Der heutigen Jugend die damaligen Geschehnisse näher gebracht

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung, Schule

Die 8. Klasse der Hauptschule Ensdorf besuchte im Rahmen des GSE-Unterrichts das ehemalige Konzentrationslager in Flossenbürg. Nach der einstündigen Busfahrt erreichten sie die Gedenkstätte, wo Fremdenführer Werner am damaligen Verwaltungsgebäude die Schüler in Empfang nahm. Er selbst ist 1939 in Flossenbürg geboren und konnte so den Schülern in seiner ehrenamtlichen Tätigkeit sein Anliegen der „heutigen Jugend“ die damaligen Geschehnisse näher bringen.

„Arbeit macht frei“ – unter diesem Motto kamen zwischen 1938 und 1945 rund 30000 Menschen alleine im Arbeitslager Flossenbürg zu Tode. In dem anliegenden Granitsteinbruch arbeiteten viele Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen; sehr viele kamen dabei ums Leben. Jedes Gebäude im Lager wurde von Häftlingen erbaut, ebenso wie die umliegenden Straßen. Jeder Häftling vollzog in kürzester Zeit im Konzentrationslager die Verwandlung „vom Menschen zur Nummer“. Das Leben eines Gefangenen war hier nichts mehr wert. Das Lager war ursprünglich nur für 1500 Menschen ausgelegt worden; Gegen Ende des Krieges befanden sich etwa 15000 Menschen darin.

Am Appellplatz erfuhren die Schülerinnen und Schüler vom damaligen Tagesablauf der Häftlinge und hörten von den Schikanen, die sie dort erdulden mussten: Oftmals mussten sie auch im Winter mehrere Stunden bei minus 20 Grad im Schnee warten, bis sie fertig gezählt waren.

Herr Werner erzählte ihnen weiter, dass viele der Qualen nicht nur von den Nazis, sondern besonders von den „Kapos“ ausgingen, die Mithäftlinge mit höherem Status waren. In den original erhaltenen Waschräumen fanden die Schüler heraus, dass die „neuen“ Häftlinge entweder eiskalt oder kochendheiß abgeduscht wurden. Dort wurden sie auch geschoren, zuletzt bekamen sie einen gestreiften Anzug.

Anschließend besichtigte die 8. Klasse der Hauptschule Ensdorf  das Grundstück worauf einst eine Krankenstation und ein Gefängnis errichtet waren. Im Krankenhaus wurden oftmals Schauoperationen durchgeführt bei denen mehr als 60 Prozent der Fälle tödlich ausgingen. Im Gefängnis wurden hauptsächlich politische Gegner eingesperrt. Die Kriegsgefangenen hatten ein eigenes „Lager im Lager“. Im Krematorium erfuhr die Klasse, dass anfangs täglich durchschnittlich ein zu Tode gekommener Mensch verbrannt wurde. Gegen Ende des Krieges waren es ungefähr zehn täglich und dass zum Schluss der Ofen nicht mehr reichte. Die Leichen einfach wie auf einem Scheiterhaufen verbrannt.

Ein mit Gras bewachsener Aschehaufen erinnert heute an die vielen Toten. Letzte Station der Klasse war die Kapelle, die für die Gedenkstätte bereits 1947 auf dem Lagergelände errichtet wurde. Hier sind überall die die Namen der  117000 Toten aus 16 verschiedenen Nationen auf Tafeln zu sehen. Diese Zahlen hatten die Amerikaner nach dem Krieg ermittelt. Es stellte sich später heraus, dass hier ,,nur" 30.000 Menschen gestorben sind.

Ein Stück der dunklen deutschen Geschichte war den Schülerinnen und Schülern an diesem Tag bei dem Besuch der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg  greifbar nahe geworden. Der Besuch hat alle sehr bewegt.