Renaturierung des Rammertsbrunn

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Bis vor knapp 100 Jahren lag der „Rammertsbrunn“, eine Karstquelle aus dem Hirschwald bei Ensdorf, frei. Dann wurde er im Zuge des Eisenbahnbaus 1911 verrohrt und mit einer vier Meter hohen Dammaufschüttung überdeckt. Seit Herbst 2008 fließt die Quelle in der Nähe der so genannten Steinbergwand wieder frei in die Vils. Nun informiert eine Informationstafel auf deutsch und englisch über Karstquellen, die Quelle als Lebensraum, die Hydrogeologie im Hirschwald und die Geschichte des Rammertsbrunn.

Die Restaurierung der Quelle unmittelbar am Vilstal Rad- und Wanderweg bei Flusskilometer 25,6 zwischen Leidersdorf und Ensdorf erfolgte auf Anregung des Heimat- und Kulturverein Ensdorf durch das Wasserwirtschaftsamt. Konzept und Planung stammt von den Wasserwirtschaftlern Peter Fröhlich und Wolfgang Hafenbradl aus Ensdorf. „Mit der Renaturierung des ‚Rammertsbrunn’“, so Technischer Oberamtsrat Peter Fröhlich, Fachbereichsleiter Wasserbau beim Wasserwirtschaftsamt Weiden, „ist die ökologische Situation am Auslauf der Quelle bei der Steinbergwand verbessert worden.“ Dazu wurde der ehemals freiliegende und im Zuge des Eisenbahnbaus verrohrte Quellabfluss teilweise um 1,5 bis zwei Meter zurückgenommen und durch eine bogenförmige Mauer aus großformatigen Natursteinquadern vom ehemaligen Sägewerk in Theuern gestützt. In den so entstandenen Freiraum tritt nun die Qualle etwas abgesetzt von der Vils wieder zutage. „Dadurch entstand eine ökologisch wertvolle Nische für spezielle aquatische Lebenswesen wie z. B. Kleinkrebse, Kieselalgen oder Wasserstern. Zusätzlich wurde dieser Uferbereich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, damit Radler und Wanderer die Quelle mit ihrem wunderbar klaren Wasser sehen können“, erklärt der Wasserbauer.

Deren Besonderheit wird nun durch eine Schautafel erläutert. Ein rund fünf Quadratmeter großer Fahrradparkplatz ist angelegt, damit interessierte Besucher nicht den Radweg blockieren. Der Zugang zur Quelle erfolgt über eine böschungsgleiche Treppe aus ortsüblichem Naturstein. Der Abgang erhielt als Sicherung einen hölzernen Handlauf. Der „Rammertsbrunn“ liegt im Landschaftsschutz- und FFH-Gebiet und zugleich im Naturpark Hirschwald.

Der Quellaustritt ist durch eine schmale, L-förmige Uferbuhne aus Dolomit-Findlingen auf rund acht Meter Länge von der Vils abgetrennt. Die Konstruktionsoberkante der Buhne überragt den mittleren Wasserstand der Vils nur um wenige Zentimeter. Der so entstandene Bachlauf erhielt drei Sohlriegel, um den Wasserstand zur Quelle hin zu stützen.

„Durch die Freilegung der Quelle ‚Rammertsbrunn’ wurde eine ökologisch wertvolle Nische für spezielle aquatische Lebewesen geschaffen. Durch die ‚verkehrslenkenden Maßnahmen’ (Schautafel und Zugang) wird das Verständnis für ökologische Zusammenhänge, vor allem für das Biotop ‚Quelle’ gefördert“, so Fröhlich. „Natürliche Quellen sind in unserer Natur inzwischen sehr selten geworden. Entweder wurden sie drainiert oder in einen Fischteich umgewandelt. Von den 109 Quellen im Einzugsbereich der Vils (sieben davon sprudeln in der Gemeinde Ensdorf) können nur mehr 30 ungehindert als kleine Bäche weiterfließen.“

Der Rammertsbrunn war früher wichtiger und wesentlicher Bestandteil der ursprünglichen Wasserversorgung für Ensdorf. Er war der stärkste Brunnen und Quelle für Viehtränke. Für den Namen „Rammertsbrunn“ sind mehrere Deutungen möglich. Wahrscheinlich: Brunn war in der Oberpfalz eine alte Bezeichnung für Quelle. „Rammer“ steht in Altbayern für Schafbock. Damit lässt sich Rammertsbrunn als Schafbockbrunnen deuten.

Der Rammertsbrunn im Überblick

  • Der „Rammertsbrunn“ liegt unmittelbar am Vilstal Rad- und Wanderweg zwischen Leidersdorf und Ensdorf in der Nähe der historischen Steinbergwand bei Flusskilometer 25,6, im Landschaftsschutz- und FFH-gebiet und im Naturpark Hirschwald.
  • Er hat nahezu Trinkwasserqualität und je nach Jahreszeit eine Schüttung von drei bis zehn Liter pro Sekunde.
  • Er wurde im Zuge des Bahnbaus 1911 verrohrt und vier Meter hoch überdammt, nun wieder freigelegt.
  • Mit der Renaturierung des „Rammertsbrunn“ wurde ein wertvolles Biotop am Auslauf der Quelle für aquatische Lebewesen geschaffen.
  • Eine acht Meter lange Buhne gibt den Blick frei auf das klare Grundwasser und den kristallklaren Quellaustritt.
  • Über eine Treppe gelangt man zur Quelle. Der Abgang ist durch einen hölzernen Handlauf gesichert.
  • Ein Radparkplatz ist vorhanden.
  • Eine Schautafel informiert über die Quelle und ihre historische Bedeutung, die Hydro geologie des Hirschwaldes, Quellen als Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten sowie über Karstquellen allgemein.