Chancen und Risiken des Strukturwandels

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Für einen Tag war am Sonntag das Gelände der ehemaligen Klostergärtnerei in Ensdorf für die Öffentlichkeit durch den Verein Idylle zugänglich gemacht worden.

Bürgermeister Markus Dollacker eröffnete die Veranstaltung mit einer kurzen Rede. Er machte auf die Chancen aber auch Risiken des Strukturwandels aufmerksam und lobte das Engagement des noch jungen Vereins.

„Heute dürfen wir nochmals die ehemalige Klostergärtnerei besichtigen, ein paar idyllische Ecken bewundern, die bald Geschichte sein werden. Daneben stehen heute im krassen Gegensatz die Zeichen der Moderne wie Elektroautos. Verbunden wird das ganze durch Kunst. Insgesamt entsteht so wieder Harmonie, die uns die Angst vor der Zukunft nehmen kann“, so der Bürgermeister. „Der schnelle Wandel unserer Umwelt wird am Beispiel der Klostergärtnerei deutlich“, fuhr er fort. Er könne sich noch an die Gärtnerei im hinteren Bereich der Klosteranlage erinnern. Der Umzug an den neuen Standort habe zur modernsten Gärtnerei der Oberpfalz geführt. Ein paar Jahrzehnte später habe der Betrieb eingestellt werden müssen. Auch der Treffpunkt Grün, ein Arbeitsmarktprojekt des Diakonischen Werkhofs Amberg-Sulzbach, das junge Menschen ohne Berufsausbildung und Schulabschluss an den Arbeitsmarkt heranführte, habe seine Arbeit wieder beendet. „Jetzt wird hier ein moderner Edeka-Verbrauchermarkt entstehen. Das ist Strukturwandel. Strukturwandel ist immer eine Chance für die Zukunft. Jede dieser Veränderungen hat Chancen mitgeführt und die Entwicklung und die Entwicklung unseres Ortes vorangebracht. Vom natürlichen Schwemmland der Vils zu einem Gewerbestandort – mit allen Sonnen- und Schattenseiten. Dies ist jedoch nur ein Beispiel. Manche Idyllen müssen aufgegeben werden und neue entstehen wieder“, betonte Bürgermeister Dollacker und dankte dem Verein „Idylle“ und den Organisatoren des Tages, Johannes Lautenschlager und Clemens Roggenhofer.

Beim anschließenden Gang durch die einstigen Bauten der Gärtnerei konnte man Vieles sehen. Vor allem die Pläne für das neue Gewerbe- und Dienstleistungszentrum „Don Bosco“ am Ortsrand von Ensdorf fanden bei den Besuchern große Beachtung. Aber auch die Ausstellungen der beteiligten Akteure wurden gut angenommen. Das Zentrum für erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit (ZEN) stellte zwei Elektroautos und zwei Elektrofahrräder aus. Wie in der Lebensmittelproduktion, so macht sich auch im Mobilitätssektor ein Strukturwandel langsam bemerkbar. Der Naturpark Hirschwald, die Umweltstation des Klosters Ensdorf und der Landesbund für Vogelschutz waren ebenfalls mit Infoständen vor Ort und gaben den Besuchern einen Einblick in ihre Arbeit.
Eine einzigartige Ausstellung lieferte Sigfried Link. Im großen Gewächshaus stelle er einige seiner Werke aus. Bei Tageslicht entfalteten sie ihre volle Pracht und wurden begeistert aufgenommen. Zusätzlich zeigte Sigi Stolz ausgewählte Werke seiner markanten Holzkunst. Moderne Kunst in der einst modernsten Gärtnerei der Oberpfalz. Für musikalische Unterhaltung sorgte der „Ensdorfer Bläsertreff“.

Der Verein „Idylle“ informierte die Besucher über seine bisherigen und zukünftigen Projekte. Auf der Agenda stehen vor allem ein Projekt zur Gestaltung der Brückenpfeiler und –köpfe in Ensdorf sowie die Dokumentation von Geschichte und Geschichten aus dem Vilstaler Raum.

Ein Regenschauer ließ den Besucherstrom zwischenzeitlich etwas abreißen und sorgte dafür, dass Aussteller ihre Stände im Außenbereich abbauen mussten. Wie im Vorjahr, beim Tag der offenen Mühle in Leidersdorf, hatten die Veranstalter kein Glück mit dem Wetter. Die Besucher waren aber allesamt positiv gestimmt und genossen den Tag an dem Ort, an welchem in naher Zukunft ein Supermarkt stehen wird.