Wer weiter denkt, kauft näher ein

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Seit über 13 Jahren organisiert die Umweltstation Kloster Ensdorf den Erntedankmarkt im Klosterhof und den Kreuzgängen. „Nicht immer stand er unter einem so guten Stern wie heute. Oft war schon beim Aufbauen abzusehen, dass das Wetter sich nicht bessert. Schon mehrmals sagten die Schirmherren kurz vorher noch ab. Aber heute haben wir freundliches Herbstwetter bekommen, der Schirmherr hat nicht abgesagt, denn wir hatten keinen eingeladen, und es sind so viele Stände da wie noch nie“, sagte Organisator Jürgen Zach bei der Eröffnung, der von der Ensdorfer Volksmusik unter Leitung von Georg Bayern musikalisch umrahmt wurde.

Zum zwölften Mal wird in Bayern der „Tag der Regionen“ begangen, in Ensdorf aber schon seit 1997. Er ist hier zusammen mit dem Erntedankmarkt zu einer festen Einrichtung geworden. Das Bewusstsein um die Schöpfungswirklichkeit sowie den verantwortlichen Umgang mit Natur und Umwelt zu vertiefen und zu stärken ist sein Sinn. „Unter dem Motto ‚Wer weiter denkt, kauft näher ein!’ appellieren wir an die Vernunft der Verbraucher, nicht den Schnäppchen hinterher zu fahren, sondern sich der Herkunft, der Produktionsheimat und der Wirtschaftskraft zu befassen, die ein Einkauf im Lebensumfeld jedes Einzelnen bedeutet“, fuhr Zach fort. „Wer sich über die Interneteinkaufsplattformen mit den Waren des Alltags eindeckt, darf sich nicht wundern, wenn Lebensmittelproduzenten und heimische Handwerker keine Lebensgrundlage mehr sehen und schließen. Nahezu 80 Prozent aller Ausbildungsverträge werden in Klein- und Mittelständischen Betrieben geschlossen. Ein wichtiger Grund, diese durch entsprechende Kaufentscheidungen zu unterstützen.“

Im Beisein von stellvertretendem Landrat, Bezirksrat und Bürgermeister Richard Gaßner (Kümmersbruck), Bezirksrat Bürgermeister Peter Braun (Schmidmühlen), Klosterdirektor Pater Christian Liebenstein und Pfarrer Pater Hermann Sturm sowie Schauspielerin Michaela May eröffnete Ensdorfs Bürgermeister Markus Dollacker offiziell den Ensdorf er Erntedankmarkt, zugleich den „Tag der Regionen“. „Wo kommen Umwelt, Natur und Klima mit Wirtschaftlichkeit und örtlichem Leben zusammen?“ fragte er und gab gleich die Antwort: „Beim Tag der Regionen in Ensdorf unter dem Motto ‚Wer weiter denkt, kauft näher ein!’“ Dollacker dankte den regionalen Anbietern und Standlbetreibern sowie den Organisatoren und wünschte: „Schaut euch um. Lasst euch informieren und kauft auch ein!“ Stellvertretender Landrat Richard Gaßner betonte, dass er zusammen mit seinem Bezirkstagskollegen Peter Braun versuche, die Interessen der Region im Bezirkstag und anderswo zu vertreten. Auch er forderte auf, Natur und Schöpfung im ländlichen Raum zu bewahren und gesunde Lebensmittel aus der Region zu kaufen.

Es ist bezeichnend, dass über 40 Stände, Initiativen und Gruppen den Weg nach Ensdorf gefunden haben. Direktvermarkter aus der Region waren mit ihren Naturprodukten vertreten, Künstler, Kunsthandwerk, Musikgruppen, alle aus der näheren Umgebung. Das Zentrum für Erneuerbare Energien (ZEN) unterstützte in Zusammenarbeit mit vielen Partnern informierte und beriet über Energieeinsparung, die Nutzung und Anwendung erneuerbarer Energien, ebenso der Solarförderverein über Anwendungsmöglichkeiten der Sonnenenergie. Die Bayerische Forstverwaltung beriet und führte ein Quiz durch. Das Wasserwirtschaftsamt informierte über Gewässergüte, zeigte das Leben im Wassertropfen sowie die Lebewesen in der Vils, führte mit Kindern eine Exkursion an die Vils durch. Der Modelleisenbahn-Club Unteres Vilstal lud Kinder und Erwachsene ein, seine 200 Meter lange HO-Digitalanlage mit 25 Zügen zu besichtigen. Das leibliche Wohl kam nicht zu kurz.

Am Nachmittag spielten die Blaskapelle Ensdorf unter Leitung von Hubert Haller und das Jugendorchester der Stadtkapelle Neunburg vorm Wald. Zum Ausklang des diesjährigen Tages der Regionen gab es noch ein Meditationskonzert „das andere Schöpfungssingen“ in der Pfarrkirche St. Jakobus. Mitwirkende waren die „Martinsgänse“ aus Amberg und „CONTIGO“ aus Neunburg vorm Wald. 

Entsprechend dem tollen sonnigen Herbstwetter war der Besuch des Ensdorfer Erntemarktes und des „Tag der Regionen“  ganz toll. Sehr viele informierten sich, ließen sich beraten, schauten sich die reichhaltigen Angebote an,  kauften auch und genossen leckere regionale Schmankeln.

Die Umweltstation Kloster Ensdorf bietet in ihrem Programm auch im kommenden Jahr wieder viele Kurse an, die sich z. B. mit der heimischen Kräuterweltbefassen oder wir zeigen den Kindern in unserer Mosterei, dass Apfelsaft nicht im Tetrapack reift, sondern an den eigenen Bäumen. Das Kloster macht das in Zusammenarbeit mit den jungen Menschen vom „Treffpunkt Grün“, der ja seit Februar mit großem Erfolg und großem Zuspruch der Bevölkerung die ehemalige Klostergärtnerei betreibt.