Kunstwanderstationen im Naturpark

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Bei der Vorstandssitzung des Naturpark Hirschwald e. V. im Ensdorfer Rathaus stellte das Künstlerpaar Hanna Regina Uber und Robert Diem das Konzept „Kunstwanderstationen“ vor.

Vorsitzender Bürgermeister Stefan Braun (Kastl) betonte eingangs, dass es bisher noch kein gemeinsames Projekt für den Naturpark gebe. „Die Kunstwanderstationen sollen nun die acht  Naturparkgemeinden verbinden. Dazu haben mittlerweile alle Gemeinden dem Konzept zugestimmt.“

„Über ein halbes Jahr haben wir am Konzept Kunstwanderweg im Naturpark Hirschwald gearbeitet“, erklärte Hanna Regina Uber und bedankte sich für den „konstruktiven und positiven Prozess mit den Gemeinden“. Das Konzept steht unter dem Motto „Fantastischer Hirschwald“.

„Die Wanderung rund um den Naturpark Hirschwald bietet einen Einblick in die Besonderheiten der Region. An acht Kunstwanderstationen wird der Besucher auf eine sinnliche Weise angesprochen. Der Wanderer taucht ein in eine wunderbar beseelte Welt“, erläuterte die Künstlerin. „Von fantastischen Geschichten aus der Vergangenheit bis hin zu lebenserhaltenden Visionen. Die Kunstwerke stehen thematisch in einem direkten Bezug zum Standort. Eine künstlerische Reflektion über die Natur des Menschen – der Mensch in der Natur. Eine Wanderung für Körper und Geist.“

Das Konzept basiert auf drei Elementen. Einer Sitzspirale, einer Informationsstele und einem Kunstwerk. Sitzspirale und Unformationsstele sind Basisbestandteile jeder der acht Kunstwanderstationen. Die Form der Sitzspirale versinnbildlicht den Zusammenschluss der Gemeinden rund um den Naturpark Hirschwald. Sie wird wie die Informationsstele in einer limitierten Auflage hergestellt und steht ausschließlich den Gemeinden im Naturpark Hirschwald und dem Kunstwanderweg zur Verfügung. Das dritte Element besteht aus einem Kunstwerk. Einem individuellen Unikat, das die Besonderheit des jeweiligen Standortes thematisch aufgreift. Sie befinden sich immer an bereits bestehenden Wanderwegen.

„Vielfältig und individuell sind die Themen der Kunstwerke. In der Formensprache, der künstlerischen Umsetzung, aber finden sich bei allen Kunstwerken Anklänge an den fantastischen Realismus, was zu einem geschlossenen Gesamteindruck führt“, betonte die Amberger Künstlerin und Bildhauerin Hanna Regina Uber. „Die ergonomische Form der Sitzspirale bietet altersgerechte Sitzhöhen und eine Ablage für Karten und Brotzeit. Die jeweilige Informationsstele bietet auf zwei Metalltafeln Wissenswertes zum Naturpark Hirschwald, eine Erläuterung des Kunstwerks und Informationen zum Standort und der Gemeinde der Kunstwanderstation.“ Die Kunstwerke entstehen in Zusammenarbeit

Noch heuer sollen die Kunstwanderstationen in Ensdorf, Hohenburg und Kastl entstehen, die übrigen im kommenden Jahr. Die Kunstwerke für Amberg, Rieden und Kastl entstehen in Zusammenarbeit mit örtlichen Künstlern und Bildhauern.

„Wie verknüpfen wir diese Kunstobjekte miteinander als Anreiz, damit sich Besucher und Wanderer die Kunstwerke ansehen?“ fragte Ambergs Oberbürgermeister Wolfgang Dandorfer. Er fordert auch ein pädagogisches Programm. „Wir brauchen ein in sich gegossenes Gesamtkonzept.“ Naturparkgeschäftsführer Andreas Gruber verwies auf die bereits bestehenden Planungen, die Infotafeln auf den Stelen, einen Flyer und Informationen im Internet. Bürgermeister Gotthard Färber (Rieden) will Hinweisbeschilderungen auf den Radwegen, Ortsanfängen und Ortsenden, „damit auch ortsansässige wie Bäcker, Metzger, Gastronomen merken, beim Naturpark Hirschwald tut sich was“.

Abschließend besichtigte die Vorstandschaft des Naturpark Hirschwald e.V. den Standort der geplanten Kunstwanderstation Ensdorf. Sie wird anstelle der Bund-Naturschutz-Hütte unmittelbar am Fünf-Flüsse-Radweg errichtet, welche abgebaut und bei den Ziegelkohlenmeilern bei Palkering wieder aufgebaut wird.

Technische Daten

Sitzspirale und Informationsstele werden aus hochwertigem Edelbeton gefertigt. Dieser ist hoch verdichtet, durchgefärbt und witterungsbeständig. Die Sitzspirale misst rund 2,7 auf 1,7 Meter. Die Informationsstele wird 1,8 Meter hoch, misst 40 bis 60 Zentimeter konisch zulaufend. Auf der Informationsstele sind für individuelle Texte zwei Edelstahltafeln angebracht. Die Kunstwerke befinden sich teilweise auf der Informationsstele, teilweise auf separaten Sockeln. Die Kunstwerke sind ausschließlich aus hochwertigen, für den Außenbereich geeigneten Materialien gefertigt: Bronze, Stein, Edelstahl, Karbonfaser.

„Visionäre in alten Mauern“ nennt sich die Kunstwanderstation Ensdorf und versinnbildlicht die Bewahrung der Schöpfung durch zukunftsorientiertes Denken und Handeln. „Ein-Blick“ heißt die Station der Gemeinde Kümmersbruck in Köfering, die Bronzeplastik in Amberg „Objektion“, „Der Werde-Gang“ in Ursensollen, „Prinzessin Anna“ in Kastl, „Flüsternde Winde“ in Hohenburg, „Alles im Fluss“ in Schmidmühlen, „Pan“ die Kunstwanderstation in Rieden.

Die Ensdorfer Kunstwanderstation „Visionäre in alten Bauten – Durch zukunftsorientiertes Denken und Handeln “ beschreibt das Künstlerpaar Uber/Diem wie folgt: „Unter diesem Motto wirken zwei herausragende und über die Region hinaus anerkannte Institutionen. Das Salesianerkloster Don Bosco. In einer historischen Klosteranlage aus dem Jahr 1121. Dort befinden sich unter anderem eine vom bayerischen Ministerium anerkannte Umweltstation, eine Umweltmusikwerkstatt und das Haus der Begegnung. In einer Vielzahl von Aktivitäten wird das Bewusstsein für die Schöpfung geschärft. Zudem wird der bedeutsame und verantwortungsvolle Umgang mit den Ressourcen geschult. Die zweite Institution ist das Zentrum für erneuerbare Energien, kurz das ZEN. Sie gibt Hilfestellung und vermittelt Wissen im Zusammenhang mit erneuerbare Energien.“

„Das Kunstwerk steht für die Erhaltung der Schöpfung durch die Nutzung erneuerbarer Energien. Im Zentrum des Kunstwerks steht der Keim des Lebens, der Schöpfungsfunke. Eine Bronzeskulptur, die ein Lebewesen in einem frühen Entwicklungsstadium darstellt. Verletzlich und kraftvoll zugleich. Geschützt und flankiert wird dieses Symbol des Lebens von vier Flügeln aus Edelstahl, ausgerichtet nach den vier Himmelsrichtungen. Jeder Flügel steht für eine Form der Energiegewinnung. Wasser, Biomasse, Wind, Sonne. Die Energie wird symbolisiert durch die Bewegung kleiner rotierender Metallplättchen. Diese sind mit Blattgold, Blattplatin und Siliziumfolie belegt. Durch die Reflexion im Sonnenlicht und die von der Luftströmung entfachte Bewegung entsteht ein attraktives Windspiel. Spirituelle Energie wird zu materieller Energie. Die Informationssäule gibt Auskunft über die Bedeutung des Kunstwerks und weist auf die thematische Verbindung zum Zentrum für erneuerbare Energien und Kloster hin.“