Jahreshauptversammlung des ZEN-Fördervereins

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Nach vier Jahren als Vorsitzender kandidierte Karl Müller bei der Jahreshauptversammlung des ZEN-Fördervereins nicht mehr für den Vorsitz. Er möchte „einem Jüngeren die Möglichkeit und Gelegenheit geben, das ZEN noch besser zu machen“. Für ihn wurde einstimmig der Ensdorfer Bürgermeister Markus Dollacker gewählt.

„Seit mehr als zehn Jahren versuchen wir – ein paar Idealisten – mit der Gründung des Verein regEN und vor sieben Jahren mit der Gründung des Zentrums für erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit ZEN den Menschen in unserer Region klar zu machen, dass man mit weniger Verbrauch, mit besserer und effizienteren Nutzung und mit anderer und nachhaltiger Erzeugung der Energie und Lebensmittel ebenso komfortabel und mobil leben kann wie bisher“, erklärte Karl Müller in seiner Abschiedsrede. „Wir waren und sind überzeugt, dass dies nicht nur der Umwelt dient, sondern vor allem auch unserer Region einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung bringen würde.“

Zwar habe man in den zehn Jahren schon einiges erreicht und es mittlerweile schon etwa 20 Windkraftanlagen im Landkreis gibt, die Solarenergie einen bescheidenen Einzug gehalten hat. Zufrieden könne man aber nicht sein. „Wir müssten weiter sein“, so Müller und fragte, warum das so sei. „Mit Handy, Fernsehgeräten und Spritverkauf verdienen einige in der Welt das große Geld. Die Solartechnik und nachhaltige Energie aber bringt zwar vielen Menschen und vor allem der Umwelt große Vorteile, aber diejenigen, die wir Putin am Gashahn oder den Ölhahn sitzen und die ganze Welt damit terrorisieren können, wissen es zu verhindern, dem Einzelnen und der Umwelt den Vorteil des kostenlosen Energiebezugs zu verwehren.“ Leider hätten viele Politiker dieses Spiel zu spät oder noch gar nicht durchschaut und setzten immer noch auf total abhängige Technologie, die einigen Wenigen große Gewinne bescheren, der Umwelt aber großen Schaden zufügen. Denn eine saubere und umweltfreundliche fossile  Energie gibt es, fuhr Müller fort. Dann verwies er darauf, dass unser Landkreis pro Jahr mit rund 500 Millionen Euro für Energien - größtenteils aus Russland und Saudi-Arabien – einen gewaltigen Geldabfluss hat. „Dabei hätten wir das Potenzial, schon jetzt mindestens 60 Prozent dieser Energie in der eigenen Region umweltfreundlich und nachhaltig selbst zu erzeugen“, betonte Müller. „Das wären neben den Umweltvorteilen 300 Millionen Euro, die im Wirtschaftskreislauf unserer Region verbleiben könnten. Das wären Arbeitsplätze, Steuer- und Wirtschaftskraft, die unsere Region voranbringen könnte.“

Seit Bestehen bietet das ZEN Seminare an, in denen diese Kenntnisse vermittelt werden. Der Zuspruch ist nach Müller „immer sehr bescheiden“. Das mache unzufrieden und traurig. „Wir wollen und wir brauchen künftig keine Atomenergie mehr! Wir wollen und brauchen keine Ausweitung der Kohlestromerzeugung! Wir wollen und brauchen keine neuen Stromtrassen! Wir wollen und brauchen kein Fracking! Wir wollen und brauchen mehr erneuerbare, nachhaltige Energieerzeugung in der Region!“ betonte der scheidende Fördervereinsvorsitzende. Dies bedeute dann mehr Windkraftanlagen und noch viel mehr Solarenergie. Das bedeutet nach Müller: „Wer heute Windkraftwerke verhindert, ist mitverantwortlich dafür, dass weiterhin viel Wirtschaftskraft  aus der Region abfließt und wir weiterhin von Putin u.a. erpresst werden und dass gegebenenfalls die Atomkraftwerke nicht wie vorgesehen 2022 alle vom Netz gehen.“

„Wir vom ZEN wollen alles tun, dass es dazu nicht kommt. Dazu brauchen wir aber die Entscheidungsträger der Region“, erklärte Müller. „Wir wissen aus Beispielregionen, dass es dort zu einer sauberen und nachhaltigen Energieerzeugung kam, wenn der Landrat und die Bürgermeister selbst angeschoben haben und die Bürger mit ihrer Überzeugungskraft dazu gebracht haben, eine positive Veränderung zuzulassen.“ Man habe inzwischen zwar durch den Landrat und dem Kreistag entsprechende passive Unterstützung durch erhebliche Finanzzuweisungen an das ZEN, die aktive Unterstützung aber könnte besser sein. Müller geht davon aus, dass dies unter seinem Nachfolger, der selbst Bürgermeister und Kreisrat sei, die Einbindung besser und die Umsetzung der Beispielprojekte in punkto nachhaltige Energieerzeugung und nachhaltige E-Mobilität wesentlich besser wird.

Er habe in den vergangenen sieben Jahren an der Gestaltung und Entwicklung des ZEN wesentlichen Anteil nehmen und auch so manches Thema anstoßen dürfen, worauf er aber meist vom „ökologischen Vordenker“ Ekkehard Brühschwein geschubst worden sei. Er sei begeistert vom Engagement der Mitglieder und Vordenker der Region. Vor allem seine Vorstandsmitglieder hätten ihn mitgetragen“. So Müller. „Im Rückblick waren diese sieben Jahre eine große Bereicherung für mich. Die vielen Erfahrungen formten auch meine Persönlichkeit und erweiterten meinen Horizont. Ich danke allen und wünsche dem ZEN ein weiterhin prächtiges Gedeihen und der neuen Vorstandschaft ein gutes Gelingen all ihrer Vorhaben. Lassen sie nicht nach in den Bemühungen um die Region Amberg-Sulzbach als 100-Prozent-Energieregion zu gestalten.“

Stellvertretender Landrat Franz Birkl betonte, dass es Ziel sei, die Region Amberg-Sulzbach energieautark zu machen.

ZEN-Geschäftsführer Gerhard Kopf gab ausführliche Informationen über laufende und geplante Projekte des ZEN (MZ berichtete) und stellte den Haushaltsplan 2014 vor, der einstimmig genehmigt wurde. Jürgen Zach, Schatzmeister des ZEN-Fördervereins, konnte über eine solide Finanzlage des Vereins berichten. Kassenprüfer Markus Dollacker bescheinigte „einwandfreie Kassenführung“, und die Versammlung entlastete einstimmig die Vorstandschaft.

Nach den Neuwahlen dankte der neue ZEN-Fördervereinsvorsitzende Markus Dollacker seinem Vorgänger Karl Müller herzlich für dessen Arbeit. „Er hat vieles erreicht, seine Ziele gut gesteckt, Ideen eingebracht und vorangetrieben“, lobte er. „Sein Herz wird weiter am ZEN hängen und er uns als Berater erhalten bleiben.“

Angeregt wurde, die Menschen im Landkreis besser zu erreichen, mit gleichgesinnten Vereinen überregional bessere zusammenzuarbeiten und die Kommunalen Energieberater stärker in den Gemeinden zu verankern.

Schon fest terminierte Veranstaltungen in diesem Jahr: Bürger-/Firmen-Informationsveranstaltungen: 12.7. Heizungstausch in Ensdorf, 20.9. Tag der Elektromobilität in Sulzbach-Rosenberg,  4./5.10. Altbautage in Ensdorf, 13.11. Firmen-Info-Veranstaltung am Landratsamt in Amberg. Seminar für Entscheidungsträger: 27.9. in Ensdorf. Hausmeisterschulungen: 23.5. in Ensdorf, 17.10. in Sulzbach-Rosenberg. Handwerkerschulungen „Haus sanieren – profitieren“: 27.6. in Ensdorf, 28.11. in Sulzbach-Rosenberg. Energieberatungen: Immer donnerstags in mindestens einer der 27 Landkreiskommunen.