Wir werden immer älter und pflegebedürftiger

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Zur Entlastung von pflegenden Angehörigen gibt es demnächst bei der Caritas-Sozialstation Ensdorf in ihrem großen Betreuungsgebiet mehrere Betreuungsgruppen für Demenz, Gesprächsgruppen für Angehörige aber auch die Möglichkeit der ehrenamtlichen Schulung in Umgang mit Demenz. Dies ist das Ergebnis eines Vortrags des Diplom-Sozialpädagogen und Gerontotherapeuten (FH) Georg Pilhofer von der Gerontopsychiatrischen Koordinationsstelle Oberpfalz, zu dem 24 Interessenten gekommen waren.

Was ist Demenz? Wie erkennt man sie? Wie fühlt sich ein Mensch mit Demenz? Was braucht ein Mensch mit Demenz? Wie gehe ich mit Menschen mit Demenz um? Das waren Fragen, die der Gerontotherapeut Georg Pilmeier in seinem Vortrag als Auftakt zur Neugründung von Betreuungsgruppen für Demenzkranke, Gesprächsgruppen für Angehörige und einer Ehrenamtlichenschulung im Umgang mit Demenz bei der Caritas-Sozialstation Ensdorf stellte und beantwortete.

Dazu begrüßte Pflegedienstleiter Siegfried Buchka auch die Betreuungshelferinnen Schwester Claudia Vermöhlen, Luzie Tipold, Sabine Plawiak, Marie Bedrog, Beate Kurtave und Rosi Hammer sowie Krankenschwester Susanne Weigl, welche für die Betreuung pflegender Angehöriger zuständig ist und die gerontopsychiatrische Fachkraft, Schwester Gabriele Kraus.

„Wir werden immer älter und pflegebedürftiger“, stellte Buchka fest. „In der Pflege und Betreuung hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan“, betonte die gerontologische Fachkraft Schwester Gabriele Kraus. „Menschen haben eine Seele, Psyche, selbst wenn sie dement sind. Darum kümmert sich die Gerontologie. Sie stellt den Alltag mit diesen Menschen her.“ Und Georg Pilhofer ergänzte: „Die häufigste Form dieses Krankheitsbildes ist die Alzheimer-Demenz. Durch die Zunahme der Hochaltrigkeit in unserer Gesellschaft steigt auch die Zahl derer, die daran erkranken. Der Umgang mit den Krankheitssymptomen wie Verwirrtheit, Vergesslichkeit, Unruhe und Rastlosigkeit erfordert viel Verständnis und Einfühlungsvermögen. Wenn die Seele krank ist, leidet nicht nur der Patient, sondern auch die Angehörigen. Deshalb wollen wir Entlastungsmöglichkeiten schaffen. Wobei die Caritas-Sozialstation Ensdorf bereits jetzt großartige Hilfen anbietet.“ Er ging auf den demographischen Wandel, die veränderte Altersstruktur ein, mit immer mehr älteren Menschen, immer mehr Single-Haushalten und immer weniger Kindern. „Gemeinden, die nichts dagegen tun, werden aussterben. Ältere Menschen brauchen nämlich Sicherheit und Hilfen. Dafür muss die entsprechende Infrastruktur geschaffen werden.“

Als „Grundbedürfnisse demenzkranker Menschen“ nannte er besonders: Zuwendung und Liebe, Bindungen, Eingebundensein in eine Gruppe, Beruhigung und Behaglichkeit, Beschäftigung und Identität. Schwester Kraus fragte die Interessenten: „Was bleibt noch, wenn bei Demenz so vieles verloren geht?“ Antwort: „Gefühle und Sensibilität. Mehr noch als bisher. Liebe, Geborgenheit. Der demente Mensch ist immer noch eine Persönlichkeit. Er verliert seine Talente nicht. Erhalten bleibt auch der Lebensstolz. Hier müssen wir anknüpfen. Daher ist das biographische Wissen über die demente Person unser Lesebuch!“ Georg Pilhofer ermahnte aber auch: „Denken sie nicht nur an ihre kranken Angehörigen, sondern auch an ihre eigene Gesundheit, zeigen sie gesunden Egoismus und nehmen sie die Entlastungsmöglichkeiten, z. B. der Caritas-Sozialstation Ensdorf, in Anspruch.“

„Wir sind immer da, wenn ihr uns braucht“, erklärte Schwester Susanne Weigl und rief dazu auf, sich auch an die diversen Selbsthilfegruppen zu wenden, denn „Praxis ist der beste Lehrer“. „Nutzen sie unsere freiwillige und kostenlose Beratung“, empfahl sie. Im Mittelpunkt der Arbeit der Caritas-Sozialstation Ensdorf stehen die über 120 Patienten und deren Angehörigen. Sie ist die beste, größte und sicherste Pflegeinstitution im unteren Vilstal. „Ein ganz großes Lob“ sprach Schwester Gabriele Kraus den pflegenden Angehörigen aus. „Was die leisten ist ganz ungeheuer!“ Die Caritas-Sozialstation Ensdorf bieten denen Entlastungen an. „Nehmen sie Kontakt auf, fordern sie uns! Wir sind hier, nehmen sie uns in Anspruch!“ empfahl sie.

Die Leistungen der Caritas-Sozialstation Ensdorf: medizinische Pflege Zuhause bis hin zur Palliatrie für sterbende Angehörige, hauswirtschaftliche Betreuung, Essen auf Rädern, Hausnotrufgeräte Tag und Nacht, rund um die Uhr, Pflegekurse,  kompetente geschulte Helfer betreuen Demenzkranke, behinderte und geistig behinderte Menschen, Angehörigen-Beratungsstelle, Helferkreis. „Wir sind immer gerne für sie da“, betont Pflegedienstleiter Siegfried Buchka. „Unsere Leute habens drauf!“

Nun sollen nach Bedarf und Interesse zur Entlastung pflegender Angehöriger  Betreuungsgruppen für Demenzkranke (dezentral nicht nur in Ensdorf!) gegründet werden und Gesprächsgruppen für Angehörige, ferner werden Ehrenamtlichenschulungen in Umgang mit Demenz angeboten. Interessierte können sich bei der Caritas-Sozialstation Ensdorf auch telefonisch unter (0 96 24) 92 22 10 melden.

Fakten zu Demenz im Überblick

Demenz ist eine erworbene Hirnleistungsstörung, die charakteristisch fortschreitet. Sie geht einher mit fortschreitendem Gedächtnisverlust, Denkstörungen, Aphasie, Apraxie, Agnosie, Beeinträchtigungen der Urteilsfähigkeit und der emotionalen Kontrolle, Veränderungen im Sozialverhalten und Motivation, Verlust lebenspraktischer Fähigkeiten, Persönlichkeitsveränderung nach längerer Krankheit.

Ein Mensch mit Demenz fühlt sich unsicher, unverstanden, schikaniert, ungeliebt, alleine, entwurzelt und verzweifelt.

Verlauf von Demenzerkrankung: Die Vergesslichkeit nimmt zu. Die Orientierungsfähigkeit geht verloren. Gefühlsreaktionen verändern sich. Die Gefährdungen wachsen. Kranke versuchen die Defizite auszugleichen. Die Selbststeuerung geht verloren.

Wie sich der Demenzkranke selbst erlebt: Die vertraute Welt versinkt. Aus Unsicherheit kann Misstrauen werden. Angst vor der eigenen Leistungsfähigkeit. Verlustängste prägen das Handeln des Kranken. Der Kranke wird innerlich einsam.