„Wir wollen den Saustall nicht!“

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Über 50 Bürger der gemeinde Ensdorf folgten dem Aufruf von „Bürgerinitiative für Lebensqualität in Ensdorf“ und SPD und machten sich am Sonntag bei einem Spaziergang ein persönliches Bild vom geplanten Schweinemastbetrieb bei Uschlberg, dessen Lage und Ausmaße. Einhelliges Fazit: „Wir wollen den Saustall nicht!“

„Die Bürger sollen ein Gespür für die Problematik und einen persönlichen Eindruck bekommen von dem geplanten Schweinemastbetrieb, der mit 1496 Schweinen gerade einmal vier Tiere unter einem industriellen Betrieb liegen würde“, erläuterte Andrea Paulus aus Ensdorf, die 2. Vorsitzende der Bürgerinitiative.

Erste Station war die „völlig unzureichende Zufahrt“, die ungeeignete Infrastruktur. „Die Verkehrsanbindung ist katastrophal“, erklärten die betroffenen Anwohner Michael, Matthias und Thomas Fischer. Die Gemeindestraße von der AS8 nach Uschlberg sei für den notwendigen Schwerlastverkehr nicht ausgelegt, „Wer trägt wohl dann die Folgeschäden?“ fragt sich Hans Schmid aus Uschlberg. „Ab der Kreuzung besteht nur eine beengte Durchfahrt zwischen unseren Häusern, dann ein schmaler Feldweg. Es gibt keine Ausweichmöglichkeit“, sorgen sich die Familien Fischer und Schmid, befürchten künftig Staubbelästigungen und Gefährdungen vor allem für ihre Kinder schon bei der Bauphase, später dann bei „Gülletourismus“, Schweine- und Futtermitteltransporten. Michael Fischer brachte es auf den Punkt: „Der Schweinemastbetrieb ist hier völlig ungeeignet. Unsere Lebensqualität wäre im Arsch, unsere Zukunftsperspektiven gleich null. Zudem sänken die Immobilienpreise.“

Nicht nur die rund 40 Uschlberger befürchten „starke Beeinträchtigungen der Lebensqualität“ u. a. durch Geruchsemissionen, sondern auch ganz Ensdorf und auch Einwohner der nahe gelegenen Ortschaft Seulohe. „Die Gegend ist ein Naherholungsgebiet für Ensdorfer und Amberger. Die Attraktivität wird durch den Schweinemastbetrieb zunichte gemacht“, erklären Inge Schmid und Theresia Matthiowitz aus Wolfsbach. Das Gelände rings um den geplanten Schweinestall ist abfallend. So wird eventuell verunreinigtes Oberflächenwasser in das nahe gelegene und sehr sensible Feuchtbiotop eingewaschen werden. Michael Fischer hat Grundstücke im Biotopbereich. Er hat die Auflage, hier nicht zu düngen und darf nur zu festgelegten Zeiten mähen. „Man weiß in dem karstigen Gebiet und Untergrund nie, wann und wohin Wasser ins Grundwasser läuft“, erläuterte Andrea Paulus den besorgten „Spaziergängern“. „Unmittelbar am Wasserschutzgebiet ist die Gefahr natürlich am größten und stellt damit auch das höchste Problem.“

Das sehen auch die besorgten Bürger der Gemeinde Ensdorf und vor allem die Uschlberger so. „Wasserschutzgebiet ist nicht gleich Wassereinzugsgebiet“ meint dazu Sieglinde Scharl. In unserem Karstgebiet ist das besonders sensibel. Ich befürchte bei einer undichten Stelle die Langzeitwirkung. Wenn unser Trinkwasserbrunnen einmal verseucht ist, dann ist er tot. Ein Eintrag von Gülle z. B. ist einem Verursacher nicht nachweisbar. Die Kosten für einen neuen Brunnen müssen dann auf alle Bürger von Ensdorf und Thanheim umgelegt werden. Der kleine Mann muss zahlen.“ Außerdem wird befürchtet, dass Bio-Aerosole aus Futtermitteln und Abluftreinigung in den nahegelegenen offenen Hochbehälter ins Wasser kommen und es mit Bakterien, Viren oder Pilzen verunreinigen. Ob eine Gefahr besteht prüft derzeit das Gesundheitsamt.

Armin und Sigrid Gebhardt aus Ensdorf wollten wissen, was es mit dem „privilegierten Bauen“ auf sich habe. Das privilegierte Baurecht ist eigentlich für solche Landwirte gedacht, die an ihrer bestehenden Hofstelle nicht erweitern können. „Georg Straller hätte in Ipflheim, die Möglichkeit sich zu entfalten, wo er bereits einen Schweinemastbetrieb mit 800 Schweinen besitzt. Da stellt sich schon die Frage, ob die geplante Schweinemast in Uschlberg überhaupt ein privilegiertes Bauvorhaben ist“, stellte Werner Scharl fest. Und Michael Fischer erbost: „Der wohnt in einer Siedlung in Kümmersbruck, hat seinen Hof in Ipfheim und will zu uns die Dreckschleuder bringen!“ Andrea Paulus von der BI erzählte den interessierten Teilnehmern, dass nur das Stallungsgebäude selbst außerhalb des Ensdorfer Wasserschutzgebietes liegen würde. Seine Felder rings rum aber lägen im Wasserschutzgebiet. Sie forderte auf: Tragt die Kunde weiter! Jedes Wort hilft uns. Zeigt, dass ihr gegen den Schweinemastbetrieb seid! Steter Tropfen höhlt den Stein!“ Die Anwesenden einhellig: „Wir wollen den Saustall nicht!“ Michael Fischer: „Bisher galt das Wort: Wir wohnen da, wo andere Urlaub machen. Mit dem großen Schweinemastbetrieb würde sich das ändern!“

Wer sich näher informieren will über den geplanten Schweinenastbetrieb, kann dies bei Michael Fischer in Uschlberg oder per E-Mail bei der stellvertretenden BI-Vorsitzenden Andrea Paulus (buergerinitiative-fuer-lebensqualitaet@web.de). Die „Bürgerinitiative für Lebensqualität in Ensdorf“ überlegt, ob sie einen „Schweinestall-Stammtisch“ gründen soll.