Blinde können viel besser hören, fühlen und riechen

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung, Schule

Vor den Osterferien, hat Herr Gerhard Schollwöck vom Bayerischen Blinden und Sehbehindertenverband mit seinem „Zivi“ Marc Schuster die beiden 5. Klassen der Volksschule Ensdorf besucht. Er erzählte uns wie es ist, blind zu sein und wie er blind wurde.

Im Alter von 19 Jahren erblindete er nach vielen Operationen völlig. Er hatte einen Tumor am Sehnerv, der das erste Mal entdeckt wurde, als er in der dritten Klasse war. Wir erfuhren, dass  in ganz Deutschland 155 000 und in Bayern allein 17 000 Menschen blinde Menschen leben. Jedes Jahr erblinden hier fast 3000 Menschen neu. Ein Mensch wird dann als „blind“ bezeichnet, wenn er am besseren Auge weniger als 2 % sieht.

Herr Schollwöck zeigte uns mit verschiedenen Brillen gezeigt, dass Blindsein unterschiedlich ausfallen kann. Wir haben gelernt, dass vor möglicher Erblindung niemand sicher sein kann. Dafür gibt es mehrere Ursachen: Unfall, insbesondere durch einen Schlag aufs Auge kann man das Augenlicht verlieren, Krankheiten wie Diabetes oder den grünen Star. Auch durch eine Frühgeburt kann ein Baby erblinden, wenn der Sehnerv noch nicht vollständig entwickelt ist.

Jetzt wissen wir, dass man blinde Menschen mit Hilfe von vier Merkmalen auf der Straße erkennen kann: Anhand der gelben Armbinde mit drei schwarzen Punkten, einem weißen Taststock, einer schwarzen Brille oder an einem Blindenhund. Ein Blindenhund kostet um die 20000 Euro, weil er sehr gut ausgebildet sein muss!

Ganz besonders erstaunt waren wir als erfuhren, dass ein „gesunder“ Mensch 75 bis 80 % aller Eindrücke über die Augen wahrnimmt. So müssen Blinde ihre anderen Sinne besonders gut schulen und ihnen vertrauen – sie können dann nach einer Weile viel besser hören, fühlen und riechen als sehende Menschen.

Herr Schollwöck hat uns auch viele Hilfsmittel gezeigt, die blinden Menschen den Alltag sehr erleichtern. Einige davon durften wir selbst ausprobieren. Die wichtigsten Hilfsmittel sind  Blindenschrift, Blindentaststock, aber auch Cashtester, der einem hilft Münzen und Scheine zu unterscheiden. Es gibt sogar viele Spiele extra für Blinde, wie Mensch-ärgere-dich-nicht, Schach und Kartenspiele. Die Spielfiguren haben unterschiedliche Formen, so kann man sie von einander unterscheiden.

Besonders gefallen haben uns die akustischen Hilfsmittel: zum Beispiel sprechende Uhren und Waagen, Farberkennungsgeräte und ein Gerät, dass einen Piepston macht, wenn man das Glas vollgeschenkt hat. Es gibt sogar einen „Einkaufsfuchs“ der im Supermarkt die verschieden Lebensmittel erkennt, wenn man ihn an den Strichcode hält. Allerdings ist der mit 3500 Euro sehr teuer.  

Wohin blinde Kinder aus unserer Umgebung zur Schule gehen, haben wir auch erfahren. In Regensburg und in Nürnberg gibt es sehr große Blindenschulen. Von der ersten bis zur vierten Klasse besuchen fünf oder sechs Kinder eine Klasse. Ab der fünften Klasse haben die Kinder die gleichen Fächer wie wir. Sie lernen zusammen in normalgroßen Klassen. Blinde Schüler müssen genauso wie wir Aufsätze schreiben, nur natürlich in Blindenschrift.

Zum Schluss hat uns Herr Schollwöck erzählt, wie wir blinden Menschen helfen können. Sie freuen sich darüber, wenn man sich erkundigt, ob man ihnen helfen kann. Sagt der Blinde „Ja“ und will wohin geführt werden, soll man seinen Arm anwinkeln und ihn einhängen lassen. So kann man gut den Weg zeigen! Aber Vorsicht: Nicht zu schnell gehen und auf Hindernisse achten!

Von Noah Hentschel, Klasse 5b der Hauptschule Ensdorf