Leuchtender Advent - erstes Fenster

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Zum sechsten Mal werden in Ensdorf am Klostergebäude während der Vorweihnachtszeit an der Hauptsraße Fenster zum Motto „Leuchtender Advent“ eröffnet.

Heuer übernahm der Pfarrgemeinderat den ersten Part. Thema: „Der Engel mit dem blauen Flügel“.

„In der himmlischen Heerschar gab es einen wunderschönen Engel. Nicht, dass sie nicht alle schön gewesen wären, aber dieser Engel war etwas Besonderes: mächtig, seine Schwingen reichten weit und er strahlte in blendendem Weiß“, erzählte Marianne Beer vom Pfarrgemeinderat Ensdorf. „Allerdings wusste er um seine Schönheit und er war stolz, hochmütig und sein Herz war kalt und hart wie Stein. Und dies passte gar nicht zu einem Engel. Sein Stolz und seine Herzenshärte waren bis vor Gott den Herrn gedrungen und eines Tages rief dieser den Cherub zu sich. „Ich möchte“, sprach er, „dass sich alle meine Geschöpfe so verhalten, wie ich sie gedacht habe. Du aber bist ganz anders. Deshalb will ich dich auf die Erde senden und du sollst dort unter den Menschen leben. Du darfst bleiben, solange du willst und wenn du zurückkehrst, sollst du im Himmel wieder willkommen sein.“

Auf dem Weg zur Erde hörte er das laute Schluchzen und bitterliche Weinen eines Kindes, das vor Verlassenheit todtraurig viele Tränen vergoss. „Gib mir deine Trauer“, sprach da der Engel. „Ich will sie mitnehmen und vor Gott bringen.“ Er tröstete das Kind und die Tränen des Kindes hinterließen einen großen violetten Fleck auf seinem Flügel.

Auf seinem weiteren Flug kam er in ein Land, in dem Mensch und Tier unter großer Trockenheit litten. „Gebt mir eure Hoffnung auf Regen, ich werde sie vor Gott tragen“, sprach er. Als er mit der Spitze seines Flügels die ausgetrocknete Erde berührte, bildete sich dort ein grüner Fleck.

Aus einer weiteren Reise hörte der himmlische Bote Jubel und Freudenklänge, Lachen und frohe Lieder. Da sprach er: „Gebt mir euere Freude und euer Glück, ich will sie vor Gott bringen.“ Da berührten alle den Engel und von jeder Berührung bekam sein Flügel einen farbigen Fleck.

„Viele Begegnungen mit Freude und Liebe, mit Trauer und menschlichem Leid erlebte der Engel auf seiner Reise. Er lernte Herzlichkeit kennen, weinte mit den Menschen und freute sich mit ihnen. Und jedes Mal, wenn er sein Herz weich werden ließ, bekam sein Flügel einen farbigen Tupfen. Schließlich war der Flügel ganz bunt“, meditierte Marianne Beer weiter.

Der Engel kehrte zum Himmel zurück und trat vor Gott, um zu berichten. „Du hast viel erlebt“, sagte Gott zu ihm, „hast Anteil gehabt an Freude und Leid, hast Mitleid und Erbarmen gezeigt, du hast getröstet, Hoffnung geschenkt und dein Herz ist weich geworden. Du hast dich als wahrer Engel erwiesen. Dafür will ich dich belohnen.“ Und Gott berührte den zweiten Flügel des Engels. Von dieser Berührung wurde der Flügel ganz golden und erstrahlte in der Farbe der Göttlichkeit. Seitdem hat der Engel einen bunten und einen goldenen Flügel.

Zum Abschluss der Fensteröffnung wurde gebetet: „Guter Gott, schenk uns ein mitfühlendes Herz, damit auch wir an unseren Mitmenschen Anteil nehmen. Mitleid und Erbarmen zeigen und trösten, wo es nötig ist. Auf dass wir kleine farbige Flecken im grauen Alltag sind. Amen.“

Das nächste Fenster zum „Leuchtenden Advent“ in Ensdorf wird  am 2. Adventsonntag (9.12.) um 17.00 Uhr vom Katholischen Frauenbund mit einer Meditation eröffnet. Am 3. Adventsonntag (16.12.) öffnet der Obst- und Gartenbauverein sein Fenster, am 4. Adventsonntag (23.12.) die Pfadfinder. Jeweils um 17.00 Uhr. Die Fenster werden bis 6. Januar beleuchtet. Täglich von 6 bis 8 Uhr und von 16 bis 22 Uhr.