Exkursion in das Felsenkeller-Labyrinth

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Bei der ersten Exkursion in diesem Jahr besuchte der Heimat- und Kulturverein die historischen Felsenkeller in Schwandorf, das größte Felsenkeller-Labyrinth Bayerns. Organisiert hatte die Fahrt für die 40 Teilnehmer Peter Fröhlich.

Um das Jahr 1500 wurden die ersten Felsenkeller in den Sandstein des Schwandorfer Berges geschlagen. Sie dienten wegen ihrer konstanten Temperatur von rund 8 Grad Celsius bis ins 20. Jahrhundert den Brauereien als ideale Gär- und Lagerkeller. Bereits um 1600 wurde Schwandorfer Bier bis nach Nabburg und Regensburg „exportiert“. Um 1812 betrieben 80 Bürger der Stadt das Kommunbraugewerbe. In diese Zeit fällt auch eine letzte Bauphase. Weitgehend original erhalten ist die Bausubstanz aus vier Jahrhunderten. Die teils komplexe Anlage in drei Etagen übereinander umfasst 130 Kellerräume.

Die Mitglieder des Ensdorfer Heimat- und Kulturvereins und ihre Gäste staunten über die enorme Leistung der Steinhauer und Arbeiter der vergangenen Jahrhunderte, welche diese eindrucksvollen Gewölbe in Handarbeit geschaffen haben. Sie erfuhren auch mehr über die einstige Gärung und Lagerung von Bier in den Kellern, die Entwicklung des ehemals wirtschaftlich bedeutenden Kommunnbrauwesens und die Nutzung der Felsenkeller als Luftschutzbunker im Zweiten Weltkrieg. Rund 6000 Schwandorfer Bürger fanden hier bei der katastrophalen Bombardierung ihrer Stadt im April 1945 Schutz und Zuflucht und retteten dadurch ihr Leben. Die Besucher wandelten in Schwandorfs „Unterwelt“ auf den Spuren der so genannten „Kellerdiebe“, die 1931/32 in die unterirdischen Gewölbe eingedrungen waren und auf ihren Diebestouren sieben Kellersysteme mit insgesamt 60 Räumen und Gängen verbanden, indem sie Abmauerungen und natürliche Felswände durchbrochen haben.

Nach 1945 war ein Großteil der Felsenkeller dem schleichenden Verfall preisgegeben und vielfach als Mülldeponie missbraucht worden. 500 Kubikmeter Müll mussten beseitigt werden seit ab 1999 die Felsenkeller erforscht, teilweise saniert und der Öffentlichkeit durch Führungen zugänglich gemacht wurden. Im vergangenen Jahr stiegen rund 15000 Besucher in das größte Felsenkeller-Labyrinth Bayerns. 

Der Heimat- und Kulturverein bemüht sich, das historische Tor aus massivem Holz, das früher den Torbogen des Klosters verschloss, zu erhalten und zu restaurieren. Die mit Eisen beschlagene Außenseite ist mit weißblauen Rauten und den bayerischen Löwen mit Krone bemalt. Das Tor wurde im Zuge der neuen Pflasterung  abgehängt und verschwand. In einem Stadel in Uschlberg war es gelagert worden. Leider musste man dieser Tage nun nach umfangreichen Nachfragen bedauerlich feststellen: Es existiert nicht mehr! Bürgermeister Markus Dollacker erklärt: „Es war total morsch, das Blech verrostet.“ Auf welche Weise es vernichtet wurde, konnte nicht festgestellt werden. „Wir hätten uns an der Restaurierung des Tores beteiligt“, betont der Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins, Gerhard Tschaffon. „Wir bleiben aber weiter dran und wollen, dass originalgetreuer Ersatz für das historische Tor geschaffen wird!“ Einzig vorhanden sind noch die sechs handgeschmiedeten Torangeln, die nach wie vor im Torbogen eingemauert sind. Im Zusammenhang mit dem „Klostertor“ fragt der Heimat- und Kulturverein Ensdorf: Wer hat Fotos oder Postkarten, auf denen das Tor zu sehen ist? In Farbe wäre es besonders schön. Bitte bei Hans Babl, Asamstraße 35, 92266 Ensdorf, Tel. (0 96 24) 15 89 melden!

Die nächsten Termine des Heimat- und Kulturverein Ensdorf: Donnerstag, 10. März, 20 Uhr informatives Monatstreffen im DJK-Sportheim. Dr. Konrad Lautenschlager referiert zum Thema „Zukunft Wald“. Am Freitag, 29. 4., spielt wie im vergangenen Jahr die Gruppe „Undicht“ aus Regensburg im Theatersaal des Klosters. Samstag, 30. April, „VilsKultur“ im Schloss Theuern. Der Beitrag des HKV Ensdorf ist eine Lesung des Schwandorfer Stadtbibliothekars Alfred Wolfsteiner. Er liest aus dem Buch „Speiß-Meister“ des Ensdorfer Benediktinerpaters Odilo Schreger. Samstag, 25. 6., Bayernweite Nacht der Wälder mit einer Exkursion im Kirchenwald Pittersberg und einer Ausstellung. Ferner ist eine biologisch-geologische Exkursion geplant, deren Termin noch nicht feststeht. Monatlich findet jeweils am 2. Donnerstag in wechselnden Gaststätten der informative Monatstreff statt, zu dem Nichtmitglieder gerne willkommen sind.