„Adventliche Stund“ zum 22. Mal

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Alle Jahre wieder kommt die „Adventliche Stund“, heuer schon zum 22. Mal. „Diese besinnliche Stunde soll helfen, auf die Ankunft unseres Herrn vorzubereiten, zum a bisserl Abschalten vom Stress und der Hektik des Alltags“, versprach Initiator Georg Bayerl. Schon traditionell ist die „Adventlichen Stund’“ der Ensdorfer Volksmusikgruppen am dritten Adventsonntag im Theatersaal des Klosters.

Mit der Adventlichen Bläserweise und Hirtenmusik Nr. 12, gespielt von den Bläsern, begann die Einstimmung auf das Weihnachtsfest. Im Anschluss daran sangen alle „Tauet Himmel …“, unterstützt von der Ensdorfer Bläsergruppe bevor die Ensdorfer Stubenmusik mit dem Menuett 115 und der Ensdorfer Dreigesang mit „Rorate“ zu Hermann Frieser, dem früheren Kreisheimatpfleger überleitete, der nachdenklich-besinnliche Texte sprach.

„Advent ist eine wunderschöne Zeit. Es ist die Zeit, in der man gerne ein wenig näher zusammenrückt, um auf Botschaften zu lauschen, die uns auf die heilige Weihnachtszeit einstimmen. So wollen wir heit gemeinsam a Adventstund’ feiern und erlebn, wör in a groußn Familie“, verkündete er. „Wöi vüll Freid und Erwartung, Hoffnung und Kraft haben die Leit früher aus’m Brauchtum, den Advents- und Weihnachtsliedern, aus’m Glaubn und a aus’m Aberblaubn gholt! Heit – wo nix mehr geheimnisvoll und heilig is, wo ma scheinbar alles berechnen und vorausssagn kaa, wou ma über die vermeintliche Dummheit der Altn grod nu an Kopf beutelt und lacht – kannt ma oft froh sein, wann’s nu wos gab, an dem ma sich a bisserl aufrichtn kannt. Wir san voll Bangen, aber auch voll Hoffnung auf die Tage der Dunkelheit im müde gewordenen Jahr und wir warten voll Sehnsucht auf die Wiedergeburt des Lichtes nach den langen Rauhnächten.“ Und so werden die Tage vor Weihnachten eine Zeit des Hoffens und des Glaubens an die Menschwerdung Gottes. „Lassen wir uns nicht blenden von den vielen leuchtenden und blitzenden und schillernden Sternen der hektischen, geschäftstüchtigen Vorweihnachtszeit! Konzentrieren wir uns auf den Stern, der für uns Menschen aufgegangen ist. Der Stern, der uns den Weg zeigt zur Krippe, zur Menschlichkeit, zur Liebe untereinander! Lasst euere Herzen öffnen für das große Geschenk der heiligen Nacht!“ forderte Frieser.

„Drei Deutsche“ spielte das Flöten-Duo, der Dreigesang sang „Gegrüßt seist Maria…“ und Klarinetten-Trio spielte „Mineth aus Chrobold“. „Jeder ist wichtig, weil Gott selbst Mensch geworden ist, damals im Stall von Bethlehem“, betonte Frieser. Würde nur ein Mensch fehlen, entstünde eine Lücke, wie wenn in einer Schreibmaschine ein Buchstabe fehlen würde. „Wenn schon ein fehlender Buchstabe, ein fehlender Mensch solche Lücken hinterlässt, wie chaotisch und sprachlos wäre unsere Welt, wenn sich nicht Gott entschieden hätte zu uns zu kommen, um uns zu trösten und zu ermutigen, um uns zu vergeben und unseren Schaden zu heilen, um uns nahe zu sein und uns mit ihm wieder zu versöhnen?“ gab er zu bedenken.

Eine „Bläserweise“ intonierten die Bläser und spielten dann „Ach mein Seel, fang an zu singen“, wobei alle mit einstimmten. Die Ensdorfer Stubenmusik spielte das Stück „Kirchenbank“.

Mit der Betrachtung des Labyrinths der Kathedrale von Chartres und des Blütenraums der Rosette als Wunder und Geheimnis der Menschwerdung Gottes brachte Frieser die Besucher der Adventlichen Stund zum Nachdenken über das Wunder der heiligen Nacht, das den Menschenverstand übersteigt.

Musikalisch ging es weiter mit dem Mozart-Menuetto „Es blühen die Maien“, welches Klarinetten und Flöten spielten, und „Glentleiten“ der Stubenmusik sowie „Nachtens spat …“ des Ensdorfer Dreigesangs.

Die Geschichte „Wo ist das Christkind?“, worin die Kinder Thomas und Magdalena sowie ihre Mutter auf einem Spaziergang durch die Straßen an verschiedenen Stationen das Christkind suchten, machte nachdenklich. Nach dem Treffen des Bettlers, dem Besuch des Opas im Altenheim, den vielen anderen alten Menschen dort, den fröhlichen Kindern beim Backen und Basteln und der einsamen Kerze vor der Krippe in der stillen Kirche stellt Magdalena fest: „Ich habe das Christkind gefunden! Dort, wo sich die Menschen freuen, weil jemand zu ihnen gut war, dort ist das Christkind Zuhause!“  

Die „Adventliche Stund“ endete mit „Tochter Zion“, dem von allen gesungenen Lied „Macht hoch die Tür ...“ und einer „Pastorale“ der Bläser.

Zum 22. Mal hatten heuer die Ensdorfer Volksmusikgruppen zur „Adventlichen Stund’“ eingeladen. Mit den eingegangenen Spenden von 600 Euro wurde im vergangenen Jahr ein Salesianerprojekt in China unterstützt. Heuer kommen sie der Renovierung der Ensdorfer Pfarrkirche zugute, wofür sich Pfarrer Pater Hermann Sturm schon mal bedankte.