Mittelschule Ensdorf wurde erneut als Umweltschule ausgezeichnet

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung, Schule

Bei der zweiten Teilnahme am Wettbewerb schon mit den maximal erreichbaren „3 Sternen“ zertifiziert.

Die Mittelschule Ensdorf ist nunmehr im dritten Schuljahr bemüht, sich in der Umwelterziehung einen Namen zu machen. Dass bereits bei der zweiten Bewerbung als Umweltschule die Vergabe der maximalen „Sternezahl“ herauskam, ist ein nicht alltägliches und auch für die Schule selbst  überraschendes Ergebnis: man hatte sich um „2 Sterne“ bemüht – die Jury war aber einstimmig anderer Meinung und gruppierte das Konzept der Mittelschule Ensdorf in die höchstmögliche Kategorie ein.

Für Rektor Siegfried Seeliger war dafür ausschlaggebend, dass die Mittelschule Ensdorf das Thema Umwelt in Angriff genommen hat mit ihrer Lage im Naherholungsraum Vilstal und die Nähe zur Umweltstation im Kloster Ensdorf.  Nach einer schulhausinternen Lehrerfortbildung zur „Schulentwicklung – wo soll es hingehen?“, habe man sich im Kollegium darauf verständigt, dass sich neben der da schon erfolgreich laufenden beruflichen Orientierung das Thema Umweltschutz als weiteres profilbildendes Standbein anbietet.  Der Auftrag aller Schulen in Bayern ist es ja, Wissen und Können zu vermitteln, aber auch Herz und Charakter zu bilden. „Daraus resultieren auch Forderungen wie die Achtung des Mitmenschen, der Schutz und Erhalt der unmittelbaren Umwelt und die Erziehung zu einer gesunden Lebensführung“, so der Schulleiter. Als sich auch der Elternbeirat und das Schulforum für „Umwelt und Gesundheit“ als zentrales Thema ausgesprochen hatten,  versuchte man, die „hoch droben“ angesetzten theoretischen Vorgaben auf den Schulalltag „im Kleinen“ herunter zu brechen.  Diese wurden dann zur Leitlinie des weiteren Vorgehens. „Wir haben uns ein eigenes Leitbild gegeben, das eben die Umweltbildung und zugleich die Gesundheitserziehung zur Richtschnur hat.  Alle Maßnahmen, Projekte und Entscheidungen haben wir an der ‚Vision der gesunden Umweltschule’ ausgerichtet.“

Die Mittelschule Ensdorf beurteilt mittlerweile alle Aufgaben, die sie als allgemeinbildende Schule zu erfüllen hat, aus dem Blickwinkel wie zuträglich oder hinderlich eine zu treffende Entscheidung für das Ziel „gesunde Umweltschule“ sein würde. „Wir haben inzwischen zwei Arbeitsgemeinschaften ‚Umwelt und Gesundheit’, eine AG ‚Umwelt und Bewegung’, eine mit dem Thema ‚Umwelt und gesunde Ernährung’. Mit einem ‚man müsste mal …’  entsteht keine Veränderung. Wichtig ist es statt der ‚drei m’ die ‚drei w’:  ‚Wer – was – wann’, also Personal, Material und Zeit zu haben. Erst dann kann sich etwas entwickeln, können Veränderungen in Gang kommen und nachhaltig sein“, erklärt Seeliger.

Dazu bedarf besonders engagierter und interessierter Lehrers, der Projekte anpackt und vorantreibt. Es muss eine deutliche Mehrheit der Lehrkräfte und Schüler interessiert sein, sich mit den Themen auseinanderzusetzen, d.h. jeder muss auch bereit sein, sich aktiv einzubringen, Ideen zu entwickeln und auch in die Tat umzusetzen - jeder an seinem Platz, mit seinen eigenen Fähigkeiten und Präferenzen.

Die Prüfungskommission für die Zuerkennung des Titels Umweltschule ist  mit gleich „drei Sternen“ zu einem auch für den Schulleiter überraschenden Urteil gekommen. „ Mit der schriftlichen Bewerbung hatten wir zwei Vorhaben eingereicht, die den Namen ‚Umweltschule’ auch diesmal rechtfertigen sollten: das Projekt Elektromobilität, das sich nun schon mehr als zwei Jahre erstreckt und demnächst mit dem Umbau eines weiteren E- Bikes fortgesetzt wird; und das vorgegebene Thema ‚Netzwerke bilden’, das wir von Anfang an  forciert haben: Nur wenn ich innerhalb der Schule das Thema Umwelt und Gesundheit vernetzt denke und umsetze, wird sich in den Köpfen der Schülerinnen und Schüler nach und nach etwas in Gang setzen lassen. Deshalb arbeiten wir gerade in den Praxisfächern Technik, Wirtschaft und Soziales sehr oft mit den Umwelt- AG´s zusammen, wählen Themenschwerpunkte entsprechend aus und richten z.B. auch unsere beruflichen Orientierungsmaßnahmen so aus, dass unsere Schülerinnen und Schüler zukunftsorientierte Branchen kennen lernen, in denen sie später eine sichere und interessante berufliche Perspektive finden können. Da wird deutlich, dass ein Netzwerk auch viele, viele Kontakte nach außen braucht. Etwa die Zusammenarbeit mit dem ZEN (Zentrum für erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit), das Haus der Begegnung im Kloster Ensdorf, regionale Industrie- und Handwerksbetriebe, Ärzte und Apotheker, die Raiffeisenbank Unteres Vilstal, umliegende Sportvereine und natürlich die Gemeinde Ensdorf und der Schulverband sind einige Unterstützer unserer Arbeit. Am Ende scheint wohl das Gesamtkonzept den Ausschlag für ‚3 Sterne’ gegeben zu haben: nicht einzelne Aktionen um der bloßen Aktion Willen finden statt, sondern eins gibt das andere und passt einfach gut zusammen. So wie für uns im Laufe der intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema Umwelt, die Verzahnung mit dem Gesundheitsgedanken immer klarer geworden ist: Nur wenn ich selbst auf meinen Körper achte, mich fit halte und einigermaßen gesund ernähre, kann ich auch aktiv werden für den Erhalt der bei uns ja noch sehr intakten Umwelt im Nahraum.“

Selbstverständlich bewirbt sich die Mittelschule Ensdorf auch weiter wieder um den Titel „Umweltschule“ bewerben. Dafür gibt es weitere Vorhaben.  „Es wäre schlimm, wenn wir mit dem Erreichen des Titels ‚Umweltschule mit drei Sternen’ jetzt plötzlich alles beiseite räumen würden.  Wir sind längst noch nicht da, wo wir mit unserem Konzept hinwollen und es bieten sich noch so viele Felder an, für die wir unsere Schülerinnen und Schüler sensibilisieren wollen“, betont Rektor Seeliger. Der erste  Schwerpunkt dieses Schuljahres war und ist noch immer „Wasser als Lebensspender“, der sowohl im Umwelt-, als auch Gesundheitsbereich verankert ist. „In Kooperation zwischen den Umwelt-AG´s und der Arbeitsgemeinschaft Praxis (eingerichtet in der 8. Jahrgangsstufe, zur Vertiefung der beruflichen Orientierung unter Einbezug von Spezialisten aus Industrie und Handwerk) werden wir über die Wintermonate ein weiteres E- Bike ‚produzieren’ . Außerdem werden wir uns mit den Themen ‚Luft und ‚Erde’ (genauer: ‚Feld und Wald’) quer durch alle Jahrgangsstufen, neben und wo möglich auch integriert in den Regelunterricht, beschäftigen. Unsere AG´s lassen sich zudem immer etwas einfallen, das zur Jahreszeit passt oder thematisch gerade auf den Nägeln brennt.  Auch die Ausbildung im Rahmen der Aktion ‚Retten macht Schule’: Die im letzten Jahr erfolgte Erstausbildung in den Klassen 7 bis 9 im ‚Auffinden einer leblosen Person’, mit allen Maßnahmen bis hin zur Defibrillation, wird in der jetzigen 7. Klasse neu ausgebildet und in den Klassen 8 und 9 wiederholt. Die großzügige Investition in die Ausstattung durch die Raiffeisenbank im letzten Schuljahr hat reife Früchte getragen und wird dies über die Mittelschule Ensdorf hinaus auch in Zukunft tun. Letztlich werden wir weiter die ‚Verzahnung von Umwelt und Gesundheit’ im schulischen Alltag betreiben und uns den Veränderungen ‚im Kleinen’ annehmen: Denn genau da kann jeder etwas tun -  für sich, bei sich selbst und in seiner unmittelbaren schützens- und schätzenswerten Umwelt.“

Der Schulleiter sagt ein herzliches „Vergelt´s Gott“ allen Lehrerinnen und Lehrern der Schule, die viele Dinge auch in ihrer Freizeit planen und organisieren; den Schülerinnen und Schülern, die sehr engagiert, interessiert und mit Begeisterung mitarbeiten; dem Elternbeirat und den Eltern, die sich immer wieder gern einbringen und mittun und natürlich dem „Netzwerk gesunde Umweltschule“.

Umweltschule

Wann kann man zur „Umweltschule in Europa/ Internationalen Agenda 21-Schule“ mit „3 Sternen“ ernannt werden - die Kriterien hierfür: Diese Schulen …

  • integrieren Bildung für nachhaltige Entwicklung systematisch in Curriculum und Schulleben
  • orientieren ihre Arbeit systematisch an den Leitideen der Gestaltungskompetenz, des partizipativen Lernens und der Kooperation mit außerschulischen Partnern
  • verwenden die Dokumentation ihrer Projekte zur Öffentlichkeitsarbeit nach innen und außen
  • arbeiten in schulübergreifenden Netzwerken zusammen und stehen mit anderen internationalen Agenda 21- Schulen im kommunikativen Austausch
  • favorisieren Konzepte fachübergreifenden und fächerverbindenden Lernens und praktizieren diese im Unterricht
  • geben ihre Kompetenzen durch Beratungs- und Qualifizierungsangebote weiter
  • verankern Nachhaltigkeit durch entsprechende Schwerpunktsetzung im Schulprofil.