Vilstal-Gemeinden machen gemeinsam Programm.

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Beim fünften Abend „VilsKultur“ war am Mittwoch der große Saal des Kultur-Schlosses Theuern trotz großer Fußballkonkurrenz fast bis auf den letzten Platz besetzt. Viele Facetten kulturellen Lebens in einem kontrastreichen Programm aus Tanz, Musik, Literatur, Film und Wissenschaft zeigten Mitwirkende der Gemeinden am Mittellauf der Vils: Ebermannsdorf, Ensdorf, Kümmersbruck sowie das Bergbau- und Industriemuseum Ostbayern in Theuern und als Gast die Arbeitsgemeinschaft Video der Grundschule Rieden

Bürgermeister Richard Gaßner begrüßte seine Kollegen Josef Gilch (Ebermannsdorf) und Markus Dollacker (Ensdorf), Museumsleiter Michael Ritz und Egid Spies von der Grundschule Rieden sowie die „kulturinteressierten Besucher“ und dankte dem „sehr aktiven Team VilsKultur“ mit Christine Schormüller (Ebermannsdorf), Isabel Lautenschlager (Ensdorf) und  Volker Weymayr (Kümmersbruck).

„Junge Leute aus den VilsKulturgemeinden und Amberg tanzen gerne“, erklärte Heimatpflegerin Christine Schormüller. Eine Formation der Tanzschule Haug (Amberg) tanzte in einer faszinierenden und beschwingten Show Standardtänze und südamerikanische Rhythmen, von Walzer bis Tango. Die tolle Leistung der Tänzerinnen und Tänzer quittierte das Publikum mit lang anhaltendem Beifall und Zugabe-Rufen.

Isabel Lautenschlager vom Heimat- und Kulturverein Ensdorf stellte Helga Ott aus Wolfsbach vor, die aus ihrem Erstlingsroman „Eine hochkarätige Liebe“ las, den sie unter dem Pseudonym Maria Piehl geschrieben hat. Der Roman entfaltet durch Abenteuer und enorme Spannung ein außergewöhnliches Leseerlebnis. Die Autorin gewährt hautnah einen tiefen Einblick in die Lebensart der 70-er Jahre, in denen es nicht an turbulentem Geschehen mangelt. „Eine hochkarätige Liebe“ ist teils Liebes-, teils Kriminalroman.

In der Pause signierte die Autorin Bücher und der Heimat- und Kulturverein Ensdorf  bewirtete mit allerlei leckeren Broten, Zwiebelkuchen und Getränken.

„Einen Schnelldurchlauf durch die Oberpfälzer Geologie“ bot anschließend Diplom-Geologin Dr. Angela Wirsing, einen Ausblick zur Ausstellung „Am Straßenrand – geologische Entdeckungen entlang der A6“, die derzeit im Bergbau- und Industriemuseum Ostbayern in Schloss Theuern zu sehen ist. Entstanden ist die Ausstellung durch das Vermächtnis eines Autobahngeologen, der eine blaue Kiste dem Museum vermachte. „Wie Weihnachten im Hochsommer“ sei es ihr vorgekommen, als sie den Inhalt sichtete und außergewöhnliche Funde entdeckte, so Dr. Wirsing. „Eine Landschaft bleibt nicht stehen, sondern entwickelt sich ständig. Die Ausstellung zeigt, wie Steine in Jahrmillionen entstehen und verschwinden. Verwitterung und Erosion existieren seit es die Erde gibt. Das sieht man entlang der Autobahn. Sie erklärte, dass Sandstein das in Bayern früher am meisten verbaute Material ist, und es vor 150 Millionen Jahren bei uns wie heute in der Karibik ausgesehen habe bevor vor rund 90 Millionen Jahren die große Flut gekommen sei, welche die Oberpfalz bis zu 250 Meter bedeckte. „Die Oberpfalz ist reich an Bodenschätzen und geologisch sehr interessant. In Jahrmillionen hat sich durch geologische Prozesse aus Verschiebungen, Ablagerungen, Anhebungen und Überschwemmungen ein Mosaik an Gesteinen und Sanden entwickelt.“

Drei preisgekrönte Filme zeigten Egid Spies und zwei seiner Schülerinnen aus der Arbeitsgemeinschaft Video der Grundschule Rieden. Die AG wurde 1990 gegründet und hat bisher rund 90 zum Teil internationale Auszeichnungen erhalten. Gezeigt wurde „Übermorgen“, eine Nachrichtensendung aus dem Jahr 2050, in dem sich die Filmgruppe Gedanken um die Zukunft der Menschen gemacht hat. Ferner das lustiges Musikvideo „Märchenkönig“ und „Wissen macht Oh“, in dem die heutige Zeit mit der Zeit als viele von uns noch Kinder waren verglichen wird.      

Volker Weymayr von Kunst-Kultur Kümmersbruck präsentierte zum Abschluss den Kirchenchor St. Antonius Kümmersbruck, der unter Leitung von Susanna Müssig-Wilczeck ganz gekonnt Lieder zum Thema Wasser vortrug. Gemäß dem Motto „Vilsabwärts Eisen, vilsaufwärts Salz. Das war der Handel der Oberen Pfalz. Weymayr brachte dazwischen einen Überblick über die historische Schiffahrt auf der Vils und las das Gedicht „Amberg“ aus den Reisebriefen eines Artisten von Joachim Ringelnatz.

„VilsKultur“ bietet Kultur aus den Gemeinden und von den Vereinen für alle Bürger und Gäste im Unteren Vilstal und aus dem ganzen Landkreis. Dabei haben sich die Beteiligten entschieden, den Begriff „Kultur“ weit zu fassen: Das heißt, aus der eigenen Mitte heraus Kultur zu schaffen, mit ortsansässigen Künstlern, Musikern und Vereinen. An „VilsKultur“ beteiligen sich Ebermannsdorf, Ensdorf und Kümmersbruck sowie KulturSchloss Theuern Bergbau- und Industriemuseum Ostbayern. Als Logo wählten sie sich die Libelle „Grüne Keiljungfer“ (Ophiogomphus cecilia), eine seltene, sehr bedrohte Libellenart, die an der Vils noch zu finden ist. Seit 2007 arbeiten die drei Gemeinden Ebermannsdorf, Ensdorf und Kümmersbruck unter diesem Zeichen interkommunal zusammen.