Umfassende Restaurierung und Sanierung der Pfarrkirche

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Am 17. Oktober 1717 wurde die reich ausgestatte und mit herrlichen Deckenfresken von Cosmas Damian Asam versehene barocke Klosterkirche der ehemaligen Benediktinerabtei Ensdorf dem Hl. Jakobus dem Älteren geweiht. Die letzte große Renovierung fand 1963 statt. Bis zum 300-jährigen Weihejubiläum 2017 soll nun eine umfassende Restaurierung und Sanierung des Innenraumes der St.-Jakobus-Kirche erfolgen.

Im Jahr 2011 schon suchte Archivalienforscher Dr. Peter Morsbach aus Regensburg noch vorhandene Schriftstücke bzw. Pläne, Fotos usw. zur Bau- und Renovierungsgeschichte der Klosterkirche und seit der Säkularisation Pfarrkirche aus dem Staatsarchiv Amberg, dem Pfarrarchiv Ensdorf und dem Landesamt für Denkmalpflege und stellte sie zusammen. Martina Engelhart aus Hirschbach führte eine digitale Vermessung durch, das so genannte verformungsgerechte Aufmass. Eine detaillierte Fotodokumentation des jetzigen gesamten Innenraums nahm altrofoto Uwe Moosburger aus Regensburg als Teil einer späteren Vorher-nachher-Dokumentation auf. „Erste Begehungen mit dem Baureferat der Diözese fanden ebenfalls schon im Jahr 2011 statt“, berichtet Kirchenpfleger Johann Fink.

„Dann erfolgte im vergangenen Jahr für das überregional bedeutsame Bauwerk eine Befunduntersuchung der historischen Substanz durch vom Landesamt für Denkmalpflege ausgewählte kompetente Restauratoren der einzelnen Fachgebiete“, erklärt die mit der Gesamtmaßnahme beauftragte Architektin Carola Setz aus Regensburg der „Mittelbayerischen Zeitung“. Die holzsichtige Ausstattung wie Gestühl, Chorschränke, Türen, Beichtstühle, die Altarräume und natürlich die Sakristeimöblierung untersuchte Anna Balzer aus Amberg; die polychromgefasste Ausstattung (Leinwandgemälde, Figuren und Altäre) Ulrich Weilhammer aus Gangkofen; die Wandschale (Oberflächen der Wände und Decken einschließlich der Putze, Anstriche und der Deckenfresken von Cosmas Damian Asam) ifr.w Sven Oemig (Institut für Restaurierung in Wasserburg/Inn); die Natursteinarbeiten wie die originalen Natursteinböden und die Epitaphe die Steinwerkstatt Endemann aus Regensburg. „Hierbei wurde der momentane Zustand der historischen Bausubstanz genau untersucht und bei einigen Terminen mit Spezialsten des Landesamtes für Denkmalpflege und des Diözesanbauamtes ein Restaurierungskonzept festgelegt und hierzu Musterachsen angelegt“, so Architektin Setz.

Für diese Untersuchungen wurden von Ende September bis Dezember vergangenen Jahres am Hochaltar, im Bereich der großen Vierungskuppel, an einem Seitenaltar und bei der Kanzel Gerüste aufgestellt. Die nicht eingerüsteten Decken- und Wandflächen mussten vom Hubwagen aus untersucht werden. Dies alles war notwendig, um Schadensbilder genau festzustellen und Kosten ermitteln zu können. Statische Untersuchungen des Dachtragwerks und der Gewölbe durch das Ingenieurbüro Bräutigam aus Nabburg ergaben nur geringe Schäden und dass der „Dachstuhl in Ordnung und ohne Wurmbefall“ ist.

Bei der Untersuchung des Natursteinbodens stellte sich heraus, dass er noch aus der „Ursprungszeit des Baues“ stammt. Die Architektin ganz fasziniert: „Eine einmalig intakte Einheit!“ Natürlich werden der Steinboden aus dem frühen 18. Jahrhundert und die darin eingelassenen Epitaphe (Grabplatten) erhalten. Bei den Fresken wurden Hohlstellen und Risse, Verrußungen und Verdreckungen festgestellt, die saniert werden müssen. Bei den Untersuchungen kam auch heraus, dass der Innenraum der Kirche ursprünglich vermutlich in einem sehr zurückhaltenden weiß-beige-grau gehalten war. Allerdings ist die ursprüngliche Farbgebung nicht mehr hundertprozentig erfahrbar. Um das wohlgefällige gewohnte Bild zu erhalten, belässt man die jetzige rosa Färbung. Bei den Holzuntersuchungen allerdings wurden „massive Schäden“ festgestellt. „Der Holzwurm ist überall – auch in tragenden Holzkonstruktionen der Altäre. Der massive Schädlingsbefall macht uns große Sorgen“, berichtet Architektin Carola Setz. „Aufgrund dessen müssen geeignete Bekämpfungsmöglichkeiten gefunden werden“, stellte Stephan Biebl aus Benediktbeuern bei holzschutztechnischen Untersuchungen fest.

„Bereits im vergangenen Jahres haben wir die umfassende Innensanierung beim Baureferat der Diözese und dem Landesamt für Denkmalpflege beantragt. Sie wurde dann im Sommer von der Bischöflichen Finanzkammer genehmigt“, berichtet Pfarrer Pater Hermann Sturm. „Interessant war u. a. bei Ortsterminen die sehr intensive Zusammenarbeit mit Fachleuten, Denkmalamt und Diözese“, stellten Architektin, Pfarrer und Kirchenverwaltung fest. Im Restaurierungskonzept wurde mit den Werkstätten festgelegt wie viel bzw. wenig restauriert wird, mit welchen Möglichkeiten das beste Ergebnis erzielt werden kann.

Im Rahmen der umfassenden Sanierung der Pfarrkirche St. Jakobus ist eine neue Altarraumgestaltung mit Volksaltar und Ambo vorgesehen, ebenso eine Verbesserung der Elektroinstallation, Beleuchtung und Lautsprecheranlage (Planung durch Ingenieurbüro Schicho, Regensburg), der Einbau einer Sitzheizung, die Sanierung der berühmten holzgeschnitzten Sakristei und der Türen.

„Unsere sehr engagierte Architektin Carola Setz hat eine Kostenrechnung von rund 3,1 Millionen Euro ermittelt. Wir sind zuversichtlich, die Kosten für die Sanierung unserer hochinteressanten und überregional bedeutenden Kirche schultern zu können. Von 2014 bis 2016 soll die eigentliche Renovierung und Sanierung erfolgen, damit sie bis zum Weihejubiläum 2017 in neuem Glanz erstrahlt“, verkündet Kirchenpfleger Johann Fink. „Von der Diözese ist eine Kostenübernahme von 40 bis 45 Prozent zugesichert. Auch vom Landesamt für Denkmalpflege erwarten wir einen größeren Betrag. Wie hoch der ausfällt, wissen wir noch nicht. Selbstverständlich werden wir alle möglichen weiteren Fördertöpfe anzapfen“, versichert er. „Mit Sicherheit aber werden einige hunderttausend Euro an der Pfarrgemeinde hängen bleiben.“ Bezüglich des Holzwurmbefalls muss allerdings wohl auf Gas als billigste Version zurückgegriffen werden. „Unsere Pfarrkirche St. Jakobus ist ein Juwel mit Fresken von Cosmas Damian Asam, einem originalen Kirchenboden aus Kalkplatten aus dem Kelheimer Raum und der herrlichen holzgeschnitzten Sakristei. Mit Unterstützung aller, werden wir das Sanierungprojekt zu einem guten Ende führen“, ist Fink zuversichtlich.

Für die Altarraumgestaltung soll ein Künstlerwettbewerb durchgeführt werden. Im April findet mit Architektin Carola Setz ein öffentlicher Informationsabend statt. Kunsthistorikerin Sabine Tausch macht zur Zeit ihre Doktorarbeit über das Kloster Ensdorf. Sie forscht auch weiter nach der Baumeisterfrage der ehemaligen Klosterkirche. Vieles spricht dafür, dass dies Wolfgang Dientzenhofer ist. Wer für die Kirchenrenovierung spenden will: Kontonummer 500 206 784, Kennwort Kirchenrenovierung, bei Raiffeisenbank Unteres Vilstal, BLZ 760 696 11.