Kräuterbuschen gebunden

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Den alten Brauch der Kräuterbuschen zu „Mariä Himmelfahrt“, einem Höhepunkt des katholischen Kirchenjahres, hält der Katholische Frauenbund seit vielen Jahren aufrecht. Auch heuer waren wieder 19 Frauen, ein Mädchen und ein Mann am Mittwoch zum gemeinsamen Binden zum Kirchenvorplatz gekommen. Dort informierten sie sich über die Bedeutung verschiedener Kräuter für das Wohlergehen.

Die Frauenbunddamen frischten die Kenntnisse über den alten Brauch auf und berichteten darüber. Nicht ganz klar ist, was in die Kräuterbuschen zu Maria Himmelfahrt, dem „Großen Frauentag“ und ältestem und größten Marienfest der Kirche, eigentlich gehört. Dürfen es nur Kräuter sein und welche? Gehören auch Blumen dazu und welche? Blumen und Kräuter sind nämlich zwei Paar Stiefel! Die Kräuter sind fürs Heilen, die Blumen für den Schmuck und die Schönheit. Beides kann zusammen in einen bunten Buschen gebunden werden, muss aber nicht!

„Das Segensgebet der Kräuterweihe umfasst jedenfalls beides: Kräuter und Blumen“, erklärt Pater Josef Danko. „Wer den gesegneten Kräuterbuschen für Tee verwenden will, darf natürlich nur Kräuter zusammenbinden. Die Blumen sind Zeichen der Verehrung der Mutter Gottes. Sie geben auch den Buschen Farbe mit ihren Blüten, denn Mitte August sind die meisten Kräuter schon ziemlich verblüht und es herrscht das grüne oder braune Kraut vor.“ Pater Josef Danko sagt dazu weiter: „Es gibt keine Vorschriften über die Anzahl der Kräuter, ob es sieben, zwölf, 36 oder 72 sein sollen, ob unbedingt die Königskerze oder das Tausendgüldenkraut dabei sein muss. Egal welche Anzahl: Die Kräuter erinnern an den Segen Gottes, der von Gottes Schöpfung auf uns Menschen ausgeht.“

200 Kräuterbuschen aus mindestens sieben verschiedenen wohlriechenden und heilsamen Kräutern sowie Blumen und Getreideähren wurden von den Frauenbunddamen „aus der Natur in Wald und Flur“ gebunden und am Mariä-Himmelfahrts-Tag (15.August) vor den Gottesdiensten in Ensdorf, Wolfsbach und Thanheim für einen guten Zweck verkauft und von den Geistlichen gesegnet.

Früher wurde der geweihte Buschen zu Hause kopfüber auf dem Dachboden zum Trocknen aufgehängt. Die getrockneten Kräuterbüschel dienten zu allerhand Abwehr: Bei Gewitter eine Handvoll ins Herdfeuer geworfen, sollten sie vor Blitzschlag schützen. Krankes Vieh bekam geweihte Kräuter unter das Futter gemischt. Auch beim Ausräuchern des Hauses taten sie ihre Dienste. Sie halfen gegen Unwetter und Krankheit, und ganz früher gegen Hexen, Druden und sonstige Geister.

Ursprung der Kräuterweihe an Mariä Himmelfahrt soll eine biblische Legende sein: Als die Apostel und Jünger am dritten Tag nach der Bestattung Marias die Tote noch einmal sehen wollten, war das Grab leer. Stattdessen fanden sie blühende und duftende Blumen und Kräuter vor.