Ehrung für Singen im Chor

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Für insgesamt 1125 Jahre „Singen im Chor“ ehrte die Sängergruppe Amberg im Sängerkreis Nordoberpfalz beim zweiten zentralen Ehrungsabend am Samstag im vom Obst- und Gartenbauverein Ensdorf festlich geschmückten Wittelsbachersaal Sängerinnen und Sänger. 38 erhielten Auszeichnungen des Fränkischen Sängerbundes und des Deutschen Chorverbandes für 10 bis 60 Jahre „aktives Singen im Chor“.

„Eigentlich wollte ich meine Begrüßung und Ehrung singen, schließlich sind wir fast alle Sängerinnen und Sänger“, meinte Sängergruppenvorsitzender Adolf Gassner. „Entgegen weitläufiger Meinung, dass Jugendliche kein Deutsches Liedgut mehr pflegen würde,  überließ ich das doch lieber dem Kammerchor der Dr.-Johanna-Decker Schulen aus Amberg unter Leitung von Studiendirektor Franz Hanauska.“ Dieser betonte, dass Jugend neben Rock und Pop gerne auch Volkslieder singe, was der Chor explizit gekonnt mit „Lasst doch der Jugend ihren Lauf“, „Springt der Hirsch“ und „Horch, was kommt von draußen rein“ unter Beweis stellte.

Zum zweiten „zentralen Ehrenabend der Sängergruppe Amberg“ im Wittelsbachersaal in Ensdorf begrüßte Gassner viele Ehrengäste, noch mehr Jubilare und Ensdorfs Bürgermeister Markus Dollacker, wünschte allen einen „schönen Abend und viel Spaß“. Mit den exzellent vorgetragenen Songs „What a wonderful World“ und „Consider yourself“ bewies der Chor seine „internationalitäre Kompetenz“, von manchen Gästen beurteilt: „Die könnten damit auf Tournee gehen“.  

„Singen können sie alle besser als ich“, räumte Bürgermeister Dollacker als Schirmheer ein. „Heute sollen aber im Wittelsbachersaal Menschen – einem idealen Rahmen - für ihren ehrenamtlichen Einsatz und ihre  Treue  geehrt werden. „Ehrungen sind etwas Wichtiges. Sie sollen belohnen und anspornen. Sollen anderen Beispiel geben, sein für weiteren ehrenamtlichen Einsatz für die Gemeinschaft. Der Einsatz und das Wirken im Chor geht nur in Gemeinschaft und dem Miteinander. Das ist großartig und gehört sich als gutes Beispiel vorgestellt. Die gewaltigen Stimmen im Chor sind eine sehr angenehme Form der Gewalt“.

Als eine „sehr gute Idee, welche die Sängergruppe Amberg übernommen“ habe, bezeichnete Georg Ebenhöch, Vorsitzender des Sängerbundes Nordoberpfalz, die zentralen Ehrenabende der Sängergruppe Amberg. Die Jubilare würden es verdienen, für ihre jahrzehntelange Treue in würdigem Rahmen gegehrt zu werden. Den Ehrenabend nahm er zum Anlass, auf die neueste Aktion des Sängerkreises hinzuweisen: „Uns liegt die Kinder- und Jugendarbeit besonders am Herzen, Der Sängerkreis Nordoberpfalz als Teil des Fränkischen Sängerbundes übernimmt für alle Schulchöre, die sich uns anschließen, die ideelle und finanzielle Patenschaft.“ Das wurde mit Applaus begrüßt. „Ich würde mich freuen, wenn viele dieses Angebot annähmen. Erzählen sie es weiter und wenden sie sich an mich, wenn ich Antworten geben kann.“

Ehrenabende zwingen zum „Zurückzublicken in Dankbarkeit an das Vergangene und die Leistungen, geben aber auch Anlass der Besinnung, der Erinnerung und des Nachdenkens über Tun und Handeln“, so der Ehrenvorsitzende des Sängerkreise Nordoberpfalz, Herbert Kick. „Sie mahnen aber auch, Menschen zu finden, die bereit sind, das Überlieferte zu bewahren und sich dem Neuen zu öffnen. Sie sollten geprägt sein vom Idealismus, der Liebe zum Chorgesang und einer selbstlosen Hingabe an unsere gemeinsame Aufgabe – der Pflege unseres Kulturgutes.“ Kick dankte allen, die seit vielen Jahren zum Gelingen eines funktionierenden Vereinslebens beigetragen und aktiv das Sangeswesen in der Öffentlichkeit dargestellt haben – zum Wohl der Gemeinschaft. „Ein Mensch kann seinem Leben nicht mehr Tage geben, aber er kann jeden Tag mehr geben!“, betonte er.  Über drei Millionen Sangesbrüder, die sich aktiv mit Musik und Chorgesang in der Bundesrepublik befassen, so Kick, würden ehrenamtlich „mehr für Allgemeinheit und Ehrenamt leisten als jeder andere normale Staatsbürger“. „Den vielen, die das freiwillig und ehrenamtlich tun, will ich danken. Ohne sie gäbe es die lange Geschichte der Chöre und Chorverbände nicht. Ohne sie Idealisten, die Zeit und Geld in ihren Chor investieren, mit ihren Liedern Mitmenschen erfreuen, wäre das kulturelle, musikalische und gesellschaftliche Leben in unseren Gemeinden und Städte viel ärmer.“ Die Ehrung bedeute aber eine Ermutigung und Aufforderung, alles zu tun, damit in unseren Gemeinden und der Oberpfalz weiterhin musiziert und gesungen wird. „Musikalische Bildung muss im frühen Kindesalter einsetzen, auch in Kindergärten und Schulen zum festen Lehrauftrag gehören und darf nicht dem Stundenplan zum Opfer fallen. Musikalische Bildung muss trotz PISA-Studie und G 8 wieder so selbstverständlich sein wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Denn ein Volk, das nicht mehr singt, ist wie ein stummer Vogel – ein trauriger Ausblick!“

Georg Ebenhöch, Vorsitzender des Sängerkreises Nordoberpfalz, Ehrenvorsitzender Herbert Kick, Gruppenvorsitzender Adolf Gassner sowie die Vorsitzenden der einzelnen Vereine nahmen die Ehrungen vor.

Geehrt wurden vom Frauenchor Ammerthal Michaela Barth, Hedwig Schaller, Irene Scheibl und Waltraud Trettenbach für zehn und Ilse Krämer, und Helga Reindl für 25 Jahre „aktives Singen im Chor“; vom Gesangverein 1928 Ammerthal und Umgebung Johann Kölbl für 50 Jahre;  der Liedertafel Amberg Walter Burger für 40, Leonhard Pilhofer für 50 und Jakob Suttner für 60 Jahre; vom Männerchor Ehenfeld Georg Kummert, Bernhard Meier und Reinhold Roith für 10 Jahre, vom Männergesangverein 1921 Ensdorf Josef Reindl für 25 Jahre; vom MGV Johannisberg Freudenberg Manfred Zunner für 10 und Peter  Ablassmeier sowie Ott Meier für 40 Jahre; vom MGV Frohsinn Gebenbach für 25 Jahre Wolfgang Siegert und für 40 Jahre Alfred Kellner und Richard Siegert; vom Landfrauensingkreis Gebenbach Anna Zeinz für 10Jahre; vom MGV Hahnbach  Johann Graf und Josef Rauch für 25 Jahre; vom Gesangverein 1860 Hirschau Hansjörg Lenz für 40 sowie Rudolf Kederer und Bernd Müssig für 50 Jahre; vom MGV 1846 Kastl Fritz Lorens für 40 Jahre; dem Männerchor Haselmühl-Kümmersbruck  für 10 Jahre Richard Kettenbohrer, für 25 Jahre Walter Sperlich und für 40 Jahre Adolf Dotzler; vom Gesangverein Traßlberg 1925 und Umgebung für 25 Jahre Richard Neudecker, Fritz Schurz, Christian Widmann und Johann Zintl sowie für 40 Jahre Erwin Rösch und vom Männergesangverein Ursulapoppenricht 1958  Karl Stiegler und Ludwig Wendl für 40 und Konrad Koch für 50 Jahre.