Traditionelle Jakobi-Kirchweih

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Die Feuerwehr Ensdorf hält Traditionen hoch. Nicht nur das Knackwurstfest. Am Wochenende bewies sie und die acht feschen Kirwapaare der Kirwagemeinschaft, dass man in Ensdorf zünftig und originell Kirwa zu feiern versteht: die traditionelle Jakobi-Kirchweih.

Am Samstag war es sonnig und heiß. Da kamen die strammen Kirwaburschen und ihre Helfer gehörig ins Schwitzen als sie den kerzengerade gewachsenen 33 Meter langen Kirwabaam aufstellten, den Bürgermeister Markus Dollacker gestiftet hatte. Zuvor hatten sie ihn teilweise geschält und „geringelt“, die „Schnitzer“ Maximilian List, Bernhard Fleischmann, Cosmin Singer, Simon Meyer, Jonas Hernes und Martin Schlehuber den Baum  mit „Ensdorf 2013, dem Gemeindewappen, zwei Maßkrügen, einigen Brezeln und Herzerln und Rautenmuster versehen. Die feschen Kirwamoidln hatten Abende zuvor schon drei riesige Kränze gebunden und versahen sie nun mit weißblauen Bändern.

Um 14 Uhr hörte man im Ort die Juchzer der strammen Kirwaburschen als sie mit einem Traktor die stattliche 33 Meter lange Fichte zum Festplatz transportierten. Begleitet wurde der Zug natürlich von den hübschen Kirwamoidln in ihren feschen Dirndln mit flüssiger Nahrung. „Wer hot Kirwa?“ wurde gerufen. „Mir hom Kirwa! Wer hot die schöinsten Kirwamoidln? Mir homs! Wer hot die stärksten Kirwaburschen? Mir homs! Wer hot den längsten und schönsten Kirwabaam? Mir hom an!  „Wia san ma? Guat san ma! Mai, san mia guat!” “Mai liaber, in Ensdorf dou is Kirwa” wurde gesungen und “Drei Dog, drei Dog gehn ma nimmer ham!”

Traditionell wurde dann der Baum von heuer 42 starken Burschen und Männern an sieben „Goaßn“ und viel „Armschmalz“ in die Senkrechte gebracht. Eine sehr schweißtreibende Arbeit. Da mussten sich die Kirwaburschen und ihre Helfer mächtig ins Zeug legen. „Mai ham mir an Durscht!“ brauchten sie gar nicht erst zu rufen. Die Kirwamoidln eilten gleich herbei, um mit Gerstensaft dafür zu sorgen,  dass das „Schmalz“ nicht ausging. „Auf mein Kommando! San mas? Alle Manna an die Goaßn! Hau-Ruck! Nu an Schub!“ forderte unerbittlich  „Baummeister“ Martin Reiser. Hoch aufgerichtet ragt der Ensdorfer Kirwabaam nun nach nicht ganz zwei Stunden harter Arbeit über das Dorf, das sich zu Recht „Perle des Vilstales“ nennt, wehen die weißblauen Bänder von den drei grünen Kränzen. Viele Zuschauer beobachteten das urige Spektakel des Kirwabaumaufstellens. Abends spielte „Grögötz Weißbir“zünftig  auf. 

Den sonntäglichen Festgottesdienst mit Pfarrer Pater Hermann Sturm umrahmte die Blaskapelle Ensdorf unter Leitung von Hubert Haller, die auch zum musikalischen Frühschoppen im Festzelt aufspielte, bevor sich die Gäste an Schweinsbraten, Bratwürstln und Grillfisch labten oder Kaffee und selbstgebackenen Kuchen den Vorzug gaben. Nachmittags tanzten die acht Kirwapaare mit Unterstützung von „Hennagschroa“ den Kirwabaam aus, nahmen mit Gstanzln Geschehnisse der Gemeinde aufs Korn, bevor die „Hennagschroa“ im Festzelt zum Kirchweihtanz aufzuspielen. All darüber berichtet die „Mittelbayerische Zeitung““ in ihrer morgigen Ausgabe.

Heute aber ist erst mal ab 14 Uhr zunächst der Seniorennachmittag mit Quiz des Heimat- und Kulturverein Ensdorf angesagt. Schöne Preise sind dabei zu gewinnen. Zum Kirwaausklang spielen heute Abend die „Stiefelziacha“ beim Tag der Vereine und Behörden. Gegen 22 Uhr wird der Kirwabaam verlost. Außerdem gibt es viele tolle Preise bei der Tombola zu gewinnen.

Austanzen

Petrus hielt seine schützende Hand über die Ensdorfer Jakobi-Kirchweih Ob daran dies am Kloster, der Freiwillige Feuerwehr oder den Kirwapaaren lag, weiß niemand genau. Jedenfalls fiel kein Tropfen Regen sondern es schien die Sonne vom weißblauen Himmel.

So konnten  Freiwillige Feuerwehr, Kirwagemeinschaft  und die acht feschen Kirwapaare Ensdorf getrost nach dem feierlichen Kirchweih-Festgottesdienst in der Pfarrkirche St. Jakobus singen: „Oh, Kirwa lou niat nou!“

Zum anschließenden Frühschoppen im Festzelt spielte die „Blaskapelle Ensdorf“ unter Leitung von Hubert Haller auf.. Nach einem kräftigen Kirchweihessen wurde bei hochsommerlichen Temperaturen von den Kirwapaaren traditionell der Kirwabaum ausgetanzt. Eine durchaus durstige Angelegenheit! Dem konnte abgeholfen werden. Mit dem Ruf „der Rausch loust nouch!“ wurde immer wieder nicht nur aus dem geschmückten Kirwakrug getrunken.

Der Figurentanz  „S’ Mühlradl“, Zwiefacher, „Sternpolka“ und „Siebenschritt“  begeisterten die vielen Zuschauer beim Austanzen des Kirwabaums. Einstudiert hatte die Tänze wie in den letzen Jahren „Obertanzlehrer“ Manuel Wondrak, seines Zeichens Vorsitzender der Ensdorfer Kirwagemeinschaft. Begleitet wurden sie von „Hennagschroa“, der „besten Kirwamusi“. Die reife tänzerische Leistung – von Juchzern und den Fragen nach der besten Kirwa, den schönsten Kirwamoidln und feschesten Kirwaboum sowie dem längsten Kirwabaum  und „wer hot des schöinste Kirwawetter?“ unterbrochen – „Mir ham’s natürlich!“ – wurde von vielen Besuchern und Schaulustigen beklatscht.

„Hennagschgroa“ sorgte auch heuer wieder wie seit acht Jahren für die musikalische Begleitung bei den sinnigen und hintersinnigen Gstanzln, mit denen die Kirwapaare vor allem das Geschehen in Ensdorf, den Nachbarorten und Nachbargemeinden „aufs Korn“ nahmen.

U.a.: „In Ensdorf am Berch obn, da woll’n oa an Bau, doch so an Saustoll, den braucht doch koa Sau! D’ Uschlberger san dageg’n, a da Rest vom Ensdorfer Gäu, schaut’s blaoß dass’ts eich schleicht’s mit eire Antbiotika-Säu!“ Und „In R Thanheim undriedn, da ham’s alle g’sehn, als Patenverein kann’s koan besseren geb’n.“ Oder „Weißwürscht ham’s versprocha beim Festl in Riedn, wia madann drunt worn, wor bloß a Koucha zum Kriagn!“ „In Riedn hamma gsuffa, in Thanheim homma gspien, in Wolfsbach hamma gschissn, in Ensdorf san ma bliebn!“

Unser Gmoa hot des Rathaus umbaut und d’ Rät’ ham neue Stühl’ braucht. Oana für über 500 Euro, des ham’ s unbedingt braucht!“, Da Riedner Kirwabaum is doch jedes Johr a Witz, letzt’s Johr woar’s wider a greißliche Spitz!“, „Dem  Rothut Heiko in Wioschba (Wolfsbach) sei Liesl ham ma g’klaut, da hot er scho’ blöd as da Wäsch’ aussa g’gshaut!“ „ In Thanheim woars das gleiche, die ham niat auf g’schaut, dann is’ der David  mit eaner Liesl abg’haut!“ Und an die Nachbargemeinde Rieden gerichtet: „Willst a Beachparty feiern, derfst niat af Ried’n gehn’n: Die t’an lieber Wallfahrten, des kann’ ma niat versteh’n!“t 

Als neues „Oberkirwapaar“ wurden Ramona Meier und Alexander Karras ausgetanzt und  warf gleich viele Süßigkeiten unter das Volk, den Kindern zur Freude.

Am Sonntagabend dann sorgte „Hennagschroa“ lautstark für Stimmung und Tanzmusik im Kirwa-Festzelt. Vereinzelt sah man sogar Tänzer! Über den heutigen Seniorennachmittag mit  Heimatquiz und den Abend der Vereine mit den „Crocodiles“ sowie der Verlosung des Kirwabaumes berichtet die „Mittelbayerische Zeitung“ in ihrer morgigen Ausgabe.

Seniorennachmittag und Ausklang

Bei hochsommerlichen Temperaturen endete am Montag die Jakobi-Kirwa. Die „Stieflziacha“ spielten unentwegt im Festzelt auf, sorgten für Bombenstimmung und Tanzmusik beim Abend der Vereine und Behörden. Tolle Preise waren bei der Tombola zu gewinnen, der 33 Meter lange Kirwabaum wurde verlost.

Zuvor hatten zum elften Mal Gemeinde, Pfarrei und BRK-Seniorenheim zu einem Seniorennachmittag bei der Jakobi-Kirchweih eingeladen. Von 450 geladenen über 65-jährigen Bürgern der Gemeinde Ensdorf waren knapp 230 auf Einladung von Bürgermeister Markus Dollacker, Pfarrer Pater Hermann Sturm und Seniorenheimleiterin Lydia Brandl gekommen.

Der Bürgermeister freute sich, dass trotz der Hitze so viele Seniorenbürger aus allen Gemeindeteilen der Einladung gefolgt sind, wünschte viel Freude, Geselligkeit und frohes Beisammensein bei „Ratsch. Tratsch und Unterhaltung Er dankte der FFW, der Kirwagemeinschaft, der Raiffeisenbank Unteres Vilstal, dem Pfarrgemeinderat  und dem Heimat- und Kulturverein, der das Seniorenquiz ausgearbeitet und dafür viele Preise gesammelt hatte, und mit ihren Mannschaften den Seniorennachmittag ermöglicht haben. Die Gemeinde spendierte jedem der Senioren eine kostlose Brotzeit und ein Getränk. Da schmeckten Freibier, Bratwürstln und Käse natürlich besonders gut! Der Pfarrgemeinderat bot zusätzlich kostenlos Kaffee an. Pfarrer  Pater Herman Sturm begrüßte alle, „die aus den eigenen vier Wänden zu dem geselligen Nachmittag bei Essen. Trinken und guten Gesprächen gekommen waren“. Riedens evangelischer Pfarrer Klaus Eberius hoffte, dass die Senioren noch lange auf der Kirchweih bleiben. „Trinkt und esst und lasst es euch gut gehen!“

Man unterhielt sich, pflegte Gespräche – nicht nur über Erlebnisse bei früheren Kirchweihen in der Jugendzeit. Den Auftakt machten die feschen Ensdorfer Kirwapaare mit ihrem Auftritt. Michl Rothut jun. auf dem Akkordeon und Wastl Zapf auf dem Cajon spielten zur Unterhaltung der älteren Gemeinebürger.

Interessant für die älteren Bürger war der zum siebten Mal vom Heimat- und Kulturverein ausgearbeitete Heimatquiz mit zehn Fragen. Da rauchten die Köpfe! Auch wurde -  wie schon zur Schulzeit? – mal „gespickt“ und abgeschrieben.

Es galt ja schließlich u. a. zu wissen, wie das neue Ensdorfer Oberkirwapaar (Ramona Meier und Alexander Karras) heißt, zu welchen Fest Ministerpräsident Horst Seehofer heuer in die Gemeinde gekommen (125 Jahre FFW Thanheim), dass der Schnupfer-Club 40-jähriges Jubiläum gefeiert hat, 2014 Kommunalwahlen anstehen, heuer wegen Sanierungsarbeiten an einer Vilsbrücke. Wochenlang der Verkehr durch Ensdorf geleitet wurde und 1988 die „allerletzte“ Fahrt der Vilstalbahn gefeiert“ wurde. Auf alten Fotos waren das so genannte „Böcklerhaus“ zu erkennen, das Hammerschloss Leidersdorf und die Bahnhofstraße in Ensdorf sowie die früheren Pfarrer Josef Rieshofer und Sebastian Raß.

131 Seniorinnen und Senioren beteiligten sich am Heimatquiz. 55 hatten alle zehn Fragen richtig beantwortet und erhielten Preise. Als Glücksfee fungierte die siebenjährige Evi Hofmeister, welche die Preisträger zog, die dann von Bürgermeister Markus Dollacker und stellvertretender Heimat- und Kulturvereinvorsitzender Elke Bauer-Hammer verkündet wurden.

Abends wurden die hübschen Ensdorfer Kirwamoidln von ihren strammen Kirwaburschen auf dem bunt geschmückten Leiterwagen-Anhänger abgeholt. Dann spielten die „Stieflziacha“ noch einmal zünftig-boarisch zu Kirchweihtanz und Unterhaltung auf, wurde der 33 Meter lange Kirwabaum verlost und schöne Preise bei der großen Tombola gewonnen.