Rückblick auf 25 Jahre Haus der Begegnung

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

„Zwei Jahrzehnte lang war in diesem Gebäude Schule und Internat. Die Chronik erzählt von vielen Höhepunkten. Die Schüler, so würde es auch Pater Dietz und viele seiner Mitbrüder aus der Hochzeit der Schule und des Internats sagen: Die Schüler waren unsere, mit denen wir drei Jahre zusammen sind“, erklärte Klosterdirektor Pater Georg Matt zu Beginn der Feier zum 25-jährigen Bestehen des Hauses der Begegnung, das Ende 1984 eröffnet wurde.

Dazu waren viele Gäste in den Mehrzweckraum gekommen. Darunter Bürgermeister Markus Dollacker, die Altbürgermeister Georg Dirmeier und Karl Roppert, MdL Reinhold Strobl und weitere Vertreter aus Politik, Kirche, Jugendarbeit, Don-Bosco-Familie usw. Die Salesianer bezeichnete Pater Matt als „Gemeinschaft von Staatsbürgern“, betonte die guten Beziehungen von Kloster und politischer Gemeinde. „Don-Bosco-Familie ist mehr als die Salesianer“. „Salesianer stehen für vorbildliche Jugendarbeit.“ Die musikalische Umrahmung besorgten Stefan Huber, Cyrus Saleki und Jürgen Zach mit „Some of my chords“, „Blue Bossa“ und „Blue Monk“. Direktor Pater Matt gab unter dem Titel „Die Unseren – Die Anderen“ einen Rückblick auf 25 Jahre „Haus der Begegnung“

Zwei Jahrzehnte Schule und Internat der Salesianer in Ensdorf fuhr 1984/85 noch „volles Programm“: Advents- und Nikolausfeier, Adventssingen, Don-Bosco-Fest mit Blasmusik, Chor, Theater und Schuhplattler zeigten etwas von der Vielfalt musischer Erziehung in Internat und Schule. Dann kam die Frage nach den Anderen. Wer soll sich für ein anderes Angebot im Ensdorfer Kloster interessieren? Die Chronik erzählt im Dezember 1984 vom Beginn im Haus der Begegnung: „Schon der Hausputz vor Weihnachten war eine fröhliche Begegnung von Jugendlichen: Vier Tage lang – teilweise noch im Gleichschritt mit den Handwerkern – halfen Jugendliche aus dem Wohnheim in Regensburg, junge Leute aus Amberg und Göppelbach, um das Haus bewohnbar zu machen. Der erste Kurs war mit Schweigeexerzitien vorwiegend für Interessenten am geistlichen Beruf vom 27. bis 31. 12. 1984, begeleitet von Pater Johannes Schreml, Pater Sebastian Raß und dem Kleriker Ulrich Wabre, parallel ein Wochenende „Spiel – Gestaltung – Feier“ für Gemeindeassistenten, Theologiestudenten und Schülern der Oberstufe, das Gemeindereferent Albert Krottenthaler leitete. „Erfreulich für den Anfang war auch das Interesse der Mitbrüder des Hauses und die gute Zusammenarbeit mit Küche, Bäckerei, Kellermeister, Pforte, Sakristei Waschküche und, und, und“, betonte Pater Matt. „Möglich wurde der Anfang, weil ein Umbau und Neubau für Schule und Internat vorgenommen wurde. Die neuen Räume wurden nicht auf Kosten des Internats und der Schule gewonnen.“ Das erste Programm lud schon zu offenen geistlichen Angeboten ein.

Im Januar 1988 berichtet die Chronik: „Große Resonanz auf Kurse und Exerzitien im Haus der Begegnung. Es fragen viel mehr Jugendliche an als wir aufnehmen können.“ Im August 1988 verlassen mit Schwester Annemarie und Pater Johannes Schreml zwei Menschen der „Gründungsgeneration“ ihr „Kind“. Pater Kuhn bleibt als Referent im Haus der Begegnung. Und am 11. August 1988 stand in der Zeitung: „Unmittelbar neben dem Nordwesttrakt wurde das neue Gymnasium der Salesianer errichtet. Wie vom Direktor Pater Fiedler zu erfahren war, wurde auch eine Kapelle eingebaut, die auch für das Haus der Begegnung bestimmt ist.“ 1993 findet sich ein Praktikant in Ensdorf ein, der seit Anfang Januar als Referent im Bildungshaus seinen Dienst übernommen hat. Ein Wechsel in der Führung: Von Pater Felber übernimmt Pater Alfons Blüml die Leitung des Hauses der Begegnung.

Im Juli 1995 erhofft man sich vom Jubiläum „75 Jahre Salesianer Don Boscos in Ensdorf“ einen neuen Aufschwung für die Belebung des Internats und der Schule, doch schon im Oktober stand als Schlagzeile in der Zeitung: „Gymnasium und Internat machen dicht.“ Und im November 1995: „Haus der Begegnung bald Umweltzentrum?: Zwar liegt die künftige Entwicklung des Klosters noch im Nebel, aber durch den Fortbestand des Hauses der Begegnung wird die Jugendbildungsarbeit in Ensdorf einen wichtigen Stellenwert behalten.“

Beim Don-Bosco-Fest 1996 zeigten Schülerinnen und Schüler noch einmal, was sie sich neben dem schulischen Wissen aneignen konnten. Mit dem Theaterstück „Der Rossdieb von Fünsing“ aber fiel der letzte Vorhang der Theatertruppe der Schule. Regie führte auch hier Pater Andreas Dietz. Am 31. Juli 1996 hieß es endgültig: „Die ‚kleine, aber feine Schule’ in Ensdorf gibt es nicht mehr.“ Bei der letzten Abschlussfeier verkündet Direktor Pater Martin Haunolder: „Die Blaskapelle unter Georg Bayerl wird bleiben und das Haus der Begegnung wird als überlebender Teil ausgebaut.“

Und die andern? August 1996: Umweltstation wird staatlich anerkannt. Schlagzeile Januar 1997: „Zukunft liegt jetzt im Haus der Begegnung. Zimmer sollen dem Lebensstandard angepasst werden: Schwerpunkte sollen sein: Tage der Orientierung, „Das neue geistliche Lied“ auch „musica e vita“, „Schöpfung erleben mit der Umweltstation“. Kooperationspartner sind: das Bischöfliche Jugendamt, das Katholische Bildungswerk Amberg-Sulzbach, LBV, Musica e vita, Aktionszentrum Benediktbauern, Naturschutzverbände. Im April 1997 hatte der Vorspielnachmittag Premiere, denn seit September 1996 gibt es die Möglichkeit für Kinder in der Umgebung des Klosters, ein Musikinstrument zu lernen. Georg Bayerl, ehemals Internatserzieher, setzt sein Engagement für junge Menschen hier fort.

Das Haus der Begegnung mit den Schwerpunkten „Tage der Orientierung“, Besinnungswochenenden und Exerzitien wandelt sich zu einem Bildungshaus mit den Säulen „Orientierungsangebote für den Lebens- und Glaubensweg“, Umwelterziehung mit dem Akzent „Schöpfung erleben“, Musikerziehung unter dem Titel „Musikunterricht im Kloster“. Der ökologische Ansatz in der Jugendbildungsarbeit gewinnt an Bedeutung. Das zeigt sich heute auch in der Außenanlage und im Haus. Es entstehen: Biotop an der Vils, Schaubienenstand, Streuobstwiese, Kneippanlage, Kräutergarten, Klanghaus, Niederseilgarten, Grüne Kapelle, Tonstudio. Und es wachsen Projekte: Umweltwerkstatt Amberg, Umweltmusikwerkstatt, Schullandheimaufenthalt unter dem Vorzeichen „Schöpfung erleben“, ZEN-Akademie-Projekte zum Element Wasser, Senioren als Umweltberater in Schulen.

Vielfältig ist junges Leben zu spüren in den Häusern und auf dem Gelände, das von jungen und erwachsenen Gästen hoch geschätzt wird. In der Regel wechseln die Gruppen in der Woche dreimal. Montag, Mittwoch und Freitag sind Ein- und Auszugstage. Oft sind es 100 Jugendliche und Erwachsene. Nach fast 25 Jahren war es höchste Zeit, die Zimmer von Grund auf zu erneuern. 2008 und 2009 wurden die Zimmer von Haus 2, 3 und 4 renoviert, mit Nasszellen ausgestattet und neu eingerichtet. „Nach fast 25 Jahren kein Luxus mehr“, so Dirktor Pater Matt. „Möglich wurde dieser Kraftakt durch eine großherzige Spende einer Wohltäterin. Aus dem Haushalt wäre es nie zu erwirtschaften gewesen.“

„Ungünstige Wetterlage und dennoch Freude am Entdecken. Auch in Zukunft können wir nicht immer warten, bis das Umfeld günstig ist. Jedes Wetter, jede Situation birgt seine besonderen Reize in sich. Wenn der Begleiter authentisch ist, gehen auch da junge Menschen mit ihm, wenn der Wind ins Gesicht bläst. Mit Don Bosco können wir uns auch heute etwas wagen!“ schloss Klosterdirektor Pater Georg Matt seinen Rückblick auf 25 Jahre „Haus der Begegnung“.

Bürgermeister Markus Dollacker verwies in seinem Grußwort auf die Innovationskraft der Klöster, besonders in Ensdorf, wo vor 25 Jahren „mit dem Haus der Begegnung eine Innovation für unsere Region begonnen“ habe. Das sei bis heute so geblieben. Ob der Aufbau des Zentrums für Erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit (ZEN) oder die Kooperation mit der Hochschule Amberg-Weiden, noch aktueller die zukünftige Zusammenarbeit mit dem Werkhof Sulzbach im alten Musikhaus. „Immer werden neue zukunftsweisende Aktivitäten gestartet, die unsere Region beleben, natürlich auch die Gemeinde Ensdorf. War vor 50 Jahren das klösterliche Leben in Ensdorf noch sehr abgeschottet, so ist heute das Kloster offen und eine Gemeinsamkeit entstanden.“ Dollacker dankte für die hervorragende Zusammenarbeit. „Alle Bürgermeister beneiden mich um mein Kloster. Da macht es mir nichts aus, dass bei der Feuerwehr Klosterdirektor Pater Matt mein Truppführer ist.“ Dollacker sicherte diesem und dem Orden der Salesianer Don Boscos weitere gute Zusammenarbeit zu.

Berthold Göttgens überreichte im Namen der Salesianischen Familie zum 25-jährigen Bestehen drei neue Hinweisschilder, „die uns den Weg zeigen sollen ins Haus der Begegnung“.

Gelegenheit zu frohen Begegnungen im Geiste Don Boscos gab es beim anschließenden Imbiss in den Speisesälen.