Der letzte Versuch war die Anfrage bei den Salesianern: „Der Direktor fragte nicht nach Alter oder Noten, sondern ob ich gleich da bleiben wolle, oder zum Beginn des neuen Schuljahres komme“, schilderte er seine erste Begegnung mit dieser Ordensgemeinschaft. Dieser „letzte Versuch“ führte ihn zu den Salesianern Don Boscos, bei denen er in vielen Bereichen der Jugendarbeit tätig war.

Vor 15 Jahren ging er auf Wunsch des Bischofs Walter Kasper nach Stuttgart. „Der Bischof wollte, dass drei Salesianer nach Stuttgart kommen, um für die Jugend da zu sein – sonst nichts.“ beschreibt Pater Kusterer seinen Auftrag. So habe dieses Team begonnen, sich in den Pfarreien vorzustellen, mit Firmlingen zu arbeiten, Kontakte mit denen, die schon in der Jugendarbeit tätig waren, zu knüpfen und deren Misstrauen abzubauen und eine Jugendarbeit im Sinn Don Boscos aufzubauen.

Vor zehn Jahren wurde der Jugendsender „bigFM“ auf ihn aufmerksam. „Die haben gefragt, ob einer mit Jugendlichen im Radio reden und beten kann“ erzählt Pater Kusterer. Als sich das keiner seiner Mitbrüder zutraut, habe er ja gesagt. Er begann mit Zwei-Minuten-Beiträgen. Inzwischen bestreitet er als „bigPater Ernst“ – im Wechsel mit einem evangelischen Kollegen – jeden zweiten Sonntag den NIGHT talk – eine 75-minütige Anrufsendung bei der Jugendliche von ihren Sorgen und Nöten erzählen.

„Ich bin mir bewusst, dass ich jetzt der ‚Großvater‘ bin“, beschreibt er seine Rolle beim Jugendsender. „Aber“, fügt er hinzu, „in manchen Situationen und Lebensphasen sind Großeltern viel wichtiger als Eltern!“ Das Lebensgefühl der Jugendlichen ansprechen ohne sich anzubiedern, Jugendliche mit ihren Fragen ernst nehmen, nicht belehren, eine direkte, bodenständige Sprache und die Bereitschaft von der eigenen Glaubenserfahrung zu sprechen hält er für die Rezepte, um von Jugendlichen akzeptiert zu werden. „Die meisten Anrufe kommen“, berichtet er, „wenn wir eine Sendung z.B. über Priester oder Ordensleben machen, in der ich auch über mich spreche. Die Jugendlichen fragen alles!“