Pater Ortynskyj feierte seinen 90. Geburtstag

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Im Kreis seiner Mitbrüder und der Salesianischen Mitarbeiter Ensdorf und Rotenberg (Nordbaden), wo der Jubilar lange Zeit gewirkt hat, feierte im Kloster Ensdorf Pater Dr. Johannes Ortynskyj am Sonntag seinen 90. Geburtstag. Bürgermeister Markus Dollacker überreichte im Namen der Gemeinde ein Geschenkset und im Namen von Landrat Richard Reisinger eine Urkunde und die Landkreismedaille in Bronze. Die „Mittelbayerische Zeitung“ schließt sich den vielen guten Wünschen für Gesundheit und Gottes Segen an.

Pater Dr. Johannes Ortynskyj wurde am 20. Januar als Sohn Ukrainisch Katholischer Eltern in der Westukraine nahe Lemberg geboren. Die Eltern verstarben 1972 bzw. 1974. Wie im ukrainisch-katholischem Ritus üblich wurde der Jubilar am selben Tag getauft und gefirmt. Politisch gehörte damals seine Heimat zu Polen. So besuchte er auch das polnische Gymnasium machte bereits mit 17 Jahren das Abitur.

Bereits in diesem frühen Alter entschied er sich für die Salesianer Don Boscos. Zusammen mit einem gleichaltrigen Kameraden machte er sich wenige Wochen vor Ausbruch des 2. Weltkrieges auf die Reise nach Italien, um dort am 5. August 1939 in Ivrea in ein Haus der Salesianer einzutreten. Am 15. August 1941 begann er das einjährige Noviziat in Villa Moglia. Als junger Salesianer machte er sein pädagogisches Praktikum in Rom in San Callisto. Bald wurde ihm die Leitung der Katakombenführer übertragen, wo er im Heiligen Jahr 1950 einen riesengroßen Ansturm an Pilgern zu bewältigen hatte.
Am 15. April 1968 wurde der Jubilar zum Priester geweiht. Als Neupriester unterrichtete er mehrere Jahre am ukrainischen Seminar in Rom. Darauf wechselte er nach Deutschland in die ukrainische Exarchie in München. In den Diözesen München-Freising und Eichstätt war er von 1972 bis 1982 Seelsorger für seine Landsleute in Oberbayern. In München gründete er die ukrainisch-katholische Pfarrei. In derselben Aufgabe war Pater Ortynskyi noch 21 Jahre in der Erzdiözese Freiburg tätig. So kennt sich der Jubilar in Süddeutschland bestens aus. Zu seiner Verabschiedung erhielt er von Dr. Zollitsch, dem jetzigen Erzbischof von Feiburg, eine Würdigung seines seelsorgerlichen Einsatzes:
„Sie haben sich mit der Ihnen zur Verfügung stehenden Kraft für die in unserer Erzdiözese
Und einige Jahre auch in der Diözese Limburg lebenden urkainischen Katholiken eingesetzt und mit Hingabe den priesterlichen Dienst wahrgenommen. Zusätzlich haben Sie in den Pfarreien Rotenberg und Rauenberg regelmäßig die Feier der Heiligen Messe übernommen und wurden Ihrem Mitbruder zu einer wertvollen Stütze, auf die er zählen konnte. Nicht zuletzt haben Sie sich vor allem in den letzten zehn Jahren um die ukrainisch katholische Kirche und um Ihre Landsleute in der Heimat verdient gemacht, indem Sie über das von Ihnen ins Leben gerufene Hilfswerk mit Hilfe von vielen Gläubigen vor allem auch aus den umliegenden Pfarreien Spendengelder und Dinge des täglichen Bedarfs zur Unterstützung Ihrer Not leidenden Landsleute gesammelt haben und durch die Verfassung von Büchern und Kleinschriften zur Erörterung des Glaubens, über die Geschichte des Christentums, vornehmlich der ukrainisch katholischen Kirche und über das christliche Leben einen bedeutenden Beitrag zur Neu-Evangelisierung der Ukraine geleistet haben. So hat Ihr Einsatz tiefe Spuren hinterlassen.“

1968 – nach fast 30 Jahren - konnte der Jubilar noch einmal seine Heimat besuchen, wenn auch mit Angst und unter Bespitzelung des russischen Geheimdienstes. Noch einmal konnte er für eine Woche seine Eltern sehen. Sein Vater starb 1972, seine Mutter 1974. Auch vier seiner fünf Schwestern sind bereits verstorben, eine lebt noch in der Ukraine.

Am 29. April 2003 kam Pater Dr. Johannes Ortynskyj ins Ensdorfer Salesianerkloster, um seinen Un-Ruhestand hier zu verleben. Trotz schwacher Gesundheit ist er jahrelang oftmals den Weg ins Seniorenheim gegangen und hat mit Elan gepredigt und Gottesdienst gefeiert, dieses auch mit Vorliebe in großen Kirchen wie z. B. in Amberg Hl. Dreifaltigkeit oder in St. Ägidius in Schmidmühlen und anderswo.

Seine große Leidenschaft gilt seiner Heimat, die er gerne materiell unterstützt mit seinem Hilfswerk „Don Bosco für die Ukraine“ – von 1992 bis 2003 schickte er 180 große Transporte in seine Heimat - und seinen 80 selbstverfassten Büchern, davon sieben in den Jahren in Ensdorf, welche der religiösen Unterweisung und der Erneuerung des Glaubens dienen wollen. „Zur Verkündigung des Evangeliums und der Erneuerung des Glaubens in der Ukraine, die unter dem Kommunismus sehr gelitten hatte. Adressaten sind vor allem Intellektuelle, die nach der Zeit der Gottlosigkeit nach Wahrheit und Glauben suchen“, so Pater Ortynskyj. Er ist nach wie vor unermüdlich tätig, setzt aber auch sehr auf die Kraft des Gebetes. Täglich ist er mit dem Rosenkranz in Richtung Klosterfriedhof unterwegs. Unter dem Schutz Mariens und ihres Bräutigams, des hl. Josef, fühlt er sich geborgen.

Pater Dr. Johannes Ortynskj hat die italienische Staatsangehörigkeit. Bescheiden meint der vielsprachige Jubilar (er spricht fließend ukrainisch, polnisch, russisch, italienisch, spanisch, französisch, englisch und deutsch), der „aber nur mit einer Zunge spricht“: „Ich bin allergisch gegen Feierlichkeiten, auch gegen Geburtstagsfeiern. Geburtstage haben das Positive des Dankes für von Gott geschenkte Jahre. Negativ ist, dass es immer weniger Jahre werden, die man noch zu leben hat.“