Kleines Weihnachtskonzert zugunsten der Jugend

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Zu einem Abend der Besinnlichkeit und Ruhe luden am Donnerstag die Salesianer in den Theatersaal des Klosters ein. Pater Josef Wenzl begrüßte dazu eine stattliche Anzahl von Besuchern. Dr. Gernot M. Grohs aus Leipzig, Cellist, Musikwissenschaftler und neuer Direktor der Musikakademie Weimar, verbrachte ein „wunderschönes Klostererlebnis in Ensdorf“. „Zum Dank dafür“ spielte er zusammen mit dem Pianisten, Komponisten und Musikpädagogen Dr. Dietmar Gräf aus Bad Wörishofen ein „kleines Weihnachtskonzert“ zugunsten der Jugendarbeit der Ensdorfer Salesianer.

Dr. Grohs stellte das Violoncello und seine Klangeschichte chronologisch vor. Dabei wirkte die kleine Sonate in C-Dur für Violoncello und Basso continuo des Italieners Domenico della Bella, entstanden um 1700 recht erfrischend. Natürlich kann sich dieses einfache Werk nicht messen mit der Tonschöpfung des großen Johann Sebastian Bach. Von diesem unübertroffenen Meister der Barockmusik erklangen drei Sätze aus der 3. Suite für Violoncello solo. Diesem 1720 in Köthen entstandenen Werk hat zu Beginn des 19. Jahrhunderts Robert Schumann einen Klaviersatz unterlegt. Zu Schumanns Zeiten waren die Kompositionen des „alten“ Bach nicht mehr geläufig, so dass Schumann glaubte, mit einem Klaviersatz dieses Werk für die damaligen Zuhörer attraktiver machen zu müssen.

Weiter ging die geografische Reise und musikalische Zeitreise zum Engländer Henry Eccles, der in Paris wirkte und ein Zeitgenosse Johann Sebastian Bachs war. Dessen Sonate in g-Moll –  voll von lyrischem Empfinden und mit kraftvoll-virtuosen Ecksätzen erklang überaus konzertant.

Mit einer Komposition des Bachsohnes Johann Christoph Friedrich, dem so genannten „Bückeburger Bach“ aus der Rokkokozeit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts ging es in die Stilistik der Vorklassik. Die bedeutenden Meister dieser Zeit wie Mozart, Haydn und Abel waren nun den Zuhörern klanglich ebenfalls nahe. Die heitere, leichtfüßige zweisätzige  Sonate in G-Dur des Johann Christoph Friedrich Bach ließ erahnen, wie sich die Cellotechnik und der Musikgeschmack nach dem Tode des „großen“ Bach im Jahre 1750 gewandelt haben.

Nach der Pause reiste man an diesem Abend weiter in der Musikgeschichte ins 19. Jahrhundert. Natürlich durfte da der Wiederentdecker der großartigen Werke des Johann Sebastian Bach, Felix Mendelsohn-Bartholdy, nicht fehlen. Von ihm erklang sehr konzertant das „Lied ohne Worte“ op. 109 für Violoncello und Klavier. Ein Zeitgenosse, Kollege und Verehrer Mendelsohns war der im anhaltischen Köthen und Dessau wirkende Altmeister Eduard Thiele. Von ihm hörte man ein kleines Adagio non troppo, das der Musikwissenschaftler Dr. Grohs in einem Archiv in Köthen entdeckte. Dieses bisher ungedruckte Werk spielten Dr. Grohs und Dr. Gräf vom Manuskript..

Die musikalische Reise ging weiter mit Werken des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Noch einmal sang das Cello sehr anspruchsvoll: die Elegie op. 24 des Franzosen Gabriel Faure und das „Madrigal“ des spanischen Meisters Enrique Granados, der dieses Werk für den unvergesslichen Meistercellisten Pablo Casals komponiert hat. Als Zugabe beendete einfühlsam und meisterlich gespielt „Der Schwan“ von Camille Saint-Saens den weihnachtlichen Zauber der Musik im Kloster Ensdorf. Ein Abend voll wahrlich virtuosem musikalischem Genuss!