Patenbitten zum 125-jährigen Gründungsfest

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Patenbitten für Vereinsjubiläen haben alte Tradition. So kamen auch die Feuerwehrler aus Thanheim mit 60 Leuten und zehn Festdamen nach Ensdorf, „um gnädig darum zu bitten“, dass ihre „Nachbarfeuerwehr“ die Patenschaft zu ihrem 125-jährigen Gründungsfest im Juli 2013 übernimmt.

Neben ihrer Traditionsfahne hatte sie auch flüssige und feste Nahrung im Gepäck als sie zu per Bus nach  Ensdorf kamen. Dort wurden sie vom künftigen Patenverein Ensdorf an deren altem Gerätehaus von der Blaskapelle unter Leitung von KBM Hubert Haller empfangen. In einem Fackelzug marschierten beide Vereine dann zum neuen Ensdorfer Feuerwehrgerätehaus, wo die „offizielle Patenschaft“ stattfand.

Zunächst erhielten die Thanheimer von den zehn Ensdorfer Festdamen „a Schnapserl aus Thanheimer Raps“ zur Stärkung und „gegen das Heimweh“, dem Thanheimer Vorsitzenden Achim Hantke ein „gewärmtes Bier gegen sie gereizten Stimmritzen““ bevor sie auf einem kantigen Holz zum Patenbitten niederknien mussten. Ensdorfs „Feuerwehrhäuptling“ Richard Reiser begrüßte als „Zeremonienmeister“ die „Feierwehrleit“ aus Thanheim herzlich. „Wir hom so sinniert, wos de Johr alles so passiert“, erinnerte Ensdorfs Kommandant Hans Singer:“Af a mal is is uns kumma, ihr habts uns braucht zum Viacha fanga, Dann hod a Stoppelfeld brennt, dou seid’s g’rennt, woard’sdurstig – zum Glück is daEnsdirfer Vorstand glei mitn Bierwogn ausg’ruckt. “„Soll’n wir euch den Paten macha, müassts mitbringa a Haufa Sachen. Wenn unser Magen knurrt, dann san ma grantig und niat guat, und wenn unsre Gurgl is voll Staub, san unsre Ohren auch recht taub, wir bräuchten also was zum Spül’n, was Feuchtes, Nasses so zum Kühl’n“, meinte er Vorsitzender Richard Reiser in seiner launigen Ansprache 

Bevor Thanheims Feuerwehrvorsitzender Achim Hantke, sein Stellvertreter Helmut Wüst, Kommandant,  Kommandant Hans Westiner und sein Stellverteter Michael Rothut sich auf das kantige Holzscheit niederknien „durften“ und „gnädig“ bei ihren Feuerwehrkameraden aus dem benachbarten Ensdorf um die Übernahme der Patenschaft für ihr 125-jähriges Gründungsfest im Juli bitten durften, bekamen sie zur Stärkung von den Ensdorfer Festdamen noch mal  a Stamperl Schnaps, „dorfeigenem Schnaps, brennt’ aus Thanheimer Raps“. 

Dann wurde Ensdorfs Feuerwehrvorsitzender Richard Reiser von den zehn feschen Thanheimer Festdamen auf die Wange geküsst, was Kommandant Hans Singer: ganz neidig beachtete. Dafür bekam er und die Ensdorfer Festdamen rote Rosen überreicht.

„125 Jahr is her, seit in Thanheim die Feuerwehr zusammenkam und sich formierte, was zu Gründung führte“, erklärte Thanheims Feuerwehrhäuptling Achim Hantke. „Dem Leitspruch alter Zeit getreu, die Jahre hindurch und stets auf neu , die Jahre hindurch und stets aufs Neu: Gott zur Ehr’ und seit jeher dem nächsten zur Wehr’! Die Jahre vergingen, sie zogen ins Land und unsere Wehr hat noch immer Bestand“. So Hantke.  „Vier Tage im Juli, zwei Monate nach dem Mai, da feiern wir, Ensdorfer seid’s auch dabei!“  Trotz Festdamen., Freibier und gehöriger Brotzeit  die Thanheimer Feuerwehrleute bitten: „Überneh’ doch bitte die Patenschaft!“ Zerknirscht  knieten sie auf harten und spitzen Holzscheiten, mussten noch etwas aushatten bis ihrem Wunsch „nach entsprechenden Gastgeschenken  ganz gnädiglich“ entsprochen wurde. Zuvor aber mussten sich die Thanheimer Feuerwehrleute erst noch mit Korken im Mund „Schön ist die Welt“ singen, sich von den Ensdorfer Festdamen „ganz hindurch“ mit einem Löffel „verbinden“ lassen.

Nach Besiegelung der Patenschaft und gegenseitigem Urkundenaustausch  baten Thanheims fesche Festdamen die Ensdorfer um Unterstützung und sparten nicht mit herzigen Bussis und kredenzten Schnäpschen, die Herren der Thanheimer Wehr geizten ihrerseits nicht mit heißem Leberkäs, Kartoffelsalat und kühlen Getränken.